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Kapitel 

Fünf Geschichten aus dem Westlichen Nordland


Mit einer Übersichtskarte


Übertr. von W. H. Vogt u. Frank Fischer

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


14. Thord in Großhof

Darnach ritt Thord über den Bergrücken nach dem Skagafjord und zu dem Schiffe. Spät abends kam erin Großhof an und traf den Bauern. Der fragte nach seinem Namen. Thord nannte sich. Thorhall sagte: "Ich habe schon öfter von dir reden hören. Was treibt dich hierher:" Thord erzählte von seinem Zusammenstoß mit Jndridi, und wer da gefallen war, und sprach eine Strophe:

Im weiten Seepaß erhob ich
Wahrlich harten Angriff;
Vier der Pfeileschleudrer
Schnell das Leben ließen.
Den edlen Jndridi stürzt' ich
In dem Sturm der Schilde;
Ihn ließ ich leben, der Leifis
Land 1 durchzog auf dem Drachen.

Thorhall sagte, er sei ein Held; — "es scheint mir aber, daß du



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sehr verwundet bist." Thord sagte, darauf lege er nicht viel Gewicht; freilich einige Schrammen habe er.

Da kam die Hausfrau heraus. Sie sagte: "Wer ist der große Mann, der da gekommen ist:" Thord nannte seinen Namen. Sie sagte, sie habe schon viel von ihm gehört, und bat ihn, abzusteigen und die Nacht bei ihnen zu bleiben. Thord sagte seinen Dank. Thorhall sagte: "Mir scheint es nicht so rätlich, den Mann hier aufzunehmen. Er ist mit seinen Totschlags- geschichten in allerhand Schwierigkeiten geraten und ist schwer verwundet und hat Pflege nötig. Auch sind es mächtige Männer, die hinter ihm her sind und Orm rächen wollen. Mir scheint; daß der wenig an sein Geld und sein Leben denken müßte, der ihm irgend helfen wollte."

Da sagte die Hausfrau: Darüber denken wir nicht gleich. Mir scheint, daß der besser fahren wird, der ihm Hilfe erweist. Ich biete dir an, Thord, bleibe hier, solange es dir gefällt; ich will dir deine Wunden verbinden und dich heilen, wenn dir das beschieden ist." Thord dankte ihr und sagte, er wolle es annehmen, wenn der Bauer einwilligte. Thorhall sagte, es werde nun sein, wie gewöhnlich; — " du wirst deinen Willen haben wollen. Ich will Thord versprechen, ihm in allen Dingen treu zu sein. werde meinen Mund darüber halten, daß Thord hier ist."

Hierauf stieg Thord vom Pferde, und die Hausfrau führte ihn in ein vorratshaus; der Bauer nahm indes sein Pferd. Die Hausfrau setzte ihm einen Tisch vor, und er machte sich ans Essen. Darnach bereitete sie ihm ein Bad und wusch seine Wunden; er hatte viele und große.

Thord lebte nun ungesehen in Großhof, bis alle seine Wunden geheilt waren. Dann redete Thord mit dem Bauern Thorhall und der Hausfrau: "Es ist nun so weit, daß meine Wunden alle geheilt sind, und ich will nun nicht weiter mit verhülltem Kopf herumgehen und länger hier bleiben, als es euch gefällt." Die Hausbau sagte: Mein Wille ist, daß du hier bleibst, bis die Sache auf irgend einem Wege entschieden ist." Thorhall meinte: "Ich wünschte, Thord bliebe den Winter über bei uns, denn man hat mir allerdings gesagt, daß Össur



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von der Querache auf Rache denkt." Thord sagte, darum kümmere er sich nicht; - "das kann noch niemand sagen, wer von uns den Stein auf des andern Haupt setzen wird."

Eines Tages ritt Thord zum Schiffe; das war unter den Elinarholm 1 hinausgebracht. Zu derselben Zeit kam Jndridi zu dem Schiff. Die Matrosen hatten das Schiff in Stand gesetzt, während Jndridi in Wiesenhalde war. Jndridi schlug Thord vor, mit ihm hinauszufahren. Nur nach Norwegen wolle er ihn nicht bringen wegen der verwandten Orms, die zahlreich und mächtig wären; - "aber wegen aller der Totschläge bei unserem Zusammentreffen habe ich mich dich verglichen; . ich habe sie von meinem vermögen gebüßt,

Thord dankte ihm für alles dies, streifte sich einen Goldring vom Arnie und gab ibm den. Wegfahren wolle er aber zunächst nicht. Damit schieden sie in Freundschaft. Jndridi fuhr hinaus und kommt in der Geschichte nicht mehr vor.

Thord ritt nach Großhof. Thorhall begrüßte Thord freundlich und sagte, es sei gut, daß er nicht hinausgefahren wäre; — " du bist nun schon eine Zeit bei uns und gefällst mir wohl. Auch weiß ich, daß die Hausfrau wünscht, du bliebest, solange du willst. Ich bin ein kinderloser Mann, und es ist gut, sich solche männer zu Freunden zu machen und sie mit Geld zu unterstützen , wenn sie es einmal nötig haben. Mir fehlt es weder an Mut noch an Schlauheit, wenn Össur etwa mit Feindschaft gegen dich anfangen sollte." Thord antwortete darauf freundlich . Da sagte die Hausfrau: "Ich möchte nicht, Thord, daß du an Thorhalls Klugheit und an seinen Beistand zu sehr glaubst! Aber gut wäre es, wenn du einmal Anlaß fändest; Thorhalls Tapferkeit zu erproben." Thord blieb bei Thorhall den Winter über.


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