Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

Vier Skaldengeschichten


Übertragen von Felix Niedner

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


29. Mißlingen des Sühneversuchs

Die Zusammenkunft wegen des vergleiches, heißt es nun, wurde unterhalb Lava (Hraun) anberaumt. Darauf wurde nach Björn gesandt, und er kam mit einer Menge Volkes . Er stand draußen mit seinem Gefolge. Thord und die



Thule-Bd.09-124 Vier Skaldengeschichten Flip arpa

Seinen aber waren drinnen. Thorstein schritt nun zur Vermittlung . Da sie nun eine Weile verhandelt hatten und der vergleich eingeleitet war, schien es, daß er durch Thorsteins Vermittlung zustande kommen würde. Da aber sagte Thord: "Ein Punkt ist doch noch nicht genügend klargestellt bei dem Vergleich." "Welcher:" frug Thorstein."Wir haben noch nicht über meine und Björns Schmählieder gesprochen," erwiderte Thord, "ich möchte, daß wir alles aufsagten, was wir gegeneinander gedichtet haben." Thorstein meinte, das wäre doch wohl unnötig. "Durchaus nicht," versetzte Thord, "ich möchte gern wissen, wer von uns beiden mehr Weisen gegen den andern gedichtet hat. Ich will in dieser Hinsicht Björn gegenüber nicht im Nachteil sein." Es geschah nun nach Thords Wunsch. Beide sagten alle Weisen auf, die sie gegen einander gedichtet hatten. vieles an dieser Unterhaltung war kaum mitanzuhören. Es stellte sich dabei heraus, daß Björn eine Weise mehr gedichtet hatte als Thord. Thord sagte, er müsse nun noch eine Weise wider Björn dichten, Thorstein aber und mit ihm viele andere erklärten, das sei überflüssig. Björn antwortete, er wolle nicht, daß man ihm zuschiebe, er habe jenem erlaubt, eine Weise zu dichten. "Wenn du es jetzt nicht lassen kannst, Thord," fuhr er fort, " dann schiebe es nicht auf und laß verfängliche Wendungen drin fort." Thorstein aber sagte, Thord und seine Leute benähmen sich ihm gegenüber so, als ob sie gar nicht gesonnen wären, den vergleich, den er vorgeschlagen habe, zu halten, und er würde bald nichts mehr in dieser Sache tun können. Thord sagte indes, er kümmere sich gar nicht um Björns Erlaubnis, und dichtete diese Weise:



***
31
Früh am Tag schon frönt gern
Frecher Tat Björns Schlechtheit.
Hüpft das Herz dem Tropf nur,
Hört er Klatsch — wie töricht:
Dumm und fade, Fettsteiß,
Findige Lügen spinn' du.
Sitzest, elend: Alle,
Eitler Mann, dich meiden!



Thule-Bd.09-125 Vier Skaldengeschichten Flip arpa

"Da könnt ihr's ja hören," sagte Björn, "daß der Hundsfott gar keinen vergleich will. Aber er har diese Weise ebenso umsonst dahin gedichtet wie alle übrigen." Und nun dichtete Björn diese Weise dagegen.



***
32
Baß lügst du: nicht besser
Bist als ich du, Mistfink.
Keinen Schilling schuldig
Schon bleibt dir mein Hohnsang.
Taugst zu tüchtigem Wagnis,
Träger, nichts. Erwäg' dies:
Nie wie heut verhöhnt ward' st,
Hundsfott, du, im Spottlied.

Nun war es vorbei mit dem vergleich, und man verließ das Thing. Thorstein zog mit Thord nach Hitachkap und weilte dort eine Zeitlang. Als er aber von dannen sog, empfing er keine großen Geschenke von Thord. Thorstein meinte, Thord wäre ganz allein schuld, daß der Vergleich nicht zustande gekommen wäre, und ihre Freundschaft nahm ab. Er glaubte, daß Thord wenig auf seinen Rat in dieser Angelegenheit gegeben habe.

Thorstein zog nun zu Björn nach Holm und weilte dort einige seit. Und als er abreiste, gab ihm Björn ein Stück das Geleit auf die Hitachtalsbeide. Da trennten sie sich, zuvor aber sprachen sie noch freundschaftlich miteinander. Björn meinte, er habe doch das bessere Los gezogen im Streite mit Thord, da er Thorsteins vermittlung angenommen habe. "Wir beide," sagte er, "schlossen Freundschaft miteinander, und ich bin gewillt sie zu halten und dein Freund zu bleiben. Wir haben ja beide starke Gegner. Nun möchte ich, wir machten ab, daß der Überlebende den andern räche, wenn einer von uns durch Waffen oder von Menschenhand fällt." Thorstein erwiderte, das schiene ihm in jeder Hinsicht ein gutes Anerbieten. wenn er ihm seine Freundschaft antrüge" da du aber von Rache sprichst, so laß uns lieber dies ausmachen, — die Leute wissen ja jetzt besser; was man in solchem Falle zu tun hat, als früher — jeder möge Selbsturteil für den andern erwirken oder sonst Achtung und Geldbuße, nur nicht blutige Rache. So steht es



Thule-Bd.09-126 Vier Skaldengeschichten Flip arpa

christlichen Männern besser an, 1 Jetzt machten sie dies fest untereinander ab, jeder solle den andern rächen oder seine verurteilung erwirken, als wären sie beide leibliche Brüder.

Das Gestüt wurde aufs neue vorgeführt, Thorstein erklärte jetzt, es auf alle Fälle anzunehmen. Die Rosse blieben nun den Winter hindurch und auch den folgenden Sommer dort, ohne abgeholt zu werden, Björn sollte sie dann im Herbst nach Westen senden. Der Thorfinna gab Björn einen Goldring und den golddurchwirkten Gürtel, den König Olaf dem Thord Kolbeinsson geschenkt hatte, und den jener dem Björn nach dem Raub auf den Brenneyjar zuerkannte. Darauf schieden sie als gute Freunde; und jeder von ihnen reiste heim.

Kurze Zeit darauf wurde Björn augenkrank. Das währte lange Zeit und brachte ihm Beschwerde. Zwar wurde es später besser, aber es nahm ihn doch sehr mit. Seine Augen wurden schwach, und er sah nicht mehr so scharf wie vorher. Zwischen Björn und Thord schien der Hader in gleicher Weise wie bisher weiter zu gehen, und Thord und seinen Anhängern dünkte das gar übel. Zwischen Björn und Thorstein Kuggason aber bestand aufrichtige Freundschaft.


Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt