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Kapitel 

Fünf Geschichten aus dem Westlichen Nordland


Mit einer Übersichtskarte


Übertr. von W. H. Vogt u. Frank Fischer

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


14. Finnbogi rauht Alfs Tochter Ragnhild und fährt nach Lade

Finnbogi richtete sich dann dort ein und schlief die Nacht durch in guter Ruhe. Am Morgen machte er sich daran, die Schute ins Meer zu schieben. Er nahm seine Waffen. Darauf hielt er an der Küste entlang nach Süden, so gut er konnte, und machte keine Unterbrechung, ehe er früh am Tage nach Sandau gekommen war. Als er dort landete, kamen ibm Leute entgegen, die das Schiff erkannten und meinten, es wäre Alf darin. Finnbogi ging hinauf, ihnen entgegen. Sie begrüßten ihn und Sagten ihn, was es gäbe. Finnbogi erwiderte, er wüßte nichts zu berichten. Er erkundigte sich, wo Ingibjörg wäre. Man sagte ihm, sie wäre in der Frauenstube. Er bat die Leute, ihn dahin zu begleiten.

Als er dahin gekommen war, begrüßte sie ihn und Sagte, wer er wäre. Er nannte seinen und seines Vaters Namen. Sie fragte, ob er in Halogaland einen Bären erschlagen habe. Er bejahte das. Sie sagte: "Wie singst du das an:" Finnbogi entgegnete: Das kann dich nicht kümmern, denn dein Sohn wird es auf solche Weise nicht vermögen." Ingibjörg sagte: "War Asbjörn Stürzebalken dein Vater:" Er bejahte es. Da sagte sie: "Es ist nicht zu verwundern. daß du ein hervorragender Mann bist. Mit wem bist du hierher gekommen Er antwortete: "Ich fuhr mit deinem Manne Alf." Wo trenntet ihr euch:" "Hier oben auf der Insel," sagte er" ,wo er gewöhnlich



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zu bleiben pflegt, wenn er diese Reise macht. Er hatte keine Lust, bis hierher zu rudern und hatte vor, gleich den Jarl Hakon aufzusuchen. Er sandte mich, seine Tochter Ragnhild zu holen. Und dies zum Wahrzeichen: sie hätte es schon oft begehrt, und er hätte es ihr immer abgeschlagen. Jetzt aber, sagte er, solle sie mitkommen." Sie antwortete: "Ich weiß, daß sich das so verhält . Wunderlich scheint mir es gleichwohl, daß er einen unbekannten Mann in einer solchen Botschaft schickt. Aber iss nun und trink! Dann sollst du später Antwort erhalten." Er tat so.

Ingibjörg suchte ihre Tochter auf, um mit ihr zu reden, und fragte, ob sie mit diesem Manne fahren wolle. Sie sagte, die Mutter möchte nur entscheiden. So schmückte sie sie denn aufs beste und legte ihr Silber und Gold an und alle die besten Kleinodien , die sie besaß. Und als sie fertig waren, führte Ingibjörg sie zum Schiff.

Finnbogi nahm Ragnhild in seine Arme und trug sie auf das Schiff hinaus. Da sagte Ingibjörg: "Wenn du aber, Finnbogi, doch mit Trug und Hinterlist fährst, so sieh dich vor, daß du dem Mädchen kein Leid antust! Wenn du irgend etwas Böses sonst tust oder getan hast, so erwarte nur, totgeschossen zu werden Er ruderte fort. Da sagte Ragnhild: "Wie steht es, Finnbogi, um deine Erzählung: Wie schiedest du von meinem vater:" Er erwiderte: ""Wir schieden so, daß er tot war." Da sagte sie: "Da brauch ich nichts mehr zu fragen. Fahr mich zurück nach meiner Insel? Das wird dir das geratenste sein." Finnbogi sagte: "Deshalb raubte ich dich, daß du mit mir ziehen sollst." Da fing das Mädchen zu weinen an. Finnbogi sagte:"Verlier nicht den Mut! Ich werde mich an dir nicht vergreifen , was auch sonst mit meiner Fahrt werden mag."

Darauf kamen sie zu der Insel, und er schleppte alles Gut, das da noch lag, auf das Schiff. Jetzt erheiterte sich d as Mädchen. Als er fertig war, ruderte er am Lande entlang nach Süden. Und sobald er in einen Hafen gekommen war, bekam er Männer zu allem, was er brauchte. Er gab mit beiden Händen Geld weg.

Er machte nicht eher halt, als bis er nach Lade 1 gekommen



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war, wo der Jarl residierte. Da ging Finnbogi sogleich mit Ragnhild in die Stadt hinauf zu dem Hause, wo die Nichten des Jarls wohnten, Ulfhild und Ingibjörg. Da wurde sie mit offenen Armen empfangen. Die beiden Frauen fragten, wer das sei, der so gewaltig über die anderen ragte. Finnbogi nannte seinen Namen. "Viel vertrauen hat dir Alf geschenkt, daß er dir seine Tochter in die Hand vertraut hat. Du mußt ein hervorragender Mann sein." Finnbogi erwiderte: "Seid zu dem Mädchen so, als habe er es mir ganz besonders ans Herz gelegt ." Darauf nahm er geziemend Abschied von ihnen. Sie verabschiedeten sich ebenso. Finnbogi mietete sich ein vorratshaus und verwahrte dort seine Habe. Er hielt sich ein großes Gefolge.


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