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Fünf Geschichten aus dem Westlichen Nordland


Mit einer Übersichtskarte


Übertr. von W. H. Vogt u. Frank Fischer

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


45. Thorkel wird Gode der Seetaler. Wie er Hermund vor der Rache des Seetalergoden rettet

Die Seetaler halfen Thorkel überall kräftig zu Ehren. Sie freuen ein Weib für ihn, und das Godord ward ihm zugelegt, denn Surt und Högni, Ingolfs Söhne, waren damals der eine elf Winter, der andere fünfzehn, und sie bekamen ihre Güter von Thorkel nicht heraus; das Tempelland wurde ihm zugesprochen, und so wurde Thorkel Häuptling über die Seetaler.

Ottars Leute zerstreuten sich in die Gaue nach Norden und wurden nicht weiter beachtet. Hallfred und Gatti, Ottars Söhne, zogen nach Norden und noch mehrere von seinen Kindern. Oft



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kam Hallfred zu Bart- Avaldi 1 und plauderte mit seiner Tochter , die Kolfinna hieß. Dies Weib bekam Gris Sämingssohn, und dennoch spielte das Gerücht über sie und Hallfred, von dem auch in seiner Saga gesprochen wird. Und einstmals, als er hinauskam — er war nämlich Kaufmann —, Sris aber auf dem Thinge war, da kam Hallfed zu Rolfinna in den Sommerhof und lag da bei ihr. Und als Sris dies erfuhr, ergrimmte er sehr. Hallfed aber segelte denselben Sommer heraus.

Das Herbstthing im Seetal war stark besucht, und die Männer richteten ihre Hütten her, denn es sollte ein zweitägiges Thing gehalten werden. Thorkel hatte die größte Hütte und darinnen das größte Gefolge. Bart-Avaldi hatte eine Hütte mit seinem Sohn Hermund zusammen. Und als Gatti Ottarssohn seine Notdurft zu verrichten gegangen war, begegnete er Hermund der gedachte der Unbilden, die Hallfred ihnen angetan hatte, und lief Gatti an und erschlug ihn und rannte in die Hütte zu seinem Vater.

Als Thorkel den Totschlag erfuhr, sprang er mit seinem Gefolge auf und wollte ihn rächen. Hild stand in der Tür, Hermunds Mutter, und sprach:"Besser ist's, Thorkel, du eilst nicht so. Einst, als wir zusammenkamen, gedachtest du, du würdest meinen Sohn nimmer vor meinen Augen töten." Thorkel sagte: "Inzwischen ist mehr geschehen, als wir damals ahnen konnten. Komm heraus aus der Hütte," sprach Thorkel, "denn wenn du das tust, brauchst du deinen Sohn nicht vor deinen Augen erschlagen zu sehen." Sie aber verstand gewißlich, was er da, den Mann zu retten, sprach, und sein Entscheid deuchte ihr schnell und schneidig. (Sie trat zurück in die Hütte.) Da nahm sie sich die Haube vom Kopfe und putzte ihren Sohn damit und setzte sich selbst auf seinen Platz, damit nicht mehr Weiber herausgingen herausgingen, als zu erwarten waren. Thorkel trieb die Frauen zur Eile und drängte sich an sie heran und sprach: Steht bier nicht so herum, denn wahrlich groß ist der Schmerz der Mutter — damit sie nicht sieht, wie der Mann erschlagen wird, oder es hört." Seine mannen wollten sogleich hineinstürmen und



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Hermund töten; da stellte sich Thorkel in die Hüttentür und sprach: " Bedenken wir wohl, was uns ziemt, daß wir nicht unsere eigenen Gaugenossen und Thingleute erschlagen, und vergleichen wir uns lieber." Da ward vergleich zwischen ihnen vorgeschlagen, und es ward so eingerichtet, daß beide Teile wohl zufrieden waren, und so hohe Buße angesetzt, daß die, welche sie zu empfangen hatten, rechte Ehre davon genossen.

So entledigte sich Thorkel dieses Handels mit Ritterlichkeit, und alle waren's wohl zufrieden. Alle Prozesse im Gau wurden ihm zur Entscheidung zugeschoben, denn er galt als der beste Kopf im Seetalergeschlecht nächst Thorstein Ingimundssohn


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