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Kapitel 

Fünf Geschichten aus dem Westlichen Nordland


Mit einer Übersichtskarte


Übertr. von W. H. Vogt u. Frank Fischer

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


33. Bergs Übermut auf dem Welpenseething

Berg zeigte den Schlag, den er empfangen, am Welpenseething an und bereitete dort den Prozeß vor. Darauf kamen die Männer zum Thing und suchten zu vermitteln. Berg sagte: er werde keine Geldbuße annehmen und sich nur daraufhin versöhnen, daß Jökul unter drei Rasenbänder trete, wie es damals nach schweren Vergehen Sitte war, — und mir so seine Demut bekundet." Jakut rief, eher solle ihn der Troll holen, als daß er sich so vor ihm beugte. Thorstein sprach: der Vorschlag sei der Erwägung wert, — "ich werde unter das Rasenband treten." Berg sagte, dann sei's gebüßt.

Das erste Rasenband reichte bis an die Achsel, das zweite bis zum Hosengurt, das dritte bis sum halben Schenkel. Da trat Thorstein unter das erste. Berg rief: "Saumäßig beschimpft hab' ich nun den, der der edelste der Seetaler war." Thorstein erwiderte:"Das durftest du nicht sagen! Aber das soll die erste Erwiderung auf diese Worte sein, daß ich nicht unter mehr Bänder trete."

Finnbogi sprach: "Das war gewiß nicht recht geredet; aber dann gibt's ja gar nichts für die Beleidigung Bergs, die er von Jökul erlitten hat, wenn hier Halt gemacht werden soll. Euch dünkt alles gering neben euch Seetalern. Ich fordere dich, Thorstein, zum Holmgang nach Wochenfrist an dem Zaun, der auf der Insel unterhalb meines Hofes zu Borg steht." Berg rief da: "Dasselbe sage ich zu dir, Jökul; ich fordere dich zum



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Holmgang zur selben Frist; die Finnbogi bestimmt hat. Da sollt ihr euch ducken, ihr Tempelmänner!"

Jökul antwortete: "Hör', was der Schurke sagt! Du erfechst dich, dich mit uns gleichzustellen und mich zum Holmgang zu laden! Mir deucht, mir ist nicht zu viel zugemutet, wenn ich mich mit euch beiden, Finnbogi und dir, schlage. Das soll auch geschehen; ich will Thorstein, meinen Bruder, freimachen; denn es wäre traurig, wenn ihm irgend ein Leid geschähe. Das aber stünde leicht zu erwarten, wenn er und Finnbogi fochten; denn der ist gar verwegen. Hier aber gibt's für keinen Schonung, wo wir stehen. Berg schlich damals erbärmlicher als eine Betze davon. als ich ihn schlug, daß er hinstürzte; aber komm du nur zum Holmkampf, wenn du mehr Mannes- als Mährenmut hast. Wenn aber irgend einer nicht kommt, dann soll ihm eine Schandstange errichtet werden mit dem Spruch, daß er jegliches Mannes Neiding sein soll und nirgends wohnen bei wackern Männern, der Götter Grimm und des Eidbrechers Namen tragen soll."

Daraufein gingen sie auseinander, und jeder zog heim nach seinem Hause. Die Kunde lief nun durch die Gaue. Der Holmkampf traf mit dem Gelage zusammen, das Thorstein seinen Freunden am Tempel gab; denn das hielt er jeden Herbst.

Helga hieß ein Weib, sie war mit Berg herausgekommen und war seine Kebse; sie war ein großes Weib und ansehnlich. vorausschauend und vorwissend, und zauberkundig in vielen Dingen. Die sprach zu Berg: "Unverständig habt ihr Vettern es angefangen, daß ihr an Glück mit den Söhnen Ingimunds streiten wollt. Das geht nicht so, denn Thorsteins Klugheit und Glück ist bewährt, und das Wort über Jökul ist wahr, daß es keinen solchen Berserker im ganzen Nordländerviertel gibt wie ihn. Und du bist ihm nicht gewachsen, wenn du auch Tatkraft dast; und so große Schmach du vorher von ihm befahren hast, so befährst du jetzt noch um die Hälfte mehr, wenn ihr irgendwie miteinander zu tun bekommt." Berg erwiderte: "viel hat Jökul darüber geredet, so daß ich's nicht ertragen kann." Helga antwortete: "Wenn du so töricht bist, daß du dich nicht selbst vorsehen kannst, so will ich dafür sorgen, daß



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aus diesem Holmgang nichts wird." Wirst du das wohl tun?' sagte Berg. Finnbogi wuste nichts von diesen Plänen.


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