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Kapitel 

Fünf Geschichten aus dem Westlichen Nordland


Mit einer Übersichtskarte


Übertr. von W. H. Vogt u. Frank Fischer

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


32. Jökul muß vor Thorgrim und dem Knechte Svart abziehen

Einmal geschah es, daß Thorkel zu Thora sagte:"Gedenkst du nun deinen Vater zu besuchen, wie du's ihm versprochen hast:" Sie antwortete, sie hätte schon große Lust, aber ihr ahne, daß sie ihm einen größeren Dienst erweise, wenn sie lieber zu Hause bliebe und nicht verreiste. Thorkel sagte: "Ich weiß, daß du da an deinen Freund Jökul denkst. Ich fürchte ihn aber nicht sehr. Wir wollen darum ruhig reisen. Und eines Morgens war Thorkel früh auf den Beinen. Finnbogi fragte ihn, was er wolle. Er sagte, er wolle mit Thora nach Farmhofenlehne reiten. Finnbogi erwiderte, es sei keineswegs rätlich, zu reiten; "ich denke; daß meine Freundin Thora mir die Entscheidung überlassen wird." Thora bejahte das. Thorkel erklärte, er sei entschlossen, zu reiten, wenn Finnbogi es nicht verbieten würde. Der sagte, er wolle es nicht verbieten; — "ich habe aber gehört, daß Jakut vor wenig Tagen nach dem Skagafjord geritten ist. Und mir scheint. man kann nicht wissen, wie ihr zusammenstoßen werdet." Danach ritten die beiden zusammen nach Osten. Ein Bursche lief mit ihnen. Sie ritten, bis sie nach der Lehne kamen. Da nahm man sie wohl auf.

Ein Mann hieß Thorarin; er wohnte in Weidenmoor 1 am



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Skageifjord. Er war ein ansehnlicher Mann und Shane ein Godentum. Vilmund hieß sein Sohn. Thorarin warden Leuten vom Tempel versippt; zwischen ihm und Jökul war die größte Freundschaft. Allen anderen schien Thorarin der ärgste Schurke und einer der übermütigsten Männer zu sein. Jökul war gerade in Weidenmoor zu Gaste. Als er noch nicht lange dort war, erfuhr er von herumstreifenden Leuten, daß Thorkel und sein Weib Thora nach Farmhofenlehne gekommen wären. Bald darauf machte er sich auf, nach Hause zu reiten. Thorarin wunderte sich, daß er so schnell an Heimkehr dachte, und sagte ihm, das sei sonderbar und unfreundlich gegen ibn gehandelt. Jökul erklärte, er wolle jetzt reiten. Thorarin begleitete ihn dann bis zu dem Engpaß am Gehöft Seehalde und kehrte dort um. Sie aber ritten zu dritt bis nach Farmhofenlehne. Da war der Tag schon ziemlich herum.

Ein Weib stand draußen und begrüßte Jökul, weil sie ihn schon oft gesehen hatte. Er fragte, ob Thorkel zu Hause wäre. Sie sagte ja. "Dann geb," sagte Jökul, "und bitte ihn herauszukommen . Sage, daß ich mit ihm sprechen will." Sie tat das. Vater und Schwäher saßen in der Stube. Wenig Leute waren daheim.

Svart hieß der viehhirt Thorgrims, er war groß und stark. Thorgrim sagte zu Thorkel, er solle seine Augen offen haben. Sie nahmen beide ihre Waffen und gingen hinaus. Thorgrim war schon ein alter Mann. Thorkel begrüßte Jökul. Er antwortete: "Das sollst du merken, was für einen Gruß ich dir zugedacht habe", stieß mit seinem Spieß nach ihm und zielte mitten auf ihn. In dem Augenblick sprang Svart der Viehhirt vor, hatte einen großen uralten Stahlhelm auf dem Raps und einen Schild vor Aber als Hiebwaffe hatte er nichts weiter, nur seine Mistgabel über die Schulter geschwungen. Als Svart sah, was Jökul vorhatte, schlug er sofort mit der Mistgabel auf ihn ein und hieb Jökul den Spießschaft mitten zwischen den Armen entzwei. Jökul rief: "Pack dich, verfluchter Knecht" Svart antwortete: "Wenn du nicht schnell heimreitest, verbindet Weidenmoor mit Farmhofenlehne und dem Lande am welpen- ord. Derselbe Schauplatz in der Geschichte von Thord, Kap. 12.



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so ziehe ich dir einen zweiten übers Ohr." Da stieß Thorkel nach Jökul mit seinem Spieß und traf die Schildspitze, daß er sie spaltete. ver Spieß drang Jökul in den Fuß; das gab eine große Wunde. Die Begleiter Zökuls griffen Thorgrim an. Jökul sprang dem Thorgrim in den Rücken und hieb ihm mit dem Schwert auf den Kopf. Er hatte einen Helm auf dem Kopf, und das Schwert schnitt nicht mehr ein, als wenn er mit einem Holzscheit geschlagen hätte. Idkul war sehr verwundert, denn die Schneide hatte sich sonst immer gut gehalten. Thorkel stieß nach einem der Begleiter Jökuls und trieb die Waffe auf einmal durch ibn durch. Da rief Thorgrim:"Das will ich dir raten, Jökul, reit nun beim! Diesmal wirst du keine Ehre mit deiner Fahrt einlegen" Jökul sah, daß es so kommen würde, denn der Bluwerlust ermüdete ihn arg. Auch sah er, daß Svart mit gehobener Gabel dastand und bereit war, auf ihn loszuschlagen. Dies schien ihm eine besondere Schande. Und alles zusammen überlegt, stieg Jökul zu Pferde und ritt mit einem Begleiter fort. Er war mit seiner Fahrt gewaltig unzufrieden.

Er kam heim, und es dauerte lange, bis er wieder geheilt war. Dies wurde alles bekannt; und man fand, daß Jökul dabei schlecht abgeschnitten habe.


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