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Kapitel 

Fünf Geschichten aus dem Westlichen Nordland


Mit einer Übersichtskarte


Übertr. von W. H. Vogt u. Frank Fischer

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


15. Ingimund findet sein Land im Seetal

Als aber der Frühling kam und der Schnee ein wenig von den Berglehnen schwand, da sagte Ingimund: — "Ich wußte es gern, wenn einige Männer auf einen hohen Berg stiegen und spähten, ob anderwärts etwas weniger Schnee zu sehen ist; denn es scheint mir nicht, als ob wir in diesem Tal Wirtschaft errichten würden; wir hätten sonst einen schlechten Sandel geschlossen." Darauf bestiegen einige Männer einen hohen Berg und hielten weithin Ausschau. Sie kamen zurück und erzählten Ingimund, daß die Berge ziemlich schneefrei seien, die im Nordosten lagen, und schön anzuschauen seien, — "aber hier, wo wir sind, ist's, als ob immerfort derselbe Sturm wüte, und wir konnten wohl sehen, daß dort das Cand viel besser ist." Ingimund erwiderte: "Das ist gut; hoffen wir nur, daß eine glückliche Zukunft vor uns liegt, und daß uns so das Los fällt."

Nun rüsteten sie sich im seitigen Frühjahr, und als sie sich im Norden dem Seetal näherten, sprach Ingimund: "Jetzt wird die Weissagung der Finnen wahr, denn jetzt erkenne ich die Landschaft nach ihrer voraussage: hierher sind wir gewiesen; hier wird es sehr schön. Ich sehe jetzt auch Land weithin begrünt, und wenn es hält; was es verspricht, dann kann bier gut wohnen sein.

Als sie an die Seetalsache kamen, sprach Vigdis, Ingimunds Weib: "Hier muß ich ein wenig verweilen, denn ich fühle, daß meine Stunde gekommen ist." Ingimund antwortete "Das geschehe zum Heil." Da gebar Vigdis ein Mädchen; das wurde Thordis genannt. Ingimund sprach:"Dieser Ort soll Thordiswald heißen."

Darauf drang die Schar hinauf in das Tal, und sie sahen da gutes Gras und Weideland; das war schön anzuschauen; da hoben sich die Brauen der männer. Ingimund nahm den ganzen



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Vatnsdalr, das Seetal, oberhalb des Heiligen Sees und des Geröllteiches. Der Thormodsbach ergießt sich aus dem Heiligen See von Westen her in den Fluß, der Sturzbach fällt von Osten in dm Geröllteich 1. Ingimund erwählte sich einen Wohnplatz in einem schönen Tälchen und rüstete da den Bau; er errichtete einen großen Tempel, hundert Fuß lang, und als er den Grund für die Hochsitzpfosten aushob, da fand er sein Los, wie's ihm geweissagt war. Da sprach Ingimund: "Es ist doch ein wahres Wort, daß sich niemand gegen das Schicksal sperren kann; aber nun wollen wir auch frohen Mut dazu tragen. Dies Gehöft soll at-Hofi heißen." — Das bedeutet um Tempel. Die Leute Ingimunds richteten sich im Tale ein und wählten sich Wohnplätze mit seiner Erlaubnis.

Dieser Herbst brachte viel Eis, und als die Männer die Schol- Leu beschritten, da fanden sie eine Bärin und bei ihr zwei Welpen. Ingimund war dabei und sprach, die Bucht solle Hunavatn Welpensee, heißen — "der Fjord aber, der voll von Seen ist, soll Seefjord heißen." Darauf sog Ingimund heim. Er baute einen stattlichen Hof und wurde bald Häuptling über die Leute im Seetal und die Landschaften, die zunächst lagen. Er hatte viel vieh, Rinder und Schafe und andere Haustiere.

In demselben Herbst ging ihm eine Anzahl Schafe verloren und fand sich im Frühjahr in den Wäldern; der Ort heißt jetzt Schaftal. Und daran kann man die Güte des Landes zu jener seit ermessen, daß das vieh sich selber draußen sein Futter suchte. Weiter wird erzählt, daß Ingimund Schweine wegkamen und erst im nächsten Sommer gegen Herbst gefunden wurden, und da waren es zusammen hundertundzwanzig. Sie waren verwildert, ein großer alter Eber führte sie, Beigad, der Schreckliche mit Namen. Ingimund sammelte Leute, die



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Schweine einzutreiben, und sagte: "Jedes Tier gilt für zwei, so fett sind sie." Sie suchten die Schweine und trieben sie an den See, der jetzt Schweinesee heißt, und wollten sie dort einschließen. Aber der Eber sprang ins Wasser und schwamm hinüber und wurde so matt, daß ihm die Klauen absprangen. Er erreichte einen Hügel, der jetzt Beigadsbühel heißt, und starb da. Ingimund ließ sich's nun im Seetal gefallen. Da wurden auch viele Landschaften bebaut; da wurden Gesetze und das Landrecht 1 angenommen.


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