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Fünf Geschichten aus dem Westlichen Nordland


Mit einer Übersichtskarte


Übertr. von W. H. Vogt u. Frank Fischer

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


35. Die Brüder verbannen Finnbogi und Berg aus dem Weidental

Bald darauf entboten Finnbogi und Berg eines Tages die Männer im Weidental, und es kamen im ganzen dreißig zusammen. Helga Sagte, was sie beabsichtigten. Finnbogi sagte, er habe eine Fahrt ins Seetal vor. "Ja," sprach sie, "jetzt werdet ihr euch an den Brüdern zu rächen gedenken; aber ich meine, ihr tut um so mehr Unglückszüge, je mehr ihr euch mit ihnen zu schaffen macht." "Das wollen wir nun versuchen," sagte Finnbogi. Helga erwiderte: Zieht hin. Ihr werdet's auf der Heimfahrt nicht weniger eilig haben als jetzt auf der Ausfahrt."

Das wurde weitbekannt und kam nach Tempel zu Thorstein. Er sandte seinen Brüdern Botschaft, und sie kamen zu ibm ; er sagte ihnen, was er erfahren hatte. Sie beschlossen, Männer zusammenzuziehen, und an dem Tage; an dem Finnbogi und die Seinen von draußen zu erwarten waren, kamen am Tempel sechzig Mann zusammen. Da war War von Marshofen,



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ihr Vetter und Wyjolf von Karnsnes und andere ihrer Freunde. Da ward auch der Reiterzug Finn bagis und der Seinen gesichtet. Thorstein sprach: "Jetzt wollen wir unsere Pferde besteigen und ihnen entgegen reiten; denn ich will ihr Getrampel nicht auf meinem Hofe." Das taten sie. Jökul sagte: "Reiten wir schnell und überfallen sie, so daß sie nicht vorbereitet sind. Thorstein erwiderte: "Wir wollen uns nicht wie rasend gebärden . Ich will das Wort für uns führen und sehen, was sie wollen, und es mag sein, daß es keines großen Aufwandes bedarf. Aber ich weiß wohl, Lieber, daß du zu jeder Tat bereit bist." Jökul erwiderte: "Das war zu erwarten, daß du meine vorschläge nicht lange gelten lassen würdest." "Damals war's von Nutzen, Lieber," sagte Thorstein, "als deine Pläne befolgt wurden, aber jetzt braucht's ihrer nicht."

Finnbogi sprach zu seinen Leuten: "Männer reiten von Tempel und nicht ganz wenige, und es ist doch ein wahres Wort, daß Thorstein kaum etwas unerwartet kommt. Nun liegen uns zwei Möglichkeiten vor Handen, und keine ist gut: Auf und davon zu reiten und nach Hause, wie die Sache steht, und das ist doch die allergrößte Schmach, oder den Kampf mit I----I wagen, und das ist doch ein gewisses Wagestück gegen diese Übermacht, wie ich sie zu erkennen glaube." "Soll denn jetzt nicht einmal etwas gewagt werden:" sagte Berg, "ja, wir wollen fechten."Finnbogi sprach: "Steigen wir ab und knebeln unsere Pferde, und halten uns recht zusammen, was auch geschieht."

Dies sahen Thorstein und seine Mannen, saßen ab und knebelten ihre Pferde. 1 Da sprach Thorstein: "Nun wollen wir ihnen entgegen gehen, ich aber will für uns das Wert führen." Darauf hub Thorstein an: "Wer ist der Führer dieser Männer, die hier gekommen sind:"Finnbogi nannte sich. Thorstein sagte:

"Was ist euer Anliegen hier im Tal:" "Es gibt oft kleine Besorgungen über Land," sagte Finnbogi. Thorstein sprach: "Ich vermute, die Besorgung ist jetzt erledigt, die ihr vorhattet, als ihr von Hause aufbrachet, nämlich



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uns Brüder zu treffen, wenn's auch anders gekommen ist, als ihr dachtet. Wenn's so ist, hat sich's schön getroffen. Jetzt will ich dir zwei Vorschläge machen, Finnbogi, —zwei, obwohl du eigentlich nur einen verdient hättest: Reit auf der Stelle beim nach Borg und halt dich still auf deinem Gehöft. Das ist der zweite Vorschlag, daß wir jetzt unsere Holmgänge ausfechten, freilich so, daß jetzt jeder seiner Gefolgschaft genießen soll, und da magst du zusehen, was du erstreitest, wenn du auch selbst groß und stark bist. Dazu soll gelten, daß du im Frühjahr aus dem Weidental auswanderst und kein Bleiben hast zwischen dem Gletscherstrom im Skagafjord und der Widderfjordsache, und laß dir's niemals wieder in den Sinn kommen, mit uns Brüdern zu streiten. Aber du, Berg, hast dich sehr töricht gegen uns Brüder aufgeführt. Du bist auch gegen mich etwas unverschämt gewesen: gleich zuerst, als du in den Gau kamst, da füttertest du deine Pferde auf meinen Wiesen und hieltest mich für so kleinlich, das ich mich darum kümmern solle, wo deine Pferde Gras Säßen. Wenn aber mein Bruder Jökul dir einen Hieb versetzte, den sollst du ohne Buße behalten, denn du hast sie zurückgewiesen, als sie dir geboten wurde. Du sollst auch nicht in den Grenzmarken weilen, die Finnbogi verboten sind. Und das nehmt ihr beide als einen Denkzettel an unseren Handel. Nun wählt schnell das eine oder das andere."

Jökul stand neben Thorstein mit dem Sippenknauf und war drauf und dran, ihn zu schwingen.

Finnbogi und Berg und die Seinen gehen zu ihren Pferden und sitzen auf, reiten davon und halten nicht eher, als bis sie nach Borg kommen. Helga stand draußen und fragte, wao es gebe; sie sagten, sie wüßten nichts zu vermelden. "Mag sein, daß es euch so dünkt. Aber anderen wird's nicht so vorkommen; denn ihr beide seid gauverbannt wie verbrecher, und nun ist's wohl genug eures Unglücks

Thorstein und seine Brüder ritten heim nach Tempel und jeder dann nach seinem Heimwesen. Thorstein dankte ihnen herzlich für ihre Gefolgschaft. Er saß nun wiederum in Ehren um dieses Streites willen wie um aller anderen.



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Im Frühjahr verkaufte Finnbogi das Land um Borg und zog nach Norden nach Strand in Trekyllisbucht und siedelte dort. 1 Berg zog auch von dannen, und es wird in dieser Geschichte nicht erzählt, was er üch vorgenommen hat; und hiermit endet der Streit zwischen ihnen und den Ingimundssöhnen.


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