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Kapitel 

Fünf Geschichten aus dem Westlichen Nordland


Mit einer Übersichtskarte


Übertr. von W. H. Vogt u. Frank Fischer

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


30. Thora, Jökuls Geliebte, wird Thorkel, Finnbogis Schützling, versprochen. Jökuls Drohung

Es war ein Mann, der hieß Thorgrim und wohnte in Farmhofenlehne 1. Sigrid hieß sein Weib, und ihre Tochter Thora. Die war stattlich und arbeitsam. Der Vater war ein wohlhabender Mann. Es hieß, daß Jökul Ingimundsson oft nach Farmhofenlehne ritt, um mit Thora zu sprechen, und man meinte, er werde um sie freien oder sie als Kebse zu sich nehmen.

Es war ein Mann, der hieß Sigurd und wohnte am Felsenriff im Seetal. Vefrid hieß sein Weib, die war mit Finnbogiö Frau nah verwandt. Thorkel hieß ihr Sohn. Der schien ein wenig schwerfällig, von Aussehen war er aber hübsch. Er hielt sich stets in Borg auf. Dort galt er bald als ganz umgänglich in seiner Art, die Ingimundssöhne aber nannten ibn einen Trottel der Halbnarren. Finnbogi behandelte ihn gut und hielt seine Partei um seiner Frau willen.



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Einmal fing Thorkel ein Gespräch mit Finnbogi an und sagte, sein Vater wünsche, daß er sich verheirate, —"und dazu wünscht er besonders, daß du mich dabei berätst, wohin man zu gehen hätte." Finnbogi erklärte sich bereit.

Im Sommer ließ Finnbogi den Thorkel mit zum Thing reiten. Dort war ein großer Andrang, Finnbogi suchte seinen Oheim Thorgeir auf. Er kam mit ihm ins Gespräch und berichtete ihm von dem jungen Manne und was sie vorhätten. Thorgeir erkundigte sich, an wen sie da gedacht hätten. Finnbogi antwortete; sie dächten um Thora Thorgrimstochter in Farmhofenlehne zu werben. Thorgeir sagte: "Ich glaube, die Heirat hat sich Jökul vorgenommen. Finnbogi meinte, das sei nur Gerede von anderen, aber nicht wirklich so. Thorgeir sagte: "Das ist nur zu machen, Vetter, wenn du entschlossen bist, deine Verwandten und Freunde gegen die Ingimundssöhne zu stützen." Finnbogi sagte, die hätten mit Anfeindungen begonnen, und es sei nur recht, wenn sie es einmal miteinander versuchten.

Nach Thingschluß ritten Finnbogi und Thorgeir zu Thorgrim und brachten ihre Sache vor. Thorgrim zeigte sich wenig bereitwillig. Der Mann erschien ihm keiner der hervorragendsten , wenn auch Geld genug da war. Weil aber Thorkel mit den Männern von den Laubkrautwiesen nah verwandt und weil starke Hilfe von seiten Finnbogis und seiner Verwandten gesichert schien, da wurde es doch abgemacht, nachdem Thorgeir dafür gesprochen hatte und Mutter und Tochter eingewilligt hatten. Die Hochzeit sollte im Spätsommer zu Borg sein.

Darnach ritten sie heim nach Lautersee und Finnbogi nach Borg. Er sagte zu Thorkel, er solle bis zu dem verabredeten Hochzeitstage bei ibm bleiben.

Zwei mittellose Burschen waren auf dem Hofe, Thorstein und Björn. Früh am Morgen machten die sich auf den Weg und ritten ohne auszuruhen nach Tempel und sagten den Brüdern, was da geschehen sei. Jökul sagte: "Was für schlimmer Dinge mag sich Thorgrim bei sich oder seiner Tochter bewußt sein, daß er sie solch einem Trottel und Schwachkopf wie Thorkel geben will?'



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Das wurde nun weiter bekannt, und jedermann wunderte sich, daß Thorkel dies Mädchen bekommen haben sollte.

Eines Tages ritt Jökul nach Farmhofenlehne, um Thora, seine Geliebte, zu besuchen. Er wurde wohl aufgenommen. Er erkundigte sich dann über ihre Heirat, und sie erzählte, was bestimmt worden sei. Da sagte Jökul: "Willst du jetzt mit mir nach dem Tempel ziehen : Ich verspreche dir, zu der Zeit, wo wir auseinandergehen, sollst du nicht weniger Geld haben, als dir Thorkel zurücklegen wollte." Sie antwortete: "Daran ist nicht zu denken, ebensowenig jetzt wie vorher, als noch nichts bestimmt war." Zökul sagte: "Dann versprech ich dir das, was du wert bist, wenn du an diesen Trottel denkst: du sollst kurze Zeit an ihm Freude haben, wenn es nach meinem Willen geht." Eines Tages machten sich Finnbogi und Thorkel auf, nach dem Felsenriff zu reiten, um alles das zu holen, was zur Hochzeit nötig war. Sie ritten zu dritt, und Hrafn der Kleine lief voran vor den Pferden. Sie ritten die Straße entlang, bis sie zum Felsenriff kamen. Dort wurden 1ie gut aufgenommen.

Den nächsten Morgen kam ein Viehhirt vom Tempel und sah die Gäste. Er sagte den Brüdern, daß Finnbogi der Starke die Dreistigkeit nicht scheue, da am Gehöft vorbeizureiten, und der Bräutigam, Thorkel der Faulpelz, mit ihm. Thorir sagte:"von niemandem war das eher zu erwarten. als von ihm." Denselben Tag verschwand Jökul mit einem Begleiter.


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