Vier Skaldengeschichten
Übertragen von Felix Niedner
Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914
27. Kormaks Tod
Darauf kehrten die Brüder der nach Norwegen zurück, Thorvald Tintein aber fuhr nach Island. Die beiden Brüder aber heer Irland, Wales (Bretland), England und Schottland und galten als sehr berühmte Helden. Sie bauten zuerst die Feste Scarborough (Skardaborg), zogen ins schottische Hochland , vollführten mächtige Taten und hatten ein großes Gefolge . In diesem Heer aber war keiner Kormak an Kraft und Mut gleich. Einst nach einer Schlacht trieb Kormak die flüchtigen Feinde vor sich her, während sein Heer schon meist auf dem Schiffe war. Da trat aus dem Walde ein unheimlicher schottischer Riese, und es gab einen harten Zusammenstoß. Kormak unterlag, denn der Riese war durch seinen Zauber stärker. Kormak suchte nach seinem Schwert, aber es war aus der Scheide gefallen. Doch erreichte er es und schlug den Riesen zu Tode. Der Riese aber schlang seinen Arm so fest um Kormaks Leib, daß ihm die Rippen brachen. Er fiel nieder, aber der tote Riese sank über ihn, und Kormak konnte nicht wieder in die Höhe kommen. Seine Leute indes suchten ibn überall. Endlich fanden sie ihn und brachten ihn zu den Schiffen. Da sprach Kormak die Weise: in der der zartsinnige Kormak die Steingerd gewaltsam auf der Straße attackiert und der zufällig anwesende König die Rolle des rettenden Kavaliers spielt (nach Str. 76) ist die Übertragung nicht aufgenommen. 1 Spangen-Hlin ist Steingerd, der Kummermann ist Tintein: der Dichter finde im Suttungsmete (dem Skaldenlied) seine Genugtuung: im Spottlied gegen Tintein, im Liebeslied auf Steuigerd.
Thule-Bd.09-205 Vier Skaldengeschichten | Flip | arpa |
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Rüstig mit dem Riesen Rang ich, Steingerd, lange. Bös wars: dir am Busen Besser schien' die Festnacht. Bier in seiner Burg längst Bot mir, Maid, an, Odin — Half nicht Skrymir. Hell noch Hallt das Lied des Skalden 1 ! |
Man sah nun nach Kormaks Wunden. Da waren ihm die Rippen auf beiden Seiten gebrochen. Kormak sagte, man brauche nicht mehr zu versuchen, seine Wunden zu heilen. So lag er eine Zeitlang in seinen Wunden, seine Mannen aber schmerzte es, daß er so plötzlich sein Leben lassen sollte. Da sprach Kormak die Weise:
Schien im Kampf so kühn doch Kormak allen vordem. Goldziers Göttin, Schwerttods Glück wehrt Nornentücke. Klage nicht, daß ich kläglich Kriech' aufs Bett als Siecher. Alle trifft solch Elend: Eins schmerzt: Liebespein nur 2! : |
Und noch eine Weise sprach er:
Sinn'ge Maid, dein Mann nicht Mir beistand auf Irland. Hob das Schwert mit hartem Hieb Gold's Raub zu Liebe. Klinge; herrlich klirrend, Klang um meine Wange: Purpurn Rinnsal rann von Rabens blut'gem Schnabel.
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Jetzt lag Kormak im Sterben, da sprach er seine letzte Weise
Troff aus Wundentiefen Tau vom Schwert zur Aue. Edle Streiter streute Stahls Hieb auf die Walstatt: Kampf als wackrer Wiking Wagt' ich alle Tage. Nun auf Streu den Strohtod, Steingerd, sterb' ich einsam 1! |
Kormak vermachte seinem Bruder all seine Habe und sein Gefolge. Er sagte, ihn freue es gar sehr, daß jener es nun besitzen sollte. Darauf starb Kormak. Thorgils aber übernahm das Heer und war noch lange auf Wikingfahrten. Und damit schließt nun die Geschichte von Kormak dem Liebesdichter.
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