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Vier Skaldengeschichten


Übertragen von Felix Niedner

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


3. Hallfred und Kolfinna

Nun schloß man die Spiele, und die Männer, die nicht an dem Gelage teilnahmen, sogen beim. Ingolf aber kam jetzt öfter nach Grims zunge, um mit valgerd zu reden. Ottar nahm sich da Ingolf vor und sagte: "Deine Besuche gefallen mir ganz und gar nicht. Du wirst doch wohl schon gehört haben, daß wir Schmach und Schande noch immer geahndet haben. Du kannst ja um Valgerd werben, wenn du willst." Ingolf erwiderte, er könne seine Besuche nach Belieben machen, möge Ottar sagen, was er wolle, und er fügte hinzu, so stünde es doch hier im Tale, daß er sich nach niemand zu richten habe

Darauf ging Ottar zu Thorstein und bat ihn, seinen Sohn so zu halten, daß jener keine Schmach über ihn brächte — "du bist ja doch ein verständiger und wohlwollender Mann." Thorstein sagte: "Es ist sicher gegen meinen Willen, wenn Ingolf solches tut, und ich verspreche dir, mich in dieser Sache in deinem Sinne bei ihm zu verwenden." Dann trennten sie sich. Nun sprach Thorstein zu Ingolf: "Anders als wir beträgt ihr



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euch in der Jugend. Ihr treibt leichtsinnige Händel, während ihr doch Häuptlingsart haben solltet. Laß ab von den Liebeleien mit Ottars Tochter."Ingolf erklärte auf seine vorstellung hin, er wolle sich bessern, und ließ nun auch eine Zeitlang die Besuche.

Darauf machte Ingolf aber eine Mansöngsdrapa 1 (d. h. ein Liebeslied) auf die Valgerd. Nun wurde Ottar äußerst erbost. Er ging wiederum zu Thorstein und erklärte diesem, jetzt wäre ihm große Schmach angetan, "Ich bitte dich, daß du mir erlaubst, deinen Sohn vor Gericht zu ziehen, denn ich mag mich damit nicht zufrieden geben." Thorstein sagte: "Sehr ratsam ist das kaum, aber verwehren will ich's dir nicht." Da sprach Thorsteins Bruder Jakut, denn er war gerade dabei: "Das ist unerhört, du willst hier unsere Verwandten vor Gericht laden Das wird dir wenig Glück bringen!' Jökul wohnte oben im Seetal zu Tunga, d. h. Zunge. Thorstein zeigte noch immer seine Versöhnlichkeit. Er sandte seine Männer mit auf das Hunavatn (Bärensee)-Thing und bot Vermittlung für seinen Sohn an. Thorstein bat, Ottar solle ihm das Urteil in der Klage wegen des Liebesliedes und in ihrem Zwist überlassen. Die Männer rieten dann jenem auch dazu, und man einigte sich dahin, daß Thorstein allein die Entscheidung treffen sollte

Da sprach Thorstein: "Mein Entscheid ist hier bald getroffen: ich werde darauf sehen, was beide Teile das beste ist, wie es euch auch gefallen mag. Ein halbes Hundert Silber soll Ottar erhalten, doch soll er seine Ländereien verkaufen und aus dieser Gegend fortziehen." Ottar sagte: "Des habe er sich nicht versehen, daß ihm eine solche Unbill zugefügt werden sollte." Thorstein meinte, er habe nichtsdestoweniger nur Onans vorteil im Auge gehabt, im Hinblick auf dessen und seines Sohnes Sinnesart. Darauf machte sich Ottar südwärts ins Nordachtal



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(Nordrardal) auf und wohnte zuerst in Ottarstedt (Otiarsstadir) .

Damals war sein Sohn Hallfied ein etwa zwanzigjähriger Mann. Er verliebte sich in Avaldis Tochter Rolfinna, aber Avaldi mochte davon nichts wissen, doch wollte er ihm seine Tochter zur Frau geben. Aber Hallfied mochte nicht heiraten. Avaldi machte sich da auf zu seinem Freunde War in Marstedt (Masstadir) und teilte ihm seine verlegenheit mit. Der sagte: "Hier muß Abhilfe geschaffen werden. Ich werde einen Mann ausfindig machen, der um Rolfinna wirbt. Der Mann heißt Gris, Sämings Sohn. Er ist mein Freund und wohnt zu Geißschart (Geitaskard) im Langtal (Langidal). Er ist weit herum bis nach Byzanz (Miklagard) gewesen und hat sich dort großen Ruhm erworben. Auch ist er ein wohlhabender und gerngesehener Mann."


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