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Kapitel 

Fünf Geschichten aus dem Westlichen Nordland


Mit einer Übersichtskarte


Übertr. von W. H. Vogt u. Frank Fischer

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


2. Thord und seine Brüder töten König Sigurd

König Sigurd Slefa, d. i. Geifer; ein Sohn der Gunnhild , war schonungslos, wenn er Frauen begehrte. Er legte in sein Bett Olof, die Tochter Skeggis aus Yrjar, die Frau des Hersen Klypp Thordsson 1 .Thord reizte seinen Bruder Klypp oft zur Rache. Eines Tages kam Thord mit seinem Bruder ins Gespräch und sagte: "Wie ist das nun: Willst du die Schmach nicht tilgen, die dir von König Sigurd widerfahren, — willst du zum Gespött werden, jedermanns Vorwürfe einstecken, und nie mehr zu solchen Männern zählen dürfen wie bisher deine Blutsfreunde, der du von König Sigurd solche Schande hinnimmst , daß er dein Eheweib in sein Bett legt, ohne daß du an Rache denkst: Wenn die Macht auch ungleich auf beiden Seiten ist, besser ist es, sein Leben mit Ehre zu lassen, wenn es so bestimmt ist, als tatenlos solche Schande zu dulden. Ich will dich zu der Fahrt begleiten und wir Brüder alle, ehe daß wir länger dasitzen, ohne mit dir auf Rache zu denken, — wie es dann auch ablaufe!" Da antwortete Klypp:"Du hast recht, Bruder, wir haben allen Grund, diesen Schimpf zu rächen, wenn sich eine Gelegenheit gibt. Ich bin gans und gar bereit, die Schmach zu rächen."

Nach diesem Gespräch machten sich alle Brüder auf den Weg mit einer großen Schar und nahmen die Richtung auf nach den Upplanden 2, wo König Sigurd, wie man hörte, bei Gastmälern weilte. Als sie zu dem Hause gekommen waren, in dem der König faß und zechte; verteilten die Brüder ihre Leute an die Eingänge. Thord sagte, der solle zuerst hinausgehen , der als letzter hineinging. Klypp sollte zuerst hineingehen , darauf Thord, dann Steingrim, dann Eyjolf dann die



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andern der Reihe nach. Alle waren sie in voller Rüstung, mit Helmen und Schilden und gezückten Schwertern.

Als nun der Herse Klypp vor dem Könige stand, schwang er sein Schweri und hieb auf des Königs Haupt und spaltete ihn bis zu den Schultern herab. Tot stürzte er vornüber auf den Tisch. Darauf wandten sich die Brüder zur Tür zurück. In dem Augenblick hörte Thord Lärm hinter sich und sah, daß sein Bruder Klypp den Todeshieb erhalten hatte. Das hatte ein Mann namens Hroald Ögmundsson getan, ein Enkel des Hörda-Kari; mit den Thordsöhnen war er nah verwandt. Er hatte am Könlgstisch aufgewartet, als sie hineingekommen waren, und sie hatten auf ihn nicht acht gegeben. Er erschlug auch noch einen andern Mann namens Ögmund Valthjofsson. Als Thord sah, daß sein Bruder gefallen war, hieb er nach Hroald und schnitt ihn mitten durch über den Weichen. Da sprangen aber alle Männer im Saal auf, griffen nach den Waffen und gingen den Brüdern gewaltig zu Leibe. Die wehrten sich wacker und männlich. Thord war das Schwert von Nutzen, das König Gamli ihm geschenkt hatte; er erschlug viele Männer, ehe er den Ausgang gewann.

Es ging da, wie gewöhnlich, wenn man plötzlich den Anführer verliert: die wenigsten haben dann noch Überlegung, ihren Feinden nachzusetzen. So ging es auch hier, und die Brüder kamen glücklich heim. Diese Nachricht kam schnell an König Harald 1, daß sein Bruder Sigurd gefallen sei, und er gedachte, Leute auszusenden, die Brüder ums Leben zu bringen. Der König war gerade im Nordland, und darum ging mehr Zeit darüber hin, als sonst. Er gebot eine volksversammlung und ließ die Brüder über ganz Norwegen ächten, und ihre Habe eignete er sich zu,

Nun ist zu berichten, daß die Brüder heimkamen und erzählten, daß König Sigurd und ihr Bruder Klypp gefallen seien. Thord sprach die Strophe:

Kampfestaten kund ich,
Die die Krieger übten.



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In des Königs Blute
Klypp die Klinge färbte.
Da fiel Klypp, in der Halle
Schlug der Kämpe behelmt ihn.
vier der Kampfesbäume
Fällt' ich mit dem Schwerte.


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