Vier
Skaldengeschichten
Übertragen von Felix Niedner
Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914
5. Hallfreds Fahrt nach Norwegen
In diesem Sommer fuhr Hallfred zur Weißach (Hvita),
und da er aufs Schiff kam, sprach er diese Weise:
***4
| Hohe Woge mag hauen
Heftig auf den Steven:
Möcht', umkeilt den Kiel sie,
Rolfinna nur minnen.
Stets der Goldmaid gilt mein
Glühend Liebesmühen:
Mehr könnt' adlig Mädel
Mir als Braut kaum hier sein! |
Hallfred fuhr nun aus nach Norwegen. Er suchte den mächtigen
Jarl Hakon auf, der damals über das Land herrschte.
Er ging vor ibn und begrüßte ihn. Der Jarl frug, wer er wäre.
Er sagte: Ein Isländer, und ich kam, Herr, weil ich ein
Gedicht; das ich auf Euch machte, Gehör haben möchte." Der
Jarl erwiderte: "Du scheinst ein Mann zu sein, der Häuptlingen
gegenüber glaubt freimütig auftreten zu dürfen. So ist
dein Benehmen. Gewiß, ich werde dein Lied hören." Hallfred
sprach das Gedicht. Das war eine Drapa. Er trug sie schön und
vortrefflich vor. In diesem Liede hieß es:
***1
| All dem Schildvolk ullo dort
Ostwärts mochte großen
Schutz des harten Schwertes
Schwinger Hakon bringen. |
***2
| Schwer vorm Hagel schwirr'nder
Sehnen bargen, wähn' ich,
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Flip
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arpa
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Reihen von Brünnenringen
Rabenvolkes Laher 1. |
***3
| Wellenrosses Walter
Wikinghaft bezwingt er —
Schwertes mächt'ge Sprache
Schallte —das Tannenwaldland! |
***4
| Schien, vom Land dem schönen
Schwer wich Geres Werfer.
Fest hält's goldnen Halsschmucks
Heilloser Verteiler. |
***5
| Eine Heirat herrlich
Heerkampf ihm bescherte:
Jarl kriegt' Onars Einz'ge:
Au, von Wald umrauschet. |
***6
| Weit sich Baleygs Braut da
Breitete zur Freite :
Dem Schiffsherrn sie Schwertes
Stählern Lied vermählte: |
***7
| Kampfeslust kaum dämpfet
Kühn der Tatenglüh'nde
Brünne rasch umrauschte
Ringgeschmückt den Thingherrn. |
***8
| Wie von ,Egils Waffen'
Wirrer Hagel schwirrte,
Fiel auf ,Hamdirs Hemd' des
Hafhengsts tucht 'gen Lenkern.
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Flip
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arpa
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***9
| Rann um Brünnenringe
Rotes Blut der Toten.
Held, die Schwerter ballten
Hell: dies darf ich melden ': |
Der Jarl dankte ihm und gab ihm eine große silberbeschlagene
Art und ein schönes Gewand. Auch bot er ihm an, den Winter
über bei ihm zu bleiben, und Hallfred nahm das an. Im
Sommer fuhr Hallfred nach Island. Er kam nach dem Süden
und erwarb dort großes Gut. Darauf war er wieder einige
Jahre auf Wikingfahrten unterwegs, doch niemals im Nordland.
In einem Sommer aber, als er wieder von Island gesegelt
war, ankerte er mit seinen Leuten vor Agdanes im
Drontheimfjord. Da trafen sie Männer im Gespräch und fugen
nach Neuigkeiten. Sie hörten, daß in Norwegen die Herrschaft
gewechselt habe. Hakon Jarl war tot und Olaf, Tryggvis
Sohn, war an seine Stelle getreten mit anderer Gesinnung
und anderen Verfügungen. Da kamen die Schiffer überein
ein Gelübde zu tun, sie wollten dem Frey reiche Habe weihen,
wenn sie nach Schweden, dem Thor oder Odin aber, wenn sie
nach Island günstigen Fahrwind bekämen, bekämen sie aber
keinen Fahrwind, dann sollte der Norwegerkönig über sie verfügen
. Sie erhielten keinen günstigen Fahrwind und mußten
daher in den Drontheimfjord hineinsegeln. Sie kamen an einen
Hafen, namens Flagdi. Da waren viele Langschiffe. In der
Nacht machte sich ein starkes Wetter auf von der See her, so
daß die Anker nicht Boden faßten. Da sprach einer von den
Männern auf den Langschiffen: "Diesen Männern dort auf
dem Kauffahrer geht es schlecht, und sie werden schwer gegen
das Wenn dort, wo sie liegen, ankämpfen können. Wir wollen
zu ihnen herüberrudern." Sie gingen dreißig Mann hoch aufs
Schiff, einer aber saß auf dem Hintersteven, und da sie an den
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arpa
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Kauffahrer kamen, rief der vom Steuer: "Ihr habt es hier
schlecht getroffen, und schlimm ist eure Fahrt hier. Wir wollen
euch gern dabei behilflich sein. Jener Mann war stattlich
Wuchs und hatte einen grünen Mantel. Hallfred erwiderte:
"Wie heißt du:" Er sagte: "Ich heiße Ankerkühnling (Akkerisfrakki)
. Während sie noch darüber redeten, riß eines der
Ankertaue entzwei. Da warf sich der, der auf dem Steven saß,
über Bord. Er tauchte im Sturm nach dem Tau und erhaschte
es sofort, so daß der Anker heraufgezogen werden konnte.
das Tau riß, da sprach Hallfred diese Strophe:
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