Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

Fünf Geschichten aus dem Westlichen Nordland


Mit einer Übersichtskarte


Übertr. von W. H. Vogt u. Frank Fischer

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


15. Finnbogi bekennt dem Jarl seine Tat

Eines Tages trat Finnbogi vor den Jarl und begrüßte ihn geziemend. Er nahm seinen Gruß an und Sagte, was das für ein Mann wäre, der große und stattliche. Er antwortete "Finnbogi heiße ich," sagte er, "und bin der Sohn von Asbjörn Stürzebalken, an den sich noch viele hier in Norwegen erinnern werden. Das Geschlecht meiner Mutter aber ist draußen aus Island, und Thorgeir der Lauterseegode ist mein Oheim." Der Jarl antwortete: "Du bist aus bestem Geschlecht. Deine verwandten sind mir bekannt, es ist nicht jedermanns Sache, sich ihnen gleichzustellen. Warst du im Winter in Halogaland:" Er bejahte es. "Hast du da den Bären erschlagen:" Er gab es zu. "Wie singst du das ohne Waffen an:" sagte der Jarl. "Das kann Euch einerlei sein, Ihr werdet keinen Bären auf solche Weise töten." Der Jarl fragte: "Mit wem bist du hierher gefahren " Finnbogi antwortete: "Ich kam mit Alf Haarschopf, Eurem Schwager, heraus." Der Jarl fragte: "Wo trenntet ihr euch:" Finnbogi sagte: "Er blieb auf einer Insel zurück." "Warum blieb er da?' fragte der Jarl. "Ich erschlug ihn," sagte Finnbogi.

Der Jarl wurde rot wie Blut und sagte: "So wenig hattest du vor dem Tode Angst nach solch einer Gewalttat, daß du



Thule-Bd.10-154 Gesch. aus dem w. Nordland Flip arpa

mich su besuchen kamst: Wußtest du etwa nicht, daß mir niemand im Lande näher stand als Alf, mein Schwager und mein Gefolgsmann "Ich erschlug ihn darum," sagte Finnbogi, "daß ich reichlich Grund hatte. Er stellte mir nach dem Leben, und ich wußte, das kein schlimmerer Mann in Norwegen sich den Gürtel um den Leib band, als Alf. Zu Euch kam ich nun aus dem Grunde, das ich mich erbieten wollte, an Alfio Stelle Euch zu folgen und seinen Dienst zu tun, bis auf die Schurkenstreiche , die er zu verüben nicht sparte. Die will ich nicht tun. Doch Mut und männliche Wehr glaube ich zeigen zu können, so gut wie irgend einer aus Eurer Schar." Jarl Hakon sagte: "Die meisten Männer werden urteilen, daß mir die Hände verkehrt liegen, wenn du mir mit dem Leben fortkommst oder unverletzt . Denn viele lassen wir unsere schwere Hand fühlen, die wenig oder eigentlich gar nichts begangen haben. Und wenn Alf auch von manchen Menschen als anmaßender Schurke angesehen wurde, mußt du doch wissen, daß niemand im Lande mir mehr nach Sinn war als er, und paßlicher."

Finnbogi sagte: "Ich will Euch nicht verheimlichen, was getan habe. Ich habe aus Sandau Ragnhild, Alfs Tochter, Eure Nichte, mitgenommen. Und sie ist jetzt hierher in Eure Gewalt gekommen." Der Jarl sagte: "Einen so dreisten Menschen wie du, habe ich weder gesehen noch gehört. Du mußt entweder ein Narr sein, oder du meinst, über größere Macht zu gebieten, als wir uns versehen. Es scheint mir zu gut für dich, gleich zusterben. Wir wollen Vergnügen und Unterhaltung daran haben, dir mit einigen Kleinigkeiten zu tun zu geben." Damit ging Finnbogi zu seiner Wohnung hinaus, ließ zu trinken schaffen und war munter mit seinen Leuten zusammen.


Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt