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Vier Skaldengeschichten


Übertragen von Felix Niedner

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


19. Björn tötet Thorstein Kalfsson

Man erzählt nun, daß Kalf der Schlimme einige Winter in Lavatal wohnte, wie früher berichtet wurde, und daß er darauf von Björn Holm pachtete, Björn aber und sein Vater wohnten in Feld. Weiter unten liegt die Grettirhöhle 3,



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und dort weilte diesen Winter Grettir in der Kluft, damals als er bei Björn war, jener aber, wie gesagt, in Feld. Sie schwammen beide die Hitach entlang und galten als gleich starke Männer. In Feld ließ Björn eine Kirche bauen und weihte sie dem Apostel Thomas. Auf ihn dichtete Björn eine schöne Drapa. So erzählt Runolf Dalsson. Björn hatte seinen Wohnsitz in Holm aufgegeben, weil es ihm unzweckmäßig schien, zwei Wohnsitze zu haben, obwohl es erst einige Jahre her war, seit er das Gehöft von seinem Vater übernahm. Er hatte jetzt aber genug Vieh und war so begütert, daß er zwei Gehöfte halten konnte. So lebte er denn jetzt mit seinem Weibe in Holm, Arngeir aber, sein Vater und seine Mutter in Feld. Zwischen Kalf und Björn war keine Freundschaft gewesen, als Ralf auf seinen Fahrten und mit seinen Ratschlägen Thord begleitete. Er war ihm damals wenig friedfertig erschienen. Nun aber hatten sie Freundschaft geschlossen, da Kalf und sein Sohn auf seinem Gebiet gewohnt hatten. und sie wirtschafteten gemeinsam.

Weiter ist nun zu berichten, daß Kalf der Schlimme sich westlich der Hitachtalsbeide Land kaufte. Das Gebiet heißt Sennachtal (Selardal). Da waren, kann man sagen, zwei Gehöfte: das eine hieß: "Hurdarbak". Dort wohnte ein Mann, namens Eider hatte mit seiner Frau zwei Söhne, der eine hieß Thord, der andere Thorvald. Sein Gehöft grenzte an das Kalfs im Sennachtal.

Im Sommer darauf, als Kalf seinen Wohnsitz von Holm nach Sennachtal verlegt hatte, machte Thorstein, der Sohn Kalfs, eine Reise über die Heide und besuchte Thord in Hitachtal. Er wurde von ihm gut aufgenommen, und Thorstein teilte sein Anliegen mit, er wolle eine Ladung Seehundfleisch kaufen. Thord sagte:"Warum läßt Björn, euer Freund, euch nicht das zukommen , was ihr bedürft: seid ihr doch seine Freunde geworden!" Thorstein entgegnete:" Er hatte nicht genügend Gelegenheit zur Seehundsjagd." Thord sagte: "Kennst du seine freundschaftliche Gesinnung gegen euch genau: erinnere mich, daß er euch im Sommer auf dem Allthing wegen einer Geldsache belangen wollte, auch geht er damit um, euch einen Diebstahl zuzuschieben , daß ihr, ehe ihr es merkt, verurteilt seid. Dann wird



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er das Land, wo ihr wohnt, für sich beanspruchen, und es mag ihm dann wohl gefallen, das ganze Gebiet westlich der Heide zu besitzen wie vorher den Osten und den Süden." Thorstein erwiderte, davon habe er nichts gehört."Das kommt daher, daß ihr kurzsichtige Menschen seid und eber töricht schwatzt als verständig denkt. Ehe ihr es euch verseht, wird euch Björn um euer Vermögen gebracht haben. Wißt ihr nicht, wie es eurem Verwandten Dalk erging Und doch wollt ihr noch zu Björn halten Aber ich und Dalk sind gans einer Ansicht über euer verhältnis zu Björn und möchten ihn beiseite schaffen, ehe er eure Verurteilung durchsetzt. Du kannst aber, meine ich, ganz derbe Hiebe austeilen, und du könntest viel ausrichten. Es wäre doch ein Glück für euch und ein mannhaftes Beginnen, wenn du seinen Plan vereiteltest und ihm zuvorkämst. Dann würdest du auch die Unterstützung mächtiger Männer haben." Thorstein glaubte dies. Thord sagte, er wolle Thorsteins Anliegen erfüllen, "ich will dafür nichts haben als Seine Freundschaft. Du sollst, wenn du hinsiehst, in Holm vorsprechen. Dort sage Björn, daß du wiederkommen würdest, um dein Geltvieh abzuholen. Sage aber deinem Vater nichts davon, wenn du heimkommst."

