Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

Fünf Geschichten aus dem Westlichen Nordland


Mit einer Übersichtskarte


Übertr. von W. H. Vogt u. Frank Fischer

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


31. Jökul überfällt Finnbogi. Finnbogi lädt die männer von Tempel zur Hochzeit

Jetzt ist die Geschichte da wieder aufzunehmen, wo Finnbogi und seine Leute sich auf den Heimweg machten. Sie hatten alles bei sich, was 1ie brauchten. Hrafn trieb einige beladene Pferde vor sich her, die andern ritten dahinter. Als sic nun nach dem Tempel hinabritten, hielt Hrafn plötzlich an. Finnbogi Sagte, warum er nicht weiter wolle. Hrafn antwortete: "Ich sehe da vor uns unter dem Hügel mindestens zebn Speerspitzen vorragen. Ich denke mir, daß da Männer dazugehören !" Finnbogi sagte: "Das begegnet dir recht häufig, daß du dich verwunderst, wenn du Männer siehst. Mir macht es



Thule-Bd.10-174 Gesch. aus dem w. Nordland Flip arpa

Vergnügen, zu sehen, wie sich da die Burschen üben." Indem sie weiterritten, sprang Jökul mit sehn Mann vor.

Finnbogi grüßte ihn und fragte nach seinem Begehr. Jökul sagte: "Man kann sagen, daß ich nichts gegen dich vorbringen kann, aber es kommt gewiß noch dazu. Thorkel hat mir, meine ich, reichlich Feindseligkeit erwiesen, indem er um das Weib geworben hat, für das ich sorgen wollte. Es ist dreist genug von ihm, daß er es unternimmt, uns Brüdern entgegenzutreten ." Finnbogi antwortete: "Wenn du auch meinen Vetter Thorkel für schwerfällig hältst, so ist er doch in Sachen, die die Frauen angehen, nicht weniger Manns als ihr Haudegen." Jökul stieß mit dem Spieß nach Thorkel und zielte mitten auf ihn. Finnbogi schwang im Augenblick sein Schwert und zerhieb ihm den Spießschaft mitten zwischen den Armen. Dann sprang Finnbogi vom Pferd und rief: "Mir sollst du zuerst stehen, Jökul, — ihr müßt doch neugierig sein, ihr Seetäler, was ich vermag!" Jökul ergriff einen Spieß und stieß nach Finnbogis Schild. Der Spießschaft ging entzwei.

In diesem Augenblick liefen zwei Männer vor; das waren die beiden Brüder Thorir und Thorstein. Die gingen gleich dazwischen und trennten die beiden. Sie hatten sich gleich, als Jökul fortging, denken können, was er vorhaben würde. Er hatte sich in den nächsten Gehöften Männer dazu geholt.

Als sie getrennt waren, ritt Finnbogi nach Borg heim, und man traf nun die Vorbereitungen für die Hochzeit, wie es sich in allem gehörte.

Eines Tages ritt Finnbogi nach Tempel und lud die beiden Brüder Thorir und Thorstein auf das Fest. Sie bedankten sich und sagten, sie sähen es gern, mit ihm in Freundschaft zu leben. Nur Jökul, sagten sie, sei starr und hartköpfig von Natur: wir möchten alle zusammen kommen oder niemand von uns." Danach ritt Finnbogi heim. Und eines Tages vor dem Fest ritten die beiden, Thorir und Thorstein, nach Borg, Finnbogi zu besuchen, und sagten, sie wollten zum Fest lieber daheim- bleiben. Finnbogi sagte: "Ihr redet ganz vernünftig." schenkte Thorstein ein kostbar geziertes Schweri, ein ausgesuchtes Stück, und Thorir einen Fingerring, der eine Unze



Thule-Bd.10-175 Gesch. aus dem w. Nordland Flip arpa

wog, —den habe Jarl Hakon, sein Schwager, ihm gegeben. Sie dankten ihm aufs beste und ritten heim. Jökul machte sich darüber lustig gegen seine Brüder.

Es wird erzählt, daß man sich in Borg zum Mahle setzte, und daß nichts weiter vorfiel. Das Gastgebot verlief ohne Störung. Zum Schlusse forderte Finnbogi Thorkel und seine Frau auf, den Winter über dort bei ihm zu bleiben. Thorgrim meinte, daß Thora wohl mit heimziehen wolle. Thora erwiderte: "Ich entscheide mich dafür, hier bei Finnbogi zu bleiben. Es wird uns am besten sein, seine Hilfe zur Hand zu haben. Ich komme aber noch, lieber Vater einmal dich wieder zu besuchen." Danach ritten die Gäste aus beiden Sippen heim, mit guten Gaben reich beschenkt.


Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt