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Kapitel 

Fünf Geschichten aus dem Westlichen Nordland


Mit einer Übersichtskarte


Übertr. von W. H. Vogt u. Frank Fischer

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


19. Skeggi und Asbjörn lauern Thord vergeblich auf

Jetzt wird erzählt, daß ein Schiff an der Blandamündung landete. Auf dem befand sich Asbjörn, Skeggis Neffe. Skeggi ritt zum Schiffe und lud Asbjörn zu sich ein. Sie kamen nach den Dampfquellen, zusammen achtzehn. Asbjörn war den Winter über nicht froh. Thord Unruh lebte zu Hause in Os und hatte eine Schar tüchtiger Männer um sich; Eid war dort mit neun Leuten.



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Asbjörn war noch nicht lange bei den Dampfquellen, als er Skeggi sagte, was erin der Sache mit Thord vorhabe. Er könne es nicht aushalten, daß er für den Tod seines Bruders Orm keine Buße habe und dabei Kraft genug zur Rache.

Skeggi meinte, es seien in dieser Sache Schwierigkeiten: — "denn Eid hält sich stets zu Thord, und ich weiß nicht, welches Ende unsere Händel mit den Männern von Os nehmen werden." Sie brachen das Gespräch ab,

Diesen selben Sommer kam ein Schiff in die Weißache am Borghard. Man ritt von Norden zu dem Markt, vom Mittelfjord und von andern Gegenden. Thord Unruh ritt mit elf Leuten zum Schiff, und alle waren wohlgerüstet. Seine Brüder ; Eyjolf und Steingrim, waren beide dabei. Es ging die Rede, daß Thord in Geschäften den Borgfjord entlang reiten wolle und dann nach Norden über die Aarseeheide 1.

Skeggi hörte das und machte sich heimlich mit siebsehn Leuten auf den Weg, ohne daß Eid es merkte, und wollte Thord auflauern, wenn er nach Norden ritte. Asbjörn war mit dabei. Sie ritten über den Bergrücken in das Weidental um alle Höfe herum, und dann südlich auf die Hochfläche, wo die Wege sich scheiden und das Land zum Weidental abfällt.

Mit Skeggi ritt ein Mann, der hieß Thorbjörn, mit Zunamen der Armselige. Er wohnte auf Skeggis Lande und hatte sich bei ihm in Leibzucht gegeben. Er war sehr reich, aber konnte sein Geld weder bei sich noch bei anderen sehen und hieß wegen seines Geizes der Armselige. Außer seiner Frau hatte er nicht viel Hausgenossen um sich.

Eid war nach dem Mittelfjordkap 3 geritten, um nach der Wirtschaft eines Mannes zu sehen, der Thorbjörn hieß, mit dem Beinamen der Jämmerliche. Er war Leibzüchter Thords und lebte bei ihm. Er hatte alle Arten vierfüßiges vieh. Sein Haus war außen am Mittelfjordkap; dort ging sein vieh in den Wäldern frei herum. Thord verfügte darüber nach seinem



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Gutdünken. Eid blieb dort einige Nächte und kehrte dann nach Os zurück und erfuhr, was sich indes anspann. sammelte rasch Mannschaft und ritt mit vierzehn Leuten seinem Vater über die Hochebene nach.

Jetzt ist zu erzählen, daß Thord Unruh am Markte blieb, solange er zu tun hatte, und dann den Borgfjord hinan Kitt und darnach über die Hochfläche weiter, bis sie den Hinterhalt sahen. Thord sagte: "Wen seht ihr da:" Eyjolf antwortete: Genau sehe ich es nicht, aber es scheint Skeggi zu sein. Thord sagte: "Hartnäckig sind die Männer mit ihren Hinterhalten gegen mich. Aber wenn wir auch sehr viel weniger sind, sollen sie doch Gegenwehr zu spüren haben." Sie ritten nun mit gezückten Schwertern auf jene los. Skeggi sprang da auf und rief: "Greifen wir sie nun an, Vetter Asbjörn! Sie sollen unsere Übermacht kennen lernen, und du sollst deinen Bruder Orm rächen" " So soll es sein" sagte Asbjörn. Thord antwortete: "Noch ist der Kohl nicht gegessen, wenn er auch im Löffel liegt"

Sie griffen nun Thord und seine Leute an. Thord schleuderte seinen Spieß auf Skeggi und zielte mitten auf ihn. Da sprang einer namens Halldor, ein naher verwandter Skeggis, dazwischen der Spieß traf ihn in der Mitte, durchbohrte ihn und drang noch einem, der hinter ihm stand, in die Brust; so daß sie beide tot hinfielen. Dem dritten hieb er mit dem Schwerte durch den Hals, daß der Kopf herunterflog.

Jetzt wurde der Anprall immer hitziger. Die beiden, Thord und Skeggi, schlugen sich den ganzen Tag durch, ohne das einer das Übergewicht bekam. Eyjolf und Asbjörn griffen sich heftig an, — man konnte nicht entscheiden, wer die Oberhand bekommen würde. Jeder versetzte dem andern schwere Wunden Steingrim schlug sich auf das tapferste und fällte vier Männer. Jetzt schob es sich so, daß Steingrim gegen Skeggi focht und Thord gegen die andern Leute mit seinen Begleitern. Er erschlug da wieder fünf Leute. Die beiden Namensvettern setzten einander heftig zu, Thorbjörn der Armselige und Thorbjörn der Jämmerliche, und schließlich sielen sie beide.

In diesem Augenblick sprengte Eid daher mit noch vier ehn



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andern. Er sprang sofort vom Pferde, stellte sich zwischen sie und trennte sie. Skeggi war wütend und ritt mit Asbjörn nach den Dampfquellen heim; ne waren mit der Fahrt sehr unzufrieden .

Asbjörn lag lange an seinen Wunden, wurde aber schließlich gesund. Thord und Eid ritten nach Hause. Dreizehn Männer sielen auf Skeggis Seite bei dieser Begegnung und sieben auf Thords. Beide Teile saßen nun ruhig zu Hause, und der Winter ging hin.

Eines Tages ritt Eid mit neun Leuten nach den Dampfquellen. Sein Vater nahm ihn freundlich auf. Eid sagte, er wolle einen Vergleich versuchen. Skeggi meinte, dazu sei noch viel Zeit; "bleibe doch den Winter hier!" Eid war damit einverstanden. Das verhältnis zwischen Eid und Asbjörn war den Winter über kühl. Eid war immer mißtrauisch bei den Gesprächen Skeggis mit Asbjörn, daß sie Thord, seinem Ziehvater, nach dem Leben stellten. Er sandte Thord Botschaft, er solle auf seiner Hut sein.


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