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Kapitel 

Fünf Geschichten aus dem Westlichen Nordland


Mit einer Übersichtskarte


Übertr. von W. H. Vogt u. Frank Fischer

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


28. Von Thorolf Hammer

Nun muß ich erzählen von einem Manne, der schon genannt ist, der hieß Thorolf Hammer. Er ward der schlimmste Bösewicht, war ein Dieb und auch sonst ein rechter Schurke. Den Leuten schien sein Aufenthalt im Tal sehr schädlich, und nur Übles konnten sie sich von ihm versehen; wenn er auch nicht viel Leute bei sich hielt, so hatte er doch etwas, worauf er sein vertrauen setzte, das waren zwanzig Katzen. Die waren ungeheuer groß und alle schwarz und sehr verzaubert.



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Nun kamen die Leute zu Thorstein und klagten ihm ihre Not und sagten, ihm komme die Fürsorge über den ganzen Gau zu, sagten, Thorolf habe viele Leute bestohlen und noch viel anderes Schändliche getan. Thorstein sprach, sie hätten recht — "aber es ist nicht ganz leicht, mit dem Höllenkerl anzubinden und seinen Katzen, und ich möchte alle meine Leute davor bewahren." Jene sprachen, er werde schwerlich sein Ansehen wahren, wenn nichts dagegen geschähe.

Darauf sammelte Thorstein Mannen und wollte sie, um schlagfertig zu sein, unter seinen Augen haben. Bei ihm waren alle seine Brüder und sein Norweger. 1 Sie zogen nach Hammershofen. Thorolf kümmerte sich nicht darum, er konnte nie brave Männer bei sich dulden. Er ging ins Haus, als er den Reiterzug sah, und sprach:"Jetzt muß ich Gäste begrüßen, und dazu ersehe ich meine Katzen aus. Die will ich alle draußen vor die Tür setzen, und sie werden schwerlich eindringen, wenn die die Tür verteidigen." Darauf stärkte er sie gewaltig durch Zauber, und sie waren ganz entsetzlich mit ihrem Geheul und Augenrollen .

Jökul sprach zu Thorstein: "Das ist ein braver Entschluß, daß du diesen Teufel nicht länger ruhig sitzen ließest." Sie waren achtzehn Mann.

Thorolf sagte: "Jetzt will ich Feuer anmachen, und es schert mich nicht; wenn's raucht; denn der Besuch der Seetaler wird nicht friedfertig sein." Er hängte einen Kessel über das Feuer und warf Wolle und allerhand Lumpen darunter, und das Haus war voll Rauch.

Thorstein trat zur Tür und rief:"Wir verlangen, daß du herauskommst, Thorolf." Er meinte, sie könnten nichts Gutes gegen ihn im Schilde führen. Da buben die Katzen auch schon zu schreien und sich schrecklich zu gebärden an. Thorstein sagte: "Das ist ein übles Volk." Jökul entgegnete:"Dringen wir ins Haus gegen ihn los und scheren uns nicht um diese Katzen." Thorstein sagte, das sollten sie nicht — " denn es ist wahrscheinlich , daß wir nicht unser ganzes Volk unversehrt bewahren können vor dem allen, Thorolfs Katzen und Waffen; denn



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er ist ein gewaltiger Draufgänger, und es deuchte mir besser, er ergäbe sich selbst und käme heraus; wir können ihm ja aus seinem Brennholz ein Feuer anzünden, heißer, als daß es ihm drinnen behaglich wäre."

Thorolf schwenkte den Kessel vom Feuer, warf den Wollenpacken drauf, und der Qualm zog hinaus, so daß Thorstein und die Seinen nicht recht dicht bei der Tür stehen konnten.

Thorstein sprach: "Nehmt euch vor den Katzen in acht, daß sie euch nicht kratzen. Schleudern wir Feuer aufs Dach." Jökul packte einen großen Feuerbrand und schleuderte ihn nach der Tür; aber die Katzen entwichen, und die Tür fiel darauf wieder zu.

Der Wind stand auf die Gebäude zu, und das Feuer begann zu wachsen. Thorstein sprach: "Stellen wir uns draußen hin an den Zaun, wo der Rauch am stärksten ist, und geben acht, wao er unternimmt; denn er hat mehr Feuerzunder, als wie's ihm lange bekommen könnte." Damit hatte Thorstein wieder recht.

Thorolf sprang mit zwei Kisten voll Silbers heraus und lief den Rauch entlang. Und dort, wo er ausgebrochen, stand der Norweger und rief: "Hier kommt der Teufel, und jetzt ist er wütend." Der Norweger sprang ihm nach, herab zur Seetalsache. Thorolf geriet an tiefe Löcher oder Sümpfe. Da wandte er sich nach ihm um, packte ihn und schwang ihn unter seinen Arm und sprach:"Du eilst dich sehr; gehen wir zusammen!" und sprang in den Sumpf, und sie versanken beide, so daß keiner wieder herauf kam.

Thorstein sagte: Das ist eine sehr schlimme Wendung, daß mein Norweger verloren ist; aber das muß es wieder gut machen, daß Thorolfs Eigentum ausreichen wird, ihm ;u büßen." Und so geschah's.

Der Ort, wo Thorolf gehaust hatte, heißt seitdem Hammershofen, Sleggjustadir, und da waren immer Katzen zu sehen, und unheimlich war's dort seitdem. Der Hof liegt oberhalb des Heiligen Sees. 1


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