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Kapitel 

Fünf Geschichten aus dem Westlichen Nordland


Mit einer Übersichtskarte


Übertr. von W. H. Vogt u. Frank Fischer

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


27. Der Überfall. Finnbogi erschlägt zwölf Männer auf der Heidekuppe

Als der Winter herankam, so wird erzählt, machten sich Finnbogi und Hrafn der Kleine auf und wollten nach Strand hinaus. Thorgeir sagte, es sei bei den gespannten verhältnissen



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unrätlich, den Weg allein zu gehen. Finnbogi erklärte , er habe keine Angst vor dem Wege. So machten die beiden sich auf. Finnbogi ging bewaffnet, er hatte einen Helm auf dem Kopfe, den Schild an der Seite, das Schwert am Gurt und den Spieß in der Hand. Als sie draußen auf die Hochfläche hinausgekommen waren, sagte Hrafn:"Kannst du etwas sehen, Finnbogi" Der sagte, er sähe nichts, was ihm der Beachtung wert scheine, "oder was siehst du denn?"' "Ich sehe," sagte er, "dort unter dem Hügel fünfzehn Speerspitzen vorragen und denke, daß man dir da auflauern will. Mein Rat ist, einen anderen Weg einzuschlagen. Niemand kann dir etwas vorwerfen, solange man nicht weiß, daß du sie gesehen hast." Finnbogi erwiderte: "Keineswegs dürfen wir das versuchen. Vielleicht treiben die Burschen auch nur Scherz und wollen uns Angst einjagen." "Willst du," sagte Hrafn",daß ich nach dem Strand- hof renne und deinen Vater benachrichtige:" "Nein," sagte Finnbogi, " das will ich nicht; du weist ja noch gar nicht, was zu melden ist."

Darauf lief Finnbogi auf eine Kuppe. Die war mächtig steil und hoch, daß man nur von einer Seite angreifen konnte. Finnbogi hatte eben ein paar Steine aus dem Boden gelockert, als die Söhne Brettings und die Ingisöhne auch schon ankamen. Alle waren kräftig und voller Mut. Mit ihnen waren noch zehn andere Männer aus der Verwandtschaft und Freundschaft, alles tüchtigste Kämpen.

Finnbogi begrüßte sie alle heiter und fragte nach ihrem Begehr. Thorstein antwortete, ihr Zusammentreffen werde so ablaufen, daß Fragen nicht nötig sei: "heut wird sich's zeigen, ob du wirklich so weit über anderen stehst, wie dir's bisher immer schien." Finnbogi sagte, die fünf Brüder sollten vorkommen und es mit ihm aufnehmen. Das schlugen sie ab. Finnbogi sagte, dann sollten sie tun, was sie wollten.

Da sprang Thorstein auf und stieß mit seinem Spieß nach Finnbogi . Hrafn der Kleine sprang auf und schlug den Schaft des Spießes in Stücke. Thorstein sog sein Schwert und hieb nach Finnbogi. Er spaltete den Schild auf einer Seite des Handriemens , und das Schwert fuhr auf den Rist von Finnbogis



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Fuß. Er warf mit einem Stein nach Thorstein, und der fiel gleich in Ohnmacht davon. Finnbogi hieb ihm durch den Hals und den Kopf ab. selben Augenblick stieß Sigurd Brettingsson nach Finnbogi, als er ungedeckt dastand; — der Stich kam in den Schenkel und schnitt ein Stück Fleisch heraus; es wurde eine große Wunde. Finnbogi stieß auf den Schild und durch den Mann und spießte ihn auf die harte Erde fest. Da tief Grim mit einer gewaltigen Axt vor und gedachte sie Finnbogi in das Haupt zu schlagen. Der schlug dagegen mit seinem Schildtrumm und lenkte den Hieb nach unten. Mit seinem Schwert aber schlug er Grim auf die Achsel und zerspaltete ihm die Schulter hinunter.

Darauf gingen die beiden Ingisöhne vor, Thorir und Grim. Sie riefen ihren Leuten zu, tapfer anzugreifen. Da sagte Finnbogi zu Hrafn: "Lauf du nun nach dem Strandhof zu Asbjörn: Jetzt weißt du, was du zu sagen hast."

Der machte sich im Nu auf die Beine und lief, was das Zeug halten wollte.

Sie griffen Finnbogi an. und er wehrte sich tüchtig und wie ein Mann. Es heißt, beide Söhne Ingis sielen. Nun griffen sie ihn zu zehnen an, und er wehrte sich tapfer, wie nur ein Mann.

von Hrafn ist nun zu erzählen, daß er nach dem Strandhof kam und Asbjörn meldete, was da geschehen sei. Der machte sich sofort auf den Weg und lief mit fünf Leuten dahin, wo man sich schlug. Da war es soweit gekommen, daß Finnbogi auf der Kuppe oben saß und sich so mit seinem Schwert verteidigte. Sie griffen ihn zu dritt an und waren alle schwer verwundet.

Sowie sie Asbjörn erblickten, machten sie sich aus dem Staube und suchten zu entkommen. Finnbogi war von Wunden und Müdigkeit sehr erschöpft. Zwölf hatte er erschlagen, —drei entkamen, auch schwer verwundet.

Diese Kuppe heißt seitdem Finnbogikuppe. Danach schaffte ?cs, björn Finnbogi heim nach dem Strandhofe und heilte ihm seine Wunden. Dies Zusammentreffen wurde bekannt, und seine Wehr schien den Männern nicht gewöhnlich. Man lobte seine Wehr gewaltig und seinen Mut. Seine Gegner erklärte man



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für unheilig gefallen, Finnbogi aber sei schuldlos und habe sich nur seiner Haut gewehrt. Danach sog Finnbogi nach Lanier- see zurück, und da hauste man den Winter über. Es geschah nichts darauf.


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