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Fünf Geschichten aus dem Westlichen Nordland


Mit einer Übersichtskarte


Übertr. von W. H. Vogt u. Frank Fischer

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


39. Ottar entsendet einen Meuchelmörder gegen die Brüder

Einige winter nach dem Tode Thorsteins Ingimundssohns traf Ottar, als er vom Thinge heimritt, auf der Blauwaldsheide einen geächteten Mami, der sich Thorir nannte, zugereist aus den östlichen Fjorden; der sagte, er sei um einer Weibersache willen geächtet worden, und bat Ottar um Aufnahme. Ottar sagte: er wolle es unter der Bedingung tun, — "daß du für mich eine Botenfahrt machst." Der fragte, welche das sei. Ottar erwiderte: "Ich will dich nach Norden ins Seetal zu Ingolf senden, daß du ihm nach dem Leben stehst oder überhaupt einem von den beiden Brüdern; denn es ist nicht 1 Ottar siedelte sich nach seiner verbannung aus dem Seetal im nordachental an, das sich nach dem Borgfjord wendet. Hier führte der bequemere Weg von und zum Allthing für die Nordisländer hindurch. von Hallfreds Liebes- abenteuern mil Rolfinna erzählt eine eigene Saga. Seinen Namen hat er nach ihr, weil er die verzwicktesten dichterischen Schwierigkeiten in seinen versen spielend überwand, nach Snorris Heimskringla; weil er seinem königlichen Freund Olaf Tryggvasson immer wieder durch seine Neigung zu den heidnischen Göttern und sein rasches Wesen verdruß bereitete. 2 Die Blauwaldsheide (Blaskogaheidr) liegt auf dem Wege vom Allthing nach Norden.



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unwahrscheinlich — wenn's nach Erwarten gebt -, daß sie mit ihrem Glücke nicht weit reichen. Wenn du nun den Weg machst, so will ich dir Schutz gewähren." Er sagte: dazu sei er wohl imstande, — "denn Mut fehlt mir nicht." Er ritt mit Ottar heim, und sie machten ab, daß er Ingolf töten solle oder Gudbrand, wenn er diesen leichter erreichen könnte. Ottar aber solle ihm außer Landes helfen.

Er wanderte nach Norden zum Seetal und kam nach Tempel; er war da zur Nachtzeit und bat Ingolf um Aufnahme in seinen Schutz, sagte, er sei ein geächteter Mann. Ingolf sprach, er brauche keine Leute aus fremden Gauen, und sagte, solche seien leicht zu haben, befahl ihm, sich schnell davon zu machen, und sagte, er gefalle ihm nicht.

Thorir ging von dannen und kam zu Gudbrand. Der nahm ihn auf, und er weilte dort eine Zeitlang. Eines Morgens befahl ihm Gudbrand, ihm ein Pferd vorzufahren, und schritt aus dem Hause; Thorir aber hinter ihm. Und als Gudbrand auf die Türschwelle kam, bückte er sich, Thorir aber siel ihn an. Und als Gudbrand die Ari singen hörte, schmiegte er sich an den Türpfosten; Thorir aber hieb in den vorragenden Dachbalken, und die Axt stand darin fest. Thorir lief aus dem Gehöft und Gudbrand ihm nach. Thorir sprang über die Bachkluft, als er sie erreichte, und stürzte hin. Gudbrand warf das Schwert nach ihm und traf ihn in die Brust. Thorir hatte sich das Zaumzeug umgebunden, und das Schwert schlug auf den Gebißring. Gudbrand sprang über den Bach zu Thorir, und da war der tot. Er vergrub ihn dort. Scharten waren ins Schwert geschlagen, und eine so groß, daß man eine Fingerspitze hineinlegen konnte; es ward darauf geschliffen und war die ausgezeichnetste Waffe.

Gudbrand ritt, seinen Bruder aufzusuchen, und erzählte ihm die Begebenheit. Er sagte, das sei Ottars Anschlag, und meinte, gegen Solches müßten sie sich waffnen. Ingolf sprach, das sei ganz unerhört, und sie ritten sogleich nach Süden zum Borghard und gaben Ottar die Schuld. Der aber widersprach, denn er hatte viele Mannen bei sich, und sie bekamen ibn nicht zu fassen. Da wurde ein Vergleich vorgeschlagen, und sie verglichen



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sich daraufhin, daß Ottar ein Hundert Silbers 1 zahlen, Thorir aber ungebüßt bleiben solle. Zum Vergleich gehörte auch, daß Ingolf unheilig fallen solle, wenn er valgerd besuchen käme, ahne daß Gudbrand ihn begleite. Da sprach Ingolf: "Darauf kannst du dich gefaßt machen, Ottar: wenn mehr solche feindliche Fahrten gegen uns geschehen, als diese, dann sollst du nicht mit Geldbuße dafür aufkommen, und es soll dir der Verrat nach Verdienst entgolten werden."Jener erwiderte, viele würden meinen, daß er Grund genug zu seinem Anschlage gehabt habe, Darauf gingen sie auseinander.


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