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Kapitel 

Fünf Geschichten aus dem Westlichen Nordland


Mit einer Übersichtskarte


Übertr. von W. H. Vogt u. Frank Fischer

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


29. Thorvald Häckselbart tötet Finnbogis Söhne. Finnbogis zweite Heirat mit Hallfrid, Eyjolfs Tochter

Thorvald hieß ein Mann, mit dem Zunamen Häckselbart. Er wohnte so nahe an Borg, daß da kaum ein Abstand war; das Haus dieß Zum Zaunwinkel. Er war alt und recht unbeliebt. Er galt für einen großen Bösewicht, und man sagte, er verändere seine Gestalt. Finnbogi kümmerte sich wenig um ihn; er hatte dann und wann vor, ihn fortzujagen, es unterblieb indessen. Es war unangenehm mit ihm zu tun zu haben; überhaupt war er ekelhaft, und allen war seine Nachbarschaft verhaft.

Die Zeit ging hin, bis Finnbogi so lange in Borg gehaust hatte, daß seine Söhne fünf- und dreijährig waren. Beide waren sie von guten Anlagen. Alf war hochfahrend, Gunnbjörn aber von ruhiger Art. Sie machten sich immer den Spaß, nach Zaunwinkel zu gehen und Thorvald zu necken und ihm irgend einen Schabernack zu spielen. Er wieder war wütend und sagte, er werde sie schlagen. Ihnen machte es um so mehr Spaß, je aufgebrachter er wurde. Ragnhild verbot es ihnen oft und erreichte damit nichts.

Eines Tages waren sie wieder nach Zaunwinkel gekommen und die Tür war geschlossen. Thorvald war drinnen und machte Fett aus Knochenmark. Alf rief laut: "Häckselbart, bist du drinnen: Mach die Tür aufl" Er sagte: "Hier kommt ihr nicht herein!" Alf antwortete: "Dann tust du irgend etwas Schlimmes. Ein Bösewicht bist du, wie alle sagen, und wechselst die Streitigkeiten erst mit der Ankunft Bergs, Kap. 3i, w unserer Geschichte Kap. 33.



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deine Gestalt. Ein Troll bist du, wenn du auch wie ein Mann aussiehst!" Das ließ er sich nicht sagen, sprang hinaus und packte mit jeder Hand einen der Burschen. Er schlug sie gegen einen Stein. daß das Gehirn daran spritzte.

Das sah Finnbogi und lief herzu. Thorvald stellte sich zur Wehr. Sie griffen sich lange und heftig an. Finnbogi merkte, daß er bösartig und gefährlich im Kampfe war, so daß es ihm zweifelhaft schien, wie das ablaufen würde. Es endete doch damit, daß Häckselbart stürzte. Da war Finnbogi so müde geworden, daß er sein Schwert nicht mehr packen konnte, obgleich es dicht neben ihm lag. Er machte es so, daß er sich beugte und Thorvald die Keble durchbiß.

Nachher sagte er, daß er es nie mit einem solchen Teufelsmenschen zu tun gehabt hätte wie mit Häckselbart, als er ihn abgetan hätte. Er ging heim und sagte Ragnhild, was geschehen sei. Sie antwortete, es sei ganz geschehen, wie sie es erwartet hätte, als sie von Lautersee wegzogen.

Sie wurde davon krank und lag den ganzen Winter über zu Bett; und das alles setzte ihr so zu, daß sie starb. Finnbogi war darüber in großer Trauer. Er ritt dann nach Lautersee und teilte seinem Oheim Thorgeir mit, was geschehen war.

In diesem Sommer kam ein Schiff aus Norwegen und mit ibm die Nachricht, daß König Olaf ins Land gekommen sei und den neuen Glauben verkünde. Hakon aber sei gefallen. Als das bekannt wurde, bekam Finnbogi Reiselust und dachte, daß er so am ehsten das Leid vergessen würde, das er erlitten hatte. Thorgeir suchte ihn davon abzubringen und riet, er solle sich lieber ein Weib nehmen und sich wieder ein Haus gründen; —"ich wünschte, daß du um die Tochter Eyjolfs von den Labkrautwiesen freitest, die Hallfrid. Dann kann es zwischen euch eine gute Freundschaft werden." Finnbogi sagte, er wolle sich ihm fügen.

So sammelten sie ihre verwandten und ritten nach den Lab- . Sie baten um die Tochter Eyjolfs für Finnbogi. Der Vater nahm das wohl auf. Er wußte gut, wie sich Finnbogi vor anderen Männern auszeichnete, wie ehrenvoll er bei



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Jarl Hakon aufgenommen worden war, und daß der ihm ein vornehmes Mädchen aus seiner verwandtschaft zur Frau gegeben hatte. Er nahm es also freundlich auf und sagte ihm das Mädchen zu.

Darauf rüstete man das Mahl. Ochsen wurden geschlachtet und Bier gebraut, Met wurde gemischt und den Männern gereicht. Das Gastmahl verlief ansehnlich und großartig. Sie beschenkten ihre Freunde und verwandten reich; und als das Gastmahl vorüber war, ritt Finnbogi mit seiner Frau nach Borg ins Weidental heim.

Die beiden lebten in gutem Einvernehmen. Hallfrid war stattlich und eine Frau von guter alter Art. Im ersten Jahre ihrer Ehe hatten sie einen Sohn, der Gunnbjörn genannt wurde. Der war sehr früh stattlich von Ansehen.

Finnbogi hatte nie weniger als zwölf waffentüchtige Leute um sich.


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