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Kapitel 

Fünf Geschichten aus dem Westlichen Nordland


Mit einer Übersichtskarte


Übertr. von W. H. Vogt u. Frank Fischer

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


9. Finnbogi stirbt und hinterläßt seine Waffen und seinen Namen Urdarkött

Hrafn hieß ein Mann. Er war noch jung, mit Asbjörn verwandt und lebte in seinem Hause. Er war sehr stink. Niemals saß er auf einem Pferde, wohin er auch muste. Finnbogi und Urdarkött, so wird weiter erzählt, machten sich im Frühjahr zur Reise bereit. Sie hatten vor, Außenstände in den Nachbartälern einzutreiben, und ritten zu zweit; der kleine Hrafn lief voraus. Sie ritten am Abend bis zum Lautersee. Thorgeir nahm sie mit beiden Armen auf und lud sie ein, so lange dazubleiben , als sie nur Lust hätten. Sie hatten sich viel zu erzählen und waren froh und angeregt. Thorgeir sah, daß Finnbogi in jeder Beziehung ein trefflicher Mann war und wohlgeschaffen. Den Tag darnach machten sie sich spät auf die Reise, und Thorgeir ritt mit ihnen die Tiefache 2 hinunter.

Bis zum Abend ritten sie nach Berg 3. Dort wohnte Traum- Finni, der Sohn Thorgeirs, der war ein kluger und weitsichtiger Mann. Er war ein Stiefbruder der andern Thorgeirssöhne. Mütterlicherseits war er von lappischer Herkunft 4 ; seine Mutter hieß Leikny. Der nahm sie auf das herzlichste auf. Sie unterhielten sich über mancherlei, lange und vernünftig. ?lm Morgen sagte Finnbogi, sie wollten frühe weiter; —" "wir wollen dann



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auf unserer Rückfahrt länger bei euch verweilen, denn Finni scheint mir ein weiser Mann zu sein." "Wenig ist jetzt aus der Aufnahme geworden, und noch weniger wird es bei eurer Rückkehr damit werden." Darauf ritten sie von Berg fort.

Als sie ein Stück geritten waren, sagte Finnbogi:"Mir wird sehr unwohl." Urdarkött sah ihn an und meinte: -,Wir wollen absteigen, denn du bist ganz bleich! Es kann sein, daß es dann vorübergeht" So taten sie und ließen die Pferde grasen. Nach einer seit bat Finnbogi weiter zu reiten, es gehe ihm besser. Sie ritten auf den Felsen und kamen unter einen gewaltigen Stein. Da sagte Finnbogi: "Hier wollen wir bleiben, und es kann sein, daß sich hier unsere Reise entscheidet." Sie stiegen von den Pferden und schlugen ein Zelt auf; Urdarkött setzte sich zu Häupten Finnbogis. Da sagte Finnbogi "Es ist wahrscheinlich, daß es mit uns Genossen allen gleich endet; keiner von uns soll Norwegen wiedersehn. Aber du, Urdarkött, hast dich wacker gegen mich und uns alle erzeigt. In meiner Heimat weiden die Leute sagen, daß du mit diesem Zusammentreffen Glück gehabt hast 1. Weil ich nicht mehr dazu komme; dir das zu lohnen, will ich wenigstens nichts von dem, was da ist, abziehen. Hier 1ind die Waffen, die mir mein Vater geschenkt hat. Ich möchte glauben, auch wenn du nach Norwegen oder in die Nachbarländer kommst, wirst du keine besseren finden. Ich will sie dir jetzt schenken und damit zugleich auch das vermögen mögen, das du vom Schiffe geholt hast, das mir gehörte, und das ich gesetzmäßig von den Matrosen erbte. Dann will ich dir meinen Saamen schenken. Ich bin nicht zukunftskundig; doch denke ich, dein Name wird leben, solange die Welt steht. Das wird mir dann eine Ehre sein und meinen verwandten, daß ein so berühmter Mann von mir den Namen hat, wie du einmal wirst, wenn es kommt, wie ich denke. Denn mir hat das Geschick das nicht zugedacht." Urdarkött dankte ihm für die Gabe. Nicht mehr lange ruhte er auf Urdarkötts Schoß, da starb er.

Finnbogi schickte Hrafn nach Berg. Finni kam, und man begrub 1 So wurde Leif, weil er Menschen von einem Wrack rettete, der Glückliche genannt (Thule XIII, S. ia).



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ihn unter dem Stein. Der heißt darnach Finnbogistem. Darauf ritten sie heim nach Berg. Finni meinte, es sei gegangen, wie er vermutet hätte; - "ich sah, daß der Mann den Tod in sich trug, wenn er auch stattlich und tüchtig war." Finnbogi blieb nun bei seinem Vetter Finni einige Tage. Dann ritten sie hinauf nach dem Lautersee und berichteten Thorgeir; was geschehen und welche Ehre seinem Neffen zuteil geworden war. Thorgeir freute sich von Herzen darüber. Er sagte, er habe ihm das schon lange vorhergesagt, daß er es andern Männern zuvortun werde. Die Vettern saßen nun in großer Freude und in großem Wohlbefinden zusammen. Thorgeir ließ alles Geld eintreiben, was Finnbogi gehörte, und dann ritten sie allesamt nach Strand. Dort erzählte es einer dem andern, was für ein ausgezeichneter Mann Finnbogi sei. Den Eltern Asbjörn und Thorgerd schien das eine gute Kunde, denn alles schien ihm nun zu Ehre und Ansehen auszugeben. Thorgeir ritt heim. Finnbogi aber blieb bei seinem Vater in Strand ehrenvoll gehalten.


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