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Kapitel 

Fünf Geschichten aus dem Westlichen Nordland


Mit einer Übersichtskarte


Übertr. von W. H. Vogt u. Frank Fischer

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


11. Orms Tod. Eid verhindert den Kampf zwischen Thord und Skeggi

Thord machte das Schiff reisefertig. Als er soweit war, gab es einen heitern Morgen da beschloß er, den Fluß hinauszufahren.

Eine Dienstmagd von Os kam ins Haus und sagte, es sei gutes Wetter, das Linnen zu waschen. Sigrid war gewohnt, das Linnen in einem Bach zu waschen, der bei dem Hof von Os mündete. Sie machte sich mit ihrem Linnenzeug auf, und die Magd ging mit ihr.

Diesen Morgen hörte Orm, daß Thord gleich abfahren wolle. Er ließ sich ein Pferd geben. Skeggi wußte nichts davon. Dann nahm er seine Waffen. Er ritt nach Os hinaus und in das Tal, wo Sigrid war. Er stieg vom Pferde und band es an. Dann legte er die Waffen ab und ging an sie heran, setzte Sigrid nieder; legte seinen Kopf ihr in den Schoß und ihre Hände auf seinen Kopf. Sie fragte, warum er das täte; — " es geschieht gegen meinen Willen; und denkst du nicht an das letzte Wort meines Bruders: Er wird es halten. Tu du, was dir recht scheint:" Er antwortete: "Ich kümmre mich nicht um eure Schreckgespenster."

Als Orm in das Tal geritten war, hatte die Dienstmagd sich sofort aufgemacht, war zu dem Schiff gelaufen und hatte Thord gesagt, daß Orm ins Tal zu Sigrid gekommen wäre. Thord sprang auf und nahm Schwert und Schild. Er lief in das Tal hinauf. Orm lag da der Sigrid im Schoße. Thord sprang zu ihm heran und rief: "Steh auf und wehr dich! Das ist besser, als zu Frauen zu schleichen und mir Trotz zu bieten."



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Orm sprang auf und griff nach seinem Schwerte, da schlug Thord schon nach ihm und hieb ihm den rechten Arm durch, gerade als Orm sein Schwert zücken wollte. Und bei seiner raschen Bewegung brach ihm noch das Bein. Da hieb Thord ihm das Haupt ab, und ging dann beim nach Os und verkündete dort. daß er Orm erschlagen habe.

Sigrid bat ihren Bruder, sich in Sicherheit zu bringen. Er lächelte zu ihren Worten und sagte: "Ich will durchaus nicht fort, und kenne auch keinen Weg. Ich werde einen Mann nach den Dampfquellen schicken und Skeggi den Tod Orms an eigen." Sie sagte: "Du bist ein wunderlicher Mensch, Bruder. Skeggi wird sofort herüberziehen und seinen Neffen mit einer großen Schar rächen, und du hast keine Aussicht, ihm standzuhalten, wenn du auch ein großer Kämpfer bist." Thord sagte, darauf gebe er nichts. Er holte dann seinen Hirten und trug ihm auf, nach den Dampfquellen zu gehen und Skeggi den Totschlag melden. Der sagte, er habe geringe Lust; aber er werde wohl gehen müssen, wenn Thord es wolle. "Sag auch noch dazu, daß Skeggi den Narren fortbringen lassen soll!'

Skeggi sammelte Leute und ritt nach Os. Thord aber war mit neun Leuten zu Hause und machte sich zur verteidigung zurecht, sobald er Skeggi heranreiten sah. Seine beiden Brüder waren dabei, und alle waren wohlbewaffnet. Thord sagte, daß er jetzt in keinem Stück Skeggi nachgeben wolle, und meinte, es sei gut, daß sie sich nun miteinander mäßen.

Nun ist zu berichten, daß Eid diesen Morgen zu seiner Pferdekoppel im Leinfeldtal 1 geritten war, die ihm Thord geschenkt hatte. Als er nun den Tod Orms erfuhr, beeilte er sich nach Os zu kommen; er wollte vor seinem Vater dort sein. Das glückte ihm auch. Als er heimgekommen war, sah er, daß man sich gerüstet hatte, nahm seine Waffen und trat zu seinem Ziehvater Thord. Thord sagte: "Ich wünschte, mein Junge, daß du heute nicht dabei wärest. Ich kann deinen Vater nicht mehr als einen andern Mann schonen, wenn er mich angreift." Eid antwortete: "Ich bleibe bei dir, Ziehvater; was auch geschehen mag. Wir wollen das gleiche Los wählen l Als du mir



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das Leben rettetest, wußte ich, daß ich mein Leben für deins einsetzen müßte." Thord sagte: "Du wirst mir am meisten helfen, wenn ich es am nötigsten habe."

Als sie so geredet hatten, kam Skeggi mit seiner Schar heran. Skeggi war sehr aufgebracht. Als er jetzt seinen Sohn Eid unter Thords Leuten sah, hielt er seine Schar an. Thord rief ;u Skeggi hinüber und sagte, er solle doch anfangen: "Ich bin jetzt ganz bereit den Ochsen zu fällen, so fett er ist; alt genug ist er nun geworden." Da sagte Skeggi: "Ich greife nicht an. Mit Eid werde ich mich nicht schlagen. Aber du beschwörst schwere Taten herauf." Thord antwortete: "Es ist bei dir wohl mehr Furcht, als Edelfinn, daß du nicht angreifst."Skeggi erwiderte nichts, kehrte um und ritt heim. Orm wurde am Mittelfjordkap 1 beerdigt.


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