Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

Vier Skaldengeschichten


Übertragen von Felix Niedner

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


8. Hallfred und Ingibjörg

Eines Abends hörte Hallfed Holz fällen und ritt dem Geräusch nach. Da sah er eine Lichtung vor sich, und dort war der Holzhauer. Er sah bäuerisch aus. war dunkelbraun und hatte einen roten Bart. Es schien ein gar böser Kerl zu sein. Der Mann begrüßte ihn. Hallfred frug, wer er wäre. Er sagte, er heiße Björn," komm mit und sei mein Gast."Hallfred nahm das an. Björn bewirtete ihn sehr gut. Der Bauer lag mit seiner Frau nachts in dem einen Schlafraum und Hallfred im andern. Er mißtraute Björn, entkleidete sich nicht und stellte sich am Fußende des Bettes mit dem gezückten Königsschwert auf. Inzwischen legte sich Björn in dem Schlafraum nieder; und da hieb ibn Hallfred mit einem Schlage tot.

Die Haussfau sprang lautschreiend empor, sie hieß die Männer aufstehen und diesen Übeltäter festnehmen. Die Männer warfen Kleider auf Hallfreds Waffen, und dann wurde er ergriffen und gebunden. Darauf sandte man Boten zu einem Manne, namens Ubbi. Er hatte einen Bruder Thorir, der dort Häuptling war. Seine Tochter dieß Ingibjörg. Diese hatte Audgisl zur Frau gehabt, und sie war ein ganz vortreffliches Weib. Nun kamen die Männer zusammen, um über Hallfed das Urteil zu sprechen. Dorthin kamen auch Thorir, Ubbi und Ingibjörg , und sie beschlossen, Hallfred zu opfern. Da ging er zu Ingibjörg , grüßte sie und sagte, er habe einen Schmuck, den Audgisl ihr gesandt habe. Sie erwiderte: "Ich kenne den Schmuck." Er gab ihr nun Bescheid über alles und sprach die Weise:



***
17
Ruchlos Treiben rächend
Rasend ich vergaß mich —



Thule-Bd.09-237 Vier Skaldengeschichten Flip arpa

Schwertes Balder im Schildlärm Sank: ihn miss ich lange — von mir Audgisl's Mörder; Magd, da ward erschlagen. Ruhmlos liegt er: rühmlich Rache uns beiden bracht' das 1.

Ingibjörg frug nun genauer nach dem Vorgang. Da sprach Hallfred diese Weise:



***
18
Hin warf ich den hünd'schein
Herrn des Golds zur Erde.
Hand legt' an den Hund ich
Heil'gen Zorns voll eilig.
Keinen trügen, der Krieger,
Kann er mehr der Mannen.
Schlachtsturms Feuer ich furchtbar
Färbte: da mußt' er sterben 2

Ingibjörg sagte da: "Ich sehe, daß du die Wahrheit sagst, und du sollst mit mir heimfahren."Hallfred zog auch mit. Die Bande wurden ihm abgenommen, und Ingibjörg ließ ibn pflegen. Thorir und Ingibjörg sandten Männer in das Gebirge und fanden dort alles genau so, wie Hallfred gesagt Batie. Ein sehr großes Vermögen wurde von dort geborgen. Alle Leute der Gegend meinten, Hallfred sollte alles Geld haben. was Önund besessen hätte; und sie hielten große Stücke auf Hallpred.

Hallfred gewann nun Ingibjörg lieb und freite um sie. Sie sprach: Alles ist dabei nicht im Reinen. denn du bist Christ und hier fremd, du kannst aber mit meinem Vater sprechen, wenn du willst." Er tai es, und die Werbung gefiel Thorir. Sie wurden bald ganz einig. So bekam Hallfred die Ingibjörg und hatte sie sehr gern. Großer Reichtum kam jetzt zusammen, und Hallfred stand da in hohen Ehren. Hallfred blies ganz dem Glauben gemäß kreuzweis auf den Trunk 3, den er zu sich nahm,



Thule-Bd.09-238 Vier Skaldengeschichten Flip arpa

doch sang er selten nach Christenart. Eines Tages sprach er zu Ingibjörg: "Nun möchte ich zum Schwedenkönig Olaf ziehen und ihm ein Gedicht vortragen, was ich auf ihn gemacht habe." Sie meinte; sie glaube wohl, daß er das Loblied anhören würde.


Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt