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Kapitel 

Fünf Geschichten aus dem Westlichen Nordland


Mit einer Übersichtskarte


Übertr. von W. H. Vogt u. Frank Fischer

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


3. Gest findet das ausgesetzte Kind

Ein Mann hieß Gest, der wohnte auf dem Hof, der Hausen 1 heißt. Seine Frau hieß Syrpa. Sie hatte einst die Thorgerd aufgezogen, als sie noch Kind war, und die liebte sie sehr und hatte sie mitgenommen, als sie nach ihrer Heirat auf den Strandhof kam. Sie verstand sich vortrefflich auf alles, was ihr nur unter die Finger kam. Kein Lebewesen konnte abscheulicher aussehen als sie. Asbjörn hatte wenig für sie übrig; sie schien der Thorgerd manche Mühe zu machen, und darum ließ er Syrpa wieder heimziehen und gab sie dem Gest. Sie besaß wenig oder nichts, als das, was Thorgerd ihr zukommen liest. Ebensowenig besaß er etwas. Gest stand ganz unter ihrer Herrschaft , denn er war ein elender Tropf.

Es heißt, am selben Tage, da Thorgerd ihr Kind gebar, schickte Syrpa ihren Mann, Braungras zu holen, denn sie besorgte allerhand, was ihre Ziehtochter im Hause brauchte. Es trug sich nun an diesem Tage zu, daß er zwischen Geröll und Weiden herumlief und hörte ein Kind weinen. Da lief er näher und kroch sorgfältig um jeden Stein, bis er das Kind gefunden hatte. Er nahm es auf, und es schien ihm sehr schön. Er steckte es in seine Bluse und lief heim zu Syrpa, so schnell er konnte, und dachte nicht mehr im geringsten an das, weswegen man ihn geschickt hatte. Syrpa fragte ihn, warum er so außer Atem ankäme. Er sagte, er habe ein neugeborenes Kind gefunden, — "und so ein schönes habe ich noch nicht gesehen." Syrpa sagte, er solle es ihr zeigen. Und als sie es sah, meinte sie zu wissen, aus welchem Geschlecht das Kind war. Sie bat ihn, er möge ihren Pelzmantel holen und in die Stube legen, und ich will mich dann niederlegen und tun, als wäre es unser Kind." Er sagte, daß niemand daran glauben würde, -" es ist auch viel zu hübsch, als daß es uns ähnlich sehen könnte." Sie verwies ihn zur Ruhe, er solle nicht wagen, etwas anderes zu sagen, als was sie verlange. Dann schickte sie ihn nach Strand, er solle Thorgerd bitten, ihm das Nötigste für sie zu geben. Er machte sich sofort auf den Weg.


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