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Kapitel 

Fünf Geschichten aus dem Westlichen Nordland


Mit einer Übersichtskarte


Übertr. von W. H. Vogt u. Frank Fischer

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


43. Thorkels Fahrt zum Jarl der Orkneys Sigurd

Björn hieß ein Norweger, der ein Schiff klar zur Seefahrt liegen hatte; mit ihm fuhr Thorkel Krabbler aus dem Lande. Sie kamen nach den Orkneys. Damals herrschte Jarl Sigurd auf den Inseln. Björn war mit dem Jarl bekannt



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und suchte darum an, daß er ihn und Thorkel aufnehme, und nannte ihn edler Leute Kind und hoher Achtung wert und einen der besten unter den Isländern. Der Jarl sagte, er wolle ihn aufnehmen, und fragte nach Thorkels Geschlecht. Der gab darüber Auskunft, jener aber achtete wenig darauf. Dann nahm ihn der Jarl zu sich. Ein Eigenbrödler deuchte Thorkel den Mannen des Jarls zu sein; nie verließ er seinen Sitz, wenn es der Jarl nicht tat, und ihm war er sehr anhänglich. Einstmals im Frühjahr ging das Gefolge zum Spiel aus der Halle, der Jarl aber blieb mit wenigen Männern sitzen und sprach. "Du bist seßhafter als die meisten Männer, Thorkel, daß du nicht zum Spiel gehst; aber was erzähltest du mir doch von deinem Geschlecht?' Thorkel zählte sein Geschlecht auf, und der Jarl wurde aufmerksam und erwiderte: "Du bist mit mir verwandt; und sehr zurückhaltend bist du mit solchen Nachrichten." Da mehrte der Jarl seine Ehren.

Im Sommer darauf sog der Jarl auf Heerfahrt und fragte Thorkel, ob er mit ihm ziehen wolle; der sagte, er wolle es, wenn der Jarl es wünsche. Sie heerten weit umher im Sommer . Und einst, als sie in Schottland gestürmt hatten und zu den Schiffen zurückkehrten, fragte der Jarl, wieviel Mann vermißt würden. Da ward nachgezahlt; und Thorkel allein fehlte. Er war auf des Jarls Schiff gewesen. Die Mannen sagten, es sei kein Schade um einen so langweiligen Gesellen. Der Jarl befahl, sofort aufzubrechen und ihn zu suchen; und das geschah. Sie fanden Thorkel in einer Waldlichtung an einer Eiche, zwei Mann griffen ihn an, vier aber lagen tot neben ihm. Hinweg stoben Thorkels Angreifer, als die Mannen des Jarls kamen. Der Jarl fragte, was ihn aufgehalten habe. Thorkel sprach: "Das hab' ich euch wohl sagen hören, daß man von den Schiffen hinauf aufs Land, aber niemals, daß man zu den Schiffen hinabrennen solle, so daß jeder dem anderen davonliefe." Der Jarl erwiderte: "Du sprichst wahr, Vetter und so soll es auch von jetzt an sein; der aber soll nicht teil an der Beute haben, der dies tut, wegrennen von der Fahne; das Cand hinab." Der Jarl Sagte, ob das Inländer seien, die da tot neben ihm lägen, oder seine Mannen. Thorkel sagte, das seien Inländer. Er er



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zählte: er sei an einem Kastell vorbeigekommen, — "und wie ich dort entlang ging, fielen ein paar Steine aus der Mauer, und in dem Loch fand ich einen Schatz, gar nicht so gering. Das sahen die Mannen aus dem Kastell und verfolgten mich, und da kam's zwischen uns zu einem solchen Gefecht, wie ihr's gesehen habt." Da lobte der Jarl vor seinen Mannen seine Kühnheit. Darauf fragte er, wie groß der Schatz sei; er sagte, zwanzig Mark Silbers. 1 Der Jarl sprach, den Teil der Beute solle er allein haben, sonst keiner. Thorkel sagte, der Jarl solle ihn besitzen und seinen ganzen Beuteanteil dazu. Da entschied der Jarl, sie wollten es gemeinsam haben. und dieser Schatz kam nicht zur Teilung.

Der Jarl bezeugte Thorkel große Hochachtung wegen dieser Fahrt. Thorkel blieb zwei Winter bei ihm. Dann begehrte er nach Island und sagte es dem Jarl. Der antwortete: "Das hoffe ich gewiß, daß deine Vettern Ehre von dir haben werden." Thorkel ergab sich dem Jarl zu Dienst; und der schenkte ihm eine goldbeschlagene Axt und schöne Gewänder und sprach, er wolle sein Freund sein. Er schenkte ihm ein Kaufschiff mit Fracht nach seiner eigenen Wahl. Einen Goldring sandteer Thor- grim, Nereid zur Lösung, der eine halbe Mark 2 wog. Nereid schickte er eine vollständige schöne Frauengewandung um ihrer verwandtschaft willen. Dann stach Thorkel in See und hatte gute Fahrt. Er landete mit seinem Schiffe in der Welpenseemündung. Thorgrim Karnsachengode ritt zum Schiff und begrüßte seinen Sohn herzlich und lud ihn zu sich, und der nahm das an. Thorgrim schenkte Nereid die Freiheit, wie der Jarl es gewünscht hatte. 3

Kurz darauf erkrankte Thorgrim und starb, aber seine echtgeborenen Söhne nahmen das gesamte Erbe, wie es das Ge



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setz verlangte. Thororm war der Bruder Klackaorms, des vaters Thorgrims, der Thorkels Vater war. Thororm suchte Thorkel auf und lud ihn zu sich, und er nahm das an. Thorkel war ein freundlicher Mann und wohlwollend.


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