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Vier Skaldengeschichten


Übertragen von Felix Niedner

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


18. Kormak in Norwegen

Die Brüder hatten kaum die Reede verlassen, als neben dem Schiff ein Walroß auftauchte. Kormak wart einen



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Hakenspeer auf das Tier. Er traf es, so daß es untersank. Die Männer erkannten in seinen Augen die der Zauberin Thorveig . Das Waltier kam seitdem nicht wieder zum Vorschein, aber von Thorveig hieß es, sie läge todkrank, und alle Welt sagte, sie sei von dem Schuß gestorben.

Darauf stachen sie weiter in See und kamen nach Norwegen. Damals herrschte dort Hakon Adalsteinsfostri (Ziehsohn des Adalstein). Die Brüder gingen sogleich an den Königshof. Der König nahm sie wohl auf sie weilten dort den Winter hindurch in hohen Ehren. Den nächsten Sommer unternahmen sie eine Wikingfahrt und vollführten gewaltige Taten. Ihr Begleiter auf dem Zuge war Siegfried (Sigurd), ein deutscher Mann aus edlem Geschlecht. Sie fielen weit und breit in die Lande ein. Eines Tages, als sie ans Land gegangen waren. kamen elf Männer auf die Brüder zu und sielen sie an. So endete ihre Fehde, daß die beiden Brüder die elf besiegten. Darauf fuhren sie zu den Schiffen. Die Wikinger hatten die beiden Männer schon für verloren gehalten, und sie freuten sich nun, als sie mit Sieg und Beute beladen zurückkamen. Auf dieser Fahrt hatten die Brüder großen Ruhm geerntet. Der Sommer war nun dahin und der Winter da. Sie wollten nun nach Norwegen fahren, trafen aber auf kalte Winde, und das Segel war mit eisigem Reif behangen. Die beiden Brüder waren wie immer vornweg. Damals sprach Kormak die Weise:



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Schnee 'gen Reif laß schütteln
Schnell uns von den Zelten.
Kühles Bergeis kältet,
Kalten Frost der Skald spürt.
Schicksal, grimma Gram doch
Gib dem ,Karrenschieber" .
Füllt die Zeit der Faulpelz
Fehdelos nur beim Mädel!
1 Der Sealde ist Kormak, der Karrenschieber ist Thorvald. Tinteins, des
kleinen Geistes, philiströse Haustätigkeit und seine wohlfeile und bequeme
Ehegattenwollust im Gegensatz Kormaks in allen Kampfe und Seegefahren
unerschütterlich treuer Sehnsucht und Liebe zu Steingerd klingt von
jetzt ab bis zum Tode als leitendes Motiv durch die Spottweisen Kormaks.



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Thorgils sagte: "Du führst sie nun immer im Munde, und doch wolltest du sie nicht haben, als du es konntest!" Kormak sagte: Daran war vielmehr der Zauber böser Wichte schuld als mein Wankelmut." Nun segelten sie hart an einigen Klippen vorbei und mußten die Segel unter großer Gefahr einziehen. Kormak sagte: "Schade, daß Thorvald Tintein hier nicht bei uns ist." Thorgils erwiderte lächelnd: "Ihm geht es heute wahrscheinlich besser als uns." "Dann ist es nicht so, wie es sein müßte," versetzte Kormak. Kurze Zeit darauf landeten sie in Norwegen.


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