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Vier Skaldengeschichten


Übertragen von Felix Niedner

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


7. Steingerds Hochzeit mit Bersi

Berfi hieß ein Mann in Sumpfhof (Saurbö). Er war reich und ein tüchtiger Kerl, sehr stattlich, ein Streithahn und



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Holmgangsmann. Seine Frau Finnen Fagra (die Schöne) war damals schon tot. Ihr Sohn hieß Asmund, er war noch jung, aber schon unternehmend. Bersis Schwester war Helga. Sie war unvermählt, aber sehr tüchtig und wirtschaftlich. Sie stand nach Finnas Tode Bersis Hause vor. In dem Gehöft Klipp (Meuli) wohnte Thord Arndisarson. Seine Frau war Thordis, die Schwester Bersi Digri's (des Starken). Sie hatte- zwei Söhne. Beide waren jünger als Asmund, Bersis Sohnn, Ein Mann hieß Bali. Sein Gehöft hieß Valistedt (Valastadir). Der Hof lag nicht weit vom Widderfjord.

Die Zauberin Thorveig ging nun zu Bersi und klagte diesem ihr Leid. Sie sagte, Kormak verhinderte sie im Mittfjord zu wohnen. Bergi kaufte ihr Land westlich davon, und sie wohnte dort noch lange darauf.

Als eines Tages Thorkel auf Zunge und sein Sohn über Kormaks Wankelmut redeten, schien ihnen die Sache doch der Rache wert. Narsi sagte: "Ich habe einen guten Plan. Fahren wir ins Westland mit reicher Ausstattung und besuchen wir Bersi in Sumpfhof. Er ist ohne Frau. Gewinnen wir ihn für unsere Sache. Er kann uns eine große Hilfe sein."Diesem Rate folgten sie, und sie zogen nach Sumpfhof. Bersi empfing sie freundlich. Am Abend wurde viel über Heiratsgelegenheiten gesprochen. Narfi meinte: "Ich kenne keine so gute Heirat wie mit Steingerd. Viele sagen, Bersi, das wäre eine Frau für dich." Bersi erwiderte: "Ich hörte doch, die Sache soll einen Haken haben, wenn die Heirat auch verlockend ist." Narsi sprach: "Wenn die Männer den Kormak fürchten — da ist keine Not; denn mit ihm wird gar nicht mehr gerechnet." Da Bersi dies hörte, leitete er seine Werbung bei Thorkel Zahnknirscher ein und warb um Steingerd. Thorkel gab eine zustimmende Antwort und versprach Berfi seine Schwester.

Sie ritten nun, achtzehn im ganzen, zur Hochzeit. Thord Arndisarson zog mit Bersi nach Norden. Ein Mann hieß Bigi. Der war groß, stark und zauberkundig. Er war ein verwandter Bersis und zog mit ibm. Sie versahen sich guter Hilfe an Vigi. Sein Wohnsitz war zu Holm. viele Männer waren für diese Fahrt auserlesen, und da sie nun bei Thorkel eintrafen, wurde



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das Hochzeitsgelage so eingerichtet, daß keine Kunde von ihm in die Gegend drang. Alles dies aber geschah sehr gegen Steingerds Wunsch. Der Zauberer Bigi wußte Bescheid über jeden, der ins Gehöft kam oder es verließ. Er saß ganz vorn in der Stube und schlief auch nahe der Saaltür.

Steingerd ließ Narsi rufen, und da sie ihn sah, sprach sie: "Ich möchte, Gesippe, daß du Kormak erzähltest von der Veranstaltung, die hier getroffen ist. Mein Wunsch ist, daß du ihm diese Nachricht bringst." Narsi schlich sich heimlich davon. Er war aber nicht weit gekommen, da war Bigi schon hinter ihm. Er forderte ihn auf zurückzukehren und böse Anschläge zu unterlassen. Beide kehrten auch zurück, und die Nacht verstrich. Am Morgen versuchte Narfi aufs neue davonzukommen, er war aber kaum so weit als am Abend, da war Bigi schon wieder bei ihm und trieb ihn schonungslos zurück.

Da die Hochzeit zu Ende war, rüsteten sie sich zur Abreise. Steingerd hatte ihr Gold und ihre Kostbarkeiten bei sich. Sie ritten dann in aller Ruhe zum Widderfjord. Als sie fort waren, machte sich aber Narfi auf und kam nach Mel. Kormak führte eine Wand auf und schlug gerade mit dem Hammer. Narsi ritt unterm Schild. Er tat sehr scheu und ließ die Augen überall herumschweifen wie ein gehegtes Wild. Einige Männer waren auf der Wand bei Kormak, als Narfi kam. Das Pferd wieherte unter ihm. Er war mit einem Schwerte umgürtet. Kormak frug; "Was gibt's neues, Narfi, mit was für Männern seid ihr heute nacht zusammen gewesen:" Narfi sprach: "Zu melden ist wenig, doch Gäste hatten wir reichlich." Kormak versetzte: "Was waren das für Leute:" Narsi erwiderte: "Holmbersi war da zu achtzehn und feierte seine Hochzeit." Kormak frug: "Wer war die Braut:" "Bersi bekam Steingerd, Thorkels Tochter,"sagte Narfi" ,sie sandte mich hierher, als sie nach Hause zogen, dir die Neuigkeit zu melden." Kormak rief Immer sind deine Reden vom Übel." Er lief auf Narsi zu und schlug ihn auf den Schild, und da dieser gegen jenen stieß, wurde er leicht an der Brust verwundet und fiel vom Pferd. Dies aber lief mit dem Schild weiter. Thorgils, Kormaks Bruder, meinte, das sei



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nicht wohl getan 1. Kormak erwiderte, ihm sei recht geschehen. Nun erwachte Narfi aus seiner Ohnmacht, und sie konnten mit ihm reden. Thorgils frug: "Was waren denn für Leute auf der Hochzeit:" Narsi sagte es. "Wußte Steingerd vorher davon Narsi erwiderte: "Erst an dem Abend, als die Hochzeit stattfand." Er erzählte nun von seinen Auftritten mit Bigi und sagte, Kormak werde es freilich bequemer finden, auf Steingerds Spur zu flöten und ihm Beschimpfungen anzuhängen, als sich im Holmgang mit Bersi zu messen. Da sprach Kormak die Weise:



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Hengst und Schild behalten
Hier kaum magst vor mir du!
Arger, es wird dein Ohr gleich
Ambos meinem Hammer:
Weiltest auf sieben auch selbst du,
Schweig' von "Hochzeitsreigen",
Hügelschänder: hin dein
Haarkamm fährt auf Scharten !

Thorgils erkundigte sich über den Heiratsvertrag zwischen Bersi und Steingerd. Narfi sagte, Steingerds verwandte hätten weiter nichts mehr mit diesem Bunde zu tun, wie er sich auch in Zukunft gestalte, Steingerds Vater und Bruder hafteten allein für die Heirat.


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