Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

Fünf Geschichten aus dem Westlichen Nordland


Mit einer Übersichtskarte


Übertr. von W. H. Vogt u. Frank Fischer

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


41. Ingolf fällt im Kampfe gegen Räuber

Ächter und Räuber gab es damals viele im Süden und Norden, so daß fast keiner seines Besitzes vor ihnen sicher



Thule-Bd.10-106 Gesch. aus dem w. Nordland Flip arpa

war. Eines Nachts raubten sie auf Habichtskluft eine große Menge Speise, denn da waren reichlich Vorräte jeder Art. Olaf machte sich auf, besuchte Ingolf und erstattere ihm Bericht, Ingolf brach mit vierzehn Mann auf. Olaf bat ihn, auf der Fahrt vorsichtig zu sein, und sagte, es komme ihm mehr darauf an, daß er heil nach Hause kehre, als darauf, wohin seine vorräte kämen. Sie ritten nach Süden auf die Heide und sprachen über den Raub bei Olaf.

Die Diebe hatten an fünfzehn Hunderte 1 geraubt. Ingolf und seine Leute trafen auf ihre Spuren und verfolgten sie, bis sie ratlos dastanden, denn die Spuren wiesen nach zwei Seiten. Da teilten sie auch ihr Volk und acht zogen nach der einen, sieben nach der anderen Seite; und so spürten sie lange.

Kurz vor ihnen standen Säterhütten und dorthin wandten sie sich. Da sahen sie achtzehn Pferde bei dem Säter und sagten , dort müßten sich die Diebe wohl hingeflüchtet haben, und meinten, es sei am besten, die Fahrtgenossen herbeizuziehen. Ingolf nannte das aus mancherlei Gründen unrätlich —"denn sie können inzwischen die Höhle 2 erreichen, —die ist nicht weit von ihnen — und wenn sie die haben, so sind sie geborgen, und unsere Fahrt ist ohne Schneid gewesen; auch wissen wir nicht, wo unsere Leute sind." Ingolf saß ab und sprang in eine Kluft zu seiner Seite; er riß zwei Steinplatten heraus, legte die eine vor die Brust und die andere zwischen die Schultern und band sie außen zusammen. 3 Er hatte den Sippenknauf in der Hand und schritt darauf zum Säter. Der hatte zwei Ausgänge. Die Leute erzählen, daß Ingolf nicht mehr als einen Mann bei sich gehabt hat. Da sprach Ingolfs Geselle, sie sollten ihre Mannen benachrichtigen; Ingolf sagte, er wolle selbst die Sätertür besetzen, jener aber solle nach ihren Leuten reiten. Der aber sagte: er werde nicht von dannen reiten, " mir scheint dein Gefolge nicht übermäßig groß."



Thule-Bd.10-107 Gesch. aus dem w. Nordland Flip arpa

Ingolf wollte sogleich ins Haus gegen sie losstürmen und forderte seinen Gefährten auf, ihm tapfer zu folgen. Die Diebe griffen ihn sogleich an, als er hineinkam; aber die Steinplatten, die er trug, schützten ihn, und die Hiebe glitten von ihm ab. Jene drangen von allen Seiten auf Ingolf ein, er aber wehrte äch geschickt und tapfer. Da warf er den Sippenknauf auf, und das Schweri traf den, der hinter ihm stand, aufs Haupt, daß er das Leben ließ, und weiter hieb er dem den Todeshieb, der vor ihm stand, und so tötete Ingolf sie beide mit einem Hiebe. Sie hatten ein hitziges Gefecht, und es lief so aus, daß Ingolf fünf Mann erschlug, aber auch sein Gefährte war gefallen. Jene waren aus dem Säter gedrungen. Ingolf aber war schwer verwundet. Nun kamen seine Mannen herbei. Die Diebe stoben davon, sie aber nahmen den Raub, banden ihn auf ihre Pferde und trieben sie nach Norden zurück.

Ingolf lag diesen Winter in seinen Wunden und sie überheilten sozusagen. Aber im Frühjahr, als die Sommerhitze kam, sprangen sie alle wieder auf, so daß er davon den Tod fand. Aber ehe Ingolf starb, ordnete er an, daß er nicht in dem Gehölz, in dem seine vorfahren lagen, begraben werde, sondern hi einem andern; er sagte, die Mädchen aus dem Seetal würden öfter an ihn denken, wenn er io nahe der Straße ruhe. Darauf starb er. Der Ort, wo er begraben ist, heißt seitdem Jgolfsholz. 1 Alle Leute beklagten diesen Tod Ingolfs sehr. Zwölf Winter hatte er nach dem Tode seines vaters in hoher Ehre gelebt. Ottar vermählte seine Tochter Valgerd einem Manne aus Stangenwald.

Als aber Ingolf tot war, gab's keinen Häuptling im Seetal, denn Jngolfs Söhne waren wegen ihrer Jugend nicht fähig, das Godord zu versehen. Nun sann man, wie es werden stalle. Das aber war Gesetz in jener seit, daß, solange die Erben unmündig waren, der von den Thingmannen, der am besten dazu geschickt schien, das Godord versehen solle.


Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt