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Vier Skaldengeschichten


Übertragen von Felix Niedner

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


12. Bersis Mißgeschick auf dem Thorsnesthing 2

Im Winter wurden Spiele in Sumpfhof abgehalten, und bei diesen waren auch Bersis Sohn Asmund und die Söhne Thords zugegen. Sie waren aber jünger und nicht so stark wie jener. Asmund mißbrauchte seine Überlegenheit in häßlicher Weise, und die Söhne Thords kamen oft blau und blutig geschlagen heim. Ihrer Mutter Thordis gefiel das übel, und sie setzte ihrem Manne zu, er möge bei Bersi erwirken, daß er ihre Söhne dafür schadlos hielte. Thord wollte dies nicht tun. Da sagte sie: Dann werde ich zu meinem Bruder Bork gehen, und die Sache wird dann erst recht schlimm werden." Thord bat sie; das zu unterlassen. Er wolle dann lieber mit Bersi darüber reden. So suchte er diesen nach ihrem Wunsche auf und erklärte ihm, es müsse Buße geleistet werden. Bergi sagte: "Du bist ja jetzt sehr auf Geld bedacht, und dein verfahren wird dir wenig Ehre eintragen: Not aber wirst du nicht leiden, so lange ich noch etwas habe." Thord ging nun nach Hause, und den Winter hindurch herrschte zwischen ihnen ein kühles verhältnis.

Der Frübling verging, und die Zeit zum Thorsnes-Thing nahte heran. Bersi glaubte zu wissen, daß Thordis hinter den Ansprüchen stecke, die Thord an ibn erhob. Die Männer rüsteten



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sich nun zum Thing. Nach alter Gewohnheit waren Bersi und Thord immer gemeinschaftlich zum Thing geritten. Bersi ritt jetzt von Hause fort und kam nach Klipp: da war aber Thord bereits fort. Da sprach er: "Thord hat jetzt den alten Brauch gebrochen, denn er hat nicht auf mich gewartet." Thordis aber erwiderte: "Du hast den Brauch gebrochen. Aber das ist erst eine winzige Rache. Es wird mehr kaminen" Es kam zum Wortwechsel, und Bersi sagte, aus ihren Ratschlägen würde noch Böses entstehen, Er ritt nun fort. Da sagte Bersi zu seinen Leuten: "Wir wollen uns zum Fjordufer wenden und uns dort ein Boot nehmm, Der Weg zu Lande ist lang." Sie nahmen ein Boot, —das gehörte Thord, — machten auf ihm ihre Fahrt und kamen zum Thing, wo schon viele Männer anwesend waren.

Sie gingen zur Bude Olaf Pfaus aus Herdenhofen. Bersi war sein Thingmann. Es waren viele Männer in dem Zelt, und Bersi fand keinen Platz mehr. Er saß gewöhnlich neben Thord, doch der Platz war diesmal besetzt. Dort saß ein großer und starker Mann mit einem Bärenpelz und mit einer Kappe vor dem Antlitz. Bersi stand eine Seile vor ihm, doch jener machte nicht Platz. Berfi den Mann nach seinem Namen und erhielt zur Antwort, er nenne sich bald Glum, bald Skumi. Da sprach Bersi:



***
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Auf der Bank wer bringt im
Bärenpelz hier Fährnis
Bei uns weilt ein wilder
Wolf hier ganz verstohlen.
Ganz er gleiecht dem Steinar:
Glum nicht ist's noch Skumi.
Auf dem Walplatz wohl noch
Wert' ich ihn im Schwertkampf,

"Du brauchst deinen Namen nicht zu heblen, du im Bärenpelz," fügte Bersi hinzu."Ja, so ist es," erwiderte er",ich heiße Steinar, und ich habe dir für Kormak Geld zu zahlen, wenn es nottut. vorher aber fordere ich dich zum Holmgang. vielleicht kannst du dir die drei Mark da verdoppeln oder auch alles verlieren." "Es ist ja klar; erwiderte Bersi, "daß ihr Gesippen mich gern aus



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dem Wege haben wollt. Du wirst aber bald sehen, daß ich da auch noch mitzusprechen habe, und dein Übermut wird doch etwas herabgesetzt werden." Steinar sagte: "Wir wollen garnicht dein Leben, wir möchten nur, daß du Gelegenheit hast, dich richtiger einzuschätzen."Bersi sagte den Holmgang Dann ging er in ein besonderes Zelt und blieb dort,

Eines Tages wurde bekanntgemacht, es solle ein großes Schwimmen stattfinden. Da sprach Steinar zu Bersi Willst du ein Wettschwimmen mit mir wagen, Bersi :" Er erwiderte: "Ich hatte zwar das Schwimmen schon aufgegeben, aber doch will ich es noch einmal versuchen." Bersi bolte mächtig aus und schwamm gar gewaltig 1. Er hatte den Lebensstein auf dem Nacken. Steinar schwamm auf ihn zu und riß ihm den Lebensstein und den Beutel, in dem erlag, vom Nacken. Er warf beide ins Wasser und sprach:



***
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Lebte lange:
Ließ Göttern Recht.
Glückstrumpf bei mir
Gab es nicht.
Band um den Hals
Beutel mir nie,
Zaubergefüllt:
säh' leb' ich doch!

Darauf kamen sie ans Land. Der Streich aber, den Steinar dem Bersi spielte, war Thords Rat. Bergi sollte es im Holmgange schlecht gehen. Thord ging zur Ebbezeit an den Strand, fand dort den Lebensstein und nahm ihn heimlich an sich. Steinar hatte ein Schwert, das hieß"Skrymir". Das war niemals rostig, und kein Makel haftete an ibm.

An dem festgesetzten Tage, als Thord und Steinar aus ihrer Bude gingen, kam auch Kormak zum Thing. Olaf Pfau begleitete Bersi auf dem Holmgang. Thord Arndisarson hatte früher immer den Schild über Bersi gehalten. Das war diesmal nicht der Fall. Bergi ging zum Holm. Sein Schildträger



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wird nicht genannt. Kormak sollte den Schild für Steinar halten . Bersi hatte als Schild die Gabe der Thorveig. Jedem Mann waren drei Schilde gestattet. Bergi zerhieb zwei, und Kormak nahm jetzt den dritten. Bersi hieb auf Steinar, doch Hviting stak fest in dem Eisenrand von Steinars Schilde. Während Kormak ihn herumschwenkte, hieb Steinar auf Bersi. Sein Schwert traf den Schildrand, glitt aber vom Schilde ab auf Bersis Hintern, und fuhr ihm den Schenkel herab bis in die Kniekehle, so daß es im Knochen stak und jener hinstürzte. Da sagte Steinar:"So, nun ist Kormaks Buße gezahlt."Bergi sprang wieder in die Höbe. Er hieb auf Steinar und spaltete dessen Schild. Die Spitze des Schwertes aber drang Steinar in die Brust. Thord lief hinzu und riß Steinar zurück. Thord sagte: "Nun habe ich dir die Mißhandlung meiner Söhne vergolten, Bersil" Bersi wurde jetzt zu seiner Bude gebracht und seine Wunden verbunden. Thord kam zur Bude herein, und da ihn Bergi sah, sprach er:



***
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viel du, Hlökk-Njörd, folgtest
Früher in Kampfes Müh' mir,
Da den Schildespalter
Schwang mein Arm so klangvoll !
Wankelmütig, mut'ger
Mann, dich schau 'n jetzt kann ich.
Nicht mehr mit Schildmords-Frey
Magst du andre schlagen 1.

Und weiter sprach er:



***
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Jäh' ging in der Jugend
Jedesmal ich zur Fehde.
Keinen jemand kühner
Kannte von den Mannen.
Ganz allein jetzt gönnt das
Grab man mir als Labe:



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Weiß, nur eins mein Ende Ist: Still ruhn im Misthof 1.

Thord sagte: "Nicht den Tod, aber die Schande gönne ich dir für diesmal." Da sprach Bergi die Weise:



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Freundes Schutz nicht fand ich
Für den Kampf gebührend.
Dies nicht hehl' ich: düstrer
Dünkt die Zukunft heut mir:
Treuen Freund zu finden
Fällt dem Mann zu selten!
Leichter Drohung lach' ich:
Labt' im Kampf die Raben!

Darauf brachte man Bersi beim nach Sumpfhof. Dort lag er lange an seinen Nun ist noch von Kormak und Steinar zu erzählen. Als Bersi damals zur Bude getragen war, hatte Steinar zu Kormak gesagt:



***
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Freyja-Volks-Zerstreuer
vier, dann acht ich schier traf.
Hörtest, Skrymirs Härte
Helden alle dort fällte
Odinmetes Mittlern
Mehr doch beut noch ehrte:
Um riß Bergi 'n rüst'ger
Rabenvolkes-Laber"

Steinar fügte hinzu: "Du sollst fortan Skrymir haben, Kormak, denn ich denke, das wird mein letzter Holmgang gewesen sein." Darauf trennten sich die Freunde. Steinar zog heim, und Kormak begab sich nach Mel.


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