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Fünf Geschichten aus dem Westlichen Nordland


Mit einer Übersichtskarte


Übertr. von W. H. Vogt u. Frank Fischer

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


13. Der Kampf an der Adlerspise

Jetzt ist die Erzählung da wieder aufzunehmen: Jndridi hatte gehört, daß sein Geselle Orm erschlagen worden sei. Er verließ sein Schiff mit vier Leuten. Zwei waren Norweger, der eine hieß Sigurd, der andere Thorgrim, beide waren sie kampftüchtige Männer. Die beiden anderen waren Isländer, einer hieß Bard, der andere Thorsinn, große und kräftige Leute. Sie waren wohl gewaffnet. Sie ritten geraden Weges den Skagafjord hinauf und nach dem Seepaß, denselben Tag, an dem Thord über den Paß geritten war.

Jetzt sah Thord fünf Männer in Waffen daherreiten. Er fragte seinen Gesellen, ob er jemand von den Reitern kenne. Der antwortete: "Ich müßte niemanden erkennen können, wenn das nicht der Schiffsherr Jndridi ist, Orms Schwurbruder, mit einem roten Schild und einem Hakenspieß in der Hand." Thord erwiderte: "Es kann sein, daß Jndridi nach mir sucht. Was Hilfe habe ich von dir zu erwarten:" Er antwortete: "Ich bin kein Kämpfer und kann kein Menschenblut sehen. Es ist böse zu wissen, daß du hier dein Leben lassen sollst." Thord sagte, noch sei es nicht entschieden, wer heute abend das Schiff Indridis besitzen werde. Thord machte sich nun zur Abwehr fertig. Aber schlimm, sagte Thord, sei es, daß sein Gefährte keinen Mut habe und er sprach eine Strophe:

Nimmer weich ich vor den Wogen-
Flammenspendern 1 hier vom Flecke.
Spüren sollen's kluge Schenker
Wellenglanzes auf dem Waldberg.
Eher denk ich, helmumschlossen,
Heißen Schwerterklang zu wecken,
Wenn auch Eichenstürmer 1-Steurer
Wüten sechs in der Waffenmesse.

Als sie sich nun trafen, Sagte Jndridi, was denn Orm noch aufhalte. Thord sagte, Orm habe sich am Mittelstordkap angebaut . Dann sagte er ihm den Totschlag; —"räche ihn nun!



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Leichter wirst du es mit mir nie haben, als heute:" Jndridi sagte, so solle es sein.

Darauf griffen sie ihn alle an. Der Norweger Sigurd stieß mit dem Spieß nach Thord; er traf den Schild, glitt ab und ging in den Erdboden. Er bückte sich im Stoß. Als Thord das sah, hieb er zu. Er traf Sigurd mitten über den Leib und riß ihn in zwei Stücke oberhalb der Hüften. In demselben Augenblick schlug Thorsinn nach Thord, traf den Schild und schlug ein großes Halbmondsstück vom Schilde ab. Thord dieb dem Thorfinn ins Bein oberhalb des Knies und schlug ihm den Fuß ab. Er rief Jndridi zu, er möge schärfer angreifen, — "wenn du deinen Gesellen rächen willst-"

Indridt sprang auf Thord los und setzte ihm gewaltig zu. Sie fochten lange. Schließlich fiel Jndridi vor Thord und klaffte überall von Wunden. Da stürmte Thord auf Indridis Begleiter ein, und es dauerte nicht lange, daß Thord sie beide hingestreckt hatte. Darauf setzte Thord sich hin und verband seine Wunden, denn er hatte schwere und zahlreiche erhalten. Dann ging er zu Jndridi und fragte ihn, ob er wohl geheilt werden könne. Der sagte: "Ich glaube, wenn ein Arzt sich daran macht."

Da nahm Thord Jndridi auf, sog ihn aus dem Blut und setzte ihn auf sein Pferd. Dann nahm er sein eigenes Pferd und ritt so nach Farmhofenlehne 1 und berichtete dort, was geschehen war .

Darauf ritt er mit Jndridi nach Wiesenhalde. Thorvald begrüßte Thord und bot ibm alle Hilfe an, die er brauchen könne, und Sagte, was sich zugetragen habe. Er berichtete von dem Kampf an der Adlerspise, und daß fünf Männer gefallen wären; — "hergekommen bin ich aber, weil ich möchte, daß du Indridi heilst. Denn einen tüchtigeren Mann findet man nicht."

Thorvald erwiderte, das sei nur seine Pflicht. Er nahm Jndridi auf bereitete ihm ein Bad und wusch seine Wunden aus. Er hatte keine lebensgefährlichen Wunden. Thorvald bot auch



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Thord an, ibn zu heilen. Der lehnte es ab: "ich muß jetzt auf jeden Fall in den Norden reiten:" Jndridi nahm das Wort: "Nun ist es geschehen, wie ihr wißt, daß ich an Thord Rache gesucht habe Orm, aber es hat den Ausgang genommen, daß Thord vier meiner Gesellen erschlagen hat und mich bis auf den Tod verwundet. Das kam nur, wie es schon vorauszusehen war, denn Thord ist in seiner Waffentüchtigkeit mit keinem andern zu vergleichen. Jetzt möchte ich dir raten, Thord, reit nach meinem Schiff und erwarte mich dort! Olof heißt die Hausfrau in Großhof! die ist ein Weib von altem Schlage und eine geschickte Ärztin. Die bitt du um Aufnahme und um Behandlung, bis ich nach Norden komme! Össur heißt ein Bauer, der an der Querache am Skagafjord wohnt, der ist mit Orm verwandt, den du erschlugst. Er wird dir nach dem Leben stehen."

Thord bedankte sich für die Ratschläge; — "aber meinen Weg werde ich trotz Össur ziehen, wie ich es mir vorgenommen habe."


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