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Vier Skaldengeschichten


Übertragen von Felix Niedner

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


20. Verleumdung Kormaks bei Steingerd

Thorvald Tintein wohnte im Norden zu Schweintal (Svinadal) und sein Bruder Thorvard in Fließ (Fljot). Im Winter fuhr Kormak nach Schweintal, um Steingerd zu treffen, und da er dort angekommen war, stieg er vom Rosse und ging in die Stube. Steingerd saß auf der Frauenbank, und Kormak setzte sich zu ihr. Thorvald saß auf dem Männersitz und Narfi neben ihm. Da sprach Narfi zu Thorvald: " Wie kannst du Kormak dort ruhig sitzen lassen: Die Sache ist doch kaum erträglich." Thorvald sagte: "Was sollte ich dawider haben : Ich meine nicht, daß es mich schände, wenn sie miteinander reden." Narfi sagte: " Dann ist die Sache schlimm"

Bald darauf kamen die Brüder Thorvard und Thorvald zusammen . Thorvald erzählte jenem von den Besuchen Kormaks. Thorvard sprach: "Meinst du, daß so etwas zu dulden ist:" Thorvald erwiderte. er fühlte sich bis jetzt nicht geschädigt dadurch, doch wären ibm Kormaks Besuche nicht angenehm. Da sagte Thorvard:" So werde ich denn die Sache in Ordnung bringen, da du es nicht wagst. Denn wir alle haben ja Schande davon." Das nächste Mal, als Kormak wieder nach Schweintal kam, bestachen die Brüder und Narfi einen landstreichenden Bettler, er solle eine Spottweise hersagen, daß sie Steingerd hörte, und hinzufügen, Kormak habe sie gemacht, doch war alles Lüge. Sie sagten, Kormak habe diese Liedweise einer seiner Verwandten, namens Eylaug, vorgetragen. Die Weise lautete aber:



***
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Wünsche, daß Steingerd stünd' im
Stall als brunst'ge alte
Stute —Männer stets ja
Stehn nach ihr in Sehnsucht.
Gern dann ging' als Hengst ich
Germann stolz einher dort.
Spräng' als geiler Gaul dem
Glückstier auf den Rücken!



Thule-Bd.09-192 Vier Skaldengeschichten Flip arpa

Darüber ward Steingerd sehr zornig und wollte nicht mehr Kormaks Namen nennen hören. Das erfuhr Kormak und machte sich auf, um Steingerd zu treffen. Er suchte lange vergeblich ein Wort aus ihr herauszubekommen. Schließlich sagte sie, sie wäre empört; daß er Spottweisen auf sie mache: in der ganzen Gegend seien sie herumgekommen. Kormak sagte, das sei nicht wahr. Steingerd sprach: "Du möchtest es wohl abstreiten, aber ich hörte ja die Weise." Kormak sprach:"Wer sagte sie auf, daß du sie hörtest:" Sie nannte ihm den Mann und fügte hinzu: "Du darfst nicht hoffen, jemals wieder mit mir u reden, wenn die Sache wahr ist." Kormak ritt fort; um den Landstreicher zu suchen. Er traf ihn, und nun mußte jener die Wahrheit sagen. Nun ward Kormak gar zornig, er setzte Narsi nach und erschlug ibn. Das gleiche hatte er Thorvald zugedacht, doch dieser hielt sich verborgen, denn er schämte sich. Männer aber legten sich ins Mittel und ließen sie nicht zusammengeraten. All dies wurde weit in der Gegend herumerzählt, und die Feindschaft zwischen ihnen wuchs. Die Brüder Thorvald und Thorvard führten jetzt das große Wort, Kormak aber war sehr erbittert darüber.


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