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Kapitel 

Fünf Geschichten aus dem Westlichen Nordland


Mit einer Übersichtskarte


Übertr. von W. H. Vogt u. Frank Fischer

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


7. Urdarkött bricht einem Bullen das Genick

Im Frühjahr, wird erzählt, ritt Asbjörn zum Thing nach seiner Gewohnheit. Unter dem Vieh war, so heißt es, ein dreijähriger Bulle, mit dem schwer umzugehen war. Die Weiber konnten seinetwegen kaum melken, er war überaus stößig. Eines Morgens kamen die Mägde schreiend herein und sagten, der Bulle habe die Milchkübel umgeworfen. "Bist du da, feiger Urdarkött Es ist, als hätte man niemanden, wenn man auf dich angewiesen ist, wo es einmal etwas gilt." So setzten sie ihm mit jedem Wort zu und beschimpften ihn. Urdarkött erwiderte: Je schlimmer er mit euch umspringt, desto



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besser. Und es wird nichts daran ändern, ob ihr mich bier schmäht." Sie drängten sich um ihn und sagten: "Geh, lieber Urdarkött und hilf uns:" Mit allen Worten umschmeichelten sie ihn nun, bis er antwortete: " So ist's viel passender und schicklicher, mich hübsch zu bitten. Nun will ich gern gehen."

Damit stand er auf und ging dahin, wo das vieh stand. Sobald der Bulle ihn sah, rannte er ihm entgegen. Er hatte gewaltige Hörner und gedachte ihn auf die Hörner zu nehmen. Urdarkött nahm mit jeder Hand ein Horn und sie kämpften so hart miteinander; daß die Erde um sie aufgewühlt wurde. Urdarkött packte so mächtig zu, daß er ihm den Kopf nach oben drehte und auf dem Rücken brach, da ging das Rückgrat auseinander. Dann ging er davon. Die Knechte machten äch darauf an den Bullen. Asbjörn kam heim und man erzählte ihm davon. Er sagte nichts dazu. Allen schien das von einem Zwölfjährigen ein ungewöhnliches Kraftstück. Das erfuhr nun einer vom andern nah und weit. Urdarkött war gewöhnlich schweigsam und kümmerte sich um wenig; nur seine Spiele trieb er Tag und Nacht. Asbjörn wurde immer freundlicher gegen ihn, indem er sah, wie er die andern übertraf. So vergingen die Jahre, und es blieb alles still. Man lebte, ohne daß etwas Neues geschah.


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