Nun zog Thorstein fort mit seiner Ware und tat, was ihm Thord vorgeschlagen hatte. Er ging nach Holm und sagte Björn, er käme wieder, um die Schafe zu holen, die er und sein Vater dort gehabt hätten. Darauf zog Thorstein heim und brachte seinem Vater die Ware. Kurze Zeit darauf aber zog er wieder heidesüdwärts und kam am Abend nach Holm, als die Männer am Feuer saßen. Thorstein klopfte an die Tür. Björn ging ihm entgegen gegen, grüßte ihn und bat ihn, bei ihm die Nacht zu verweilen. Er sagte, daß er weiterziehen müsse nach Hausfeld (Husafell) zu seinem Verwandten Dalk, und bat den Björn, ihn zu begleiten, " wir wollen es so einrichten, daß ich mein Gelwieb morgen bekomme und nach Hause treiben kann."

Björn ging mit ihm aus dem Gehöft. Er glaubte aber zu bemerken, daß jener nicht recht bei der Sache war, als er über die Besorgung der Schafe sprach, als ob erin Gedanken wäre, auch stark die Farbe wechselte. Björn sagte, als sie auf das Lavafeld kamen, er möchte jetzt umkehren. Thorstein hatte eine Zimmermannsart



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in der Hand mit langem Schaft und von großer Schärfe. Er selbst aber war nur leicht gekleidet. Björn kam auf den Gedanken, jener wäre bei Thord gewesen, ehe er nach Westen zog. Er sah, wie Thorstein die Farbe wechselte, und sorgte, er möchte ein Meuchelmörder sein. Er wich etwas vor ihm zurück und gab ihm Seie Hand. Thorstein zeigte nun gleich deutlich, wonach sein Sinn stand. Er hob die Art empor und wollte sie Björn in den Kopf schlagen. Aber Björn wich dem Hiebe aus denn das alles kam ihm nicht unerwartet —faßte Thorstein mitten um den Leib und hob ihn an seine Brust empor. Die Art entsank ihm und fiel hin. Darauf warf ihn Björn nieder und war nicht sanft so daß er genug bekam, er griff ihn an die Kehle und würgte ihn, bis er tot war, ohne daß er Waffen gegen ihn brauchte. Darauf bestattete Björn ihn in der Lava und ging beim. Die Knechte frugen, wie er und Thorstein auseinandergekommen wären. Er sagte die Weise:



***
24
In Klifsörvis Klüften
Kalfs Sohn zum Tod half ich.
Schierte mich des Schwertgotts
Streitlust da nicht weiter.
Doch ich Thundsturms Tanne
Traf nicht mit den Waffen.
Selbst Flußfeuers Streuer
Stürzte, sein Leben kürzend 1.

Björn schlief nun die Nacht. Am Morgen aber stand er auf und ging gleich mit seinen Knechten dorthin, wo er Thorstein bestattet hatte, und erklärte ibn vor Zeugen für unheilig nach dem Gesetz. Darauf ritt Björn weiter über die Heide zu Kalf und bot ihm Sühne seinen Sohn an, nicht, weil er es wert wäre; sondern wegen ihrer Freundschaft und weil sie vorher auf seinem Lande gewohnt und mit ihm gemeinsam gewirtschaftet hätten



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"Ich weiß auch," sagte Björn, daß Thords Rat Thorstein veranlaßte , mich anzugreifen." Kalf sagte, er wolle gern die Buße annehmen, wenn er selbst die Entscheidung darüber habe, sonst aber nicht. Björn sagte, das geschähe nie, und fügte hinzu, Kalf habe sich wohl wenig in der Gewalt, wenn er ihm zumute, für einen nach dem Gesetz schutzlos erklärten Mann Buße zu zahlen. Dann ritt er fort. Björn hatte nun drei Männer von Thord getötet und sie alle für schutzlos nach dem Gesetz erklärt.


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