Vier Skaldengeschichten
Übertragen von Felix Niedner
Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914
12. Björn bei Thord.
Beginnende Reibereien
Nun rüstete sich Björn für den Aufenthalt bei Thord und fuhr nach Hitachkap mit drei lebenden Kostbarkeiten, zwei Pferden und einem Hund. Das eine Pferd ritt er, das andere führte er am Zaum. Sein vermögen ließ erin Holm zurück. Thord nahm ihn freundlich auf, gab ihm den Ehrenplatz nach ihm, und legte seinen Leuten dringend nahe, sie sollten mit zu ihrer Eintracht wirken. Die Männer versprachen in der Sache das Beste, doch erschien den meisten die Anwesenheit Björns sonderbar. So war nun eine Zeitlang ein freundschaftliches Verhältnis unter ihnen.
Es heißt aber, daß Thord gegen Winteranfang mit Oddny ins Gespräch kam und frug, wie es jetzt mit den häuslichen Arbeiten stünde. Es ist zurzeit allerhand zu tun," meinte er, "und alle müßten sich irgendwie nützlich machen. In der Hitach liegt eine Insel, reich an Plätzen Seehundfang und für die Ausbeute von Vogeleiern, auch waren Wiesen und Saarland auf ihr. "Jetzt sollen Männer und Weiber aufs Feld, um Korn aufzustapeln, sagte er" ,du aber mußt zu Hause bleiben, denn die Schafe sollen heute heimgetrieben werden, und du wirst versuchen müssen, sie zu melken, wenn dir diese
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Arbeit auch ungewohnt ist." Sie sagte:"Dastehe ich einen Mann, der wie geschaffen dazu ist die Schafhürden zu reinigen. Das ist dein Geschäft!" "Ein übles Wort istdas, sagte Thord",habe ich doch vielmehr Arbeit mit unserem Gehöft als du" Er geriet in Zorn und schlug sie mit der rechten Hand auf die Wange. Björn war nicht weit von ihnen, hörte ihr Gespräch und sagte diese Weise:
Dumm nicht scheint die Dame Da beim fahlen Knaben. Fegen hier die Hürden Hieß sie ihn des Vließviehs. Goldes Trägerin Trug nie Treibt — ein forsches Weiblein! Weise Björn, mir, wies die Würdige Frau die Türe 1 ! |
Thord ging nun an seine Arbeit, aber Oddny melkte die Schafe nicht. Auch reinigte Thord nicht die Hürden. Thord aber dünkte die Weise schlecht, die Björn sprach, doch gab es zunächst kein Unfrieden. Einige Zeit danach, heißt es, kam Thord einmal in die Stube, und er sah, daß Björn mit den Mägden schwatzte. Es war am Abend, und Björn tändelte mit ihnen.
Da sagte Thord:
Geh jetzt hinaus! Gar nicht gefällt Mir dein Geschwätz Mit dienendem Weib. Sitzest am Abend Stets, wenn ich komme, Als wärest du mir gleich: Geh jetzt hinaus! |
Björn sagte: "Du fängst wieder mit der früheren Dichtweise an," und er sprach diese Weise dagegen:
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Hier sitz' ich fest. Herrlich dicht' ich. Scherze mit Frau 'n Freudigen Sinns. Niemand uns das Neidisch verarge. Heil ist mein Witz Hier sitz ich fest! |
Wenig später traf es sich einmal am Abend, daß Thord, als er hereinkam, leise auftrat, um zu erlauschen, was im Hause vorginge. Da hörte er ein Gespräch und glaubte unterscheiden zu können, daß Björn und Oddny miteinander redeten. Er horchte nun, ob er ihr Geplauder nicht verstehen könnte. Björn merkte das und sagte der Oddny, daß Thord horche. worüber sie sprächen. Sie nahm das sehr übel, ging hinaus und zürnte gewaltig. Björn aber sprach diese Weise:
Ständig seufzt Eykyndel, Stets ein Wort möcht' reden. Lebe ganz im lieben Laut der holden Plaud'rin. Hatein gern erhorchte Hier mein Wort und ihres: Duck' dich nur, entdeckt wardst Dort du schon, mein Thordchen! |
Thord behagte dieser Spottvers Björns wenig, doch blieb es vorläufig ruhig, und jeder dachte sich sein Teil. Eines Abends, da sie in der Stube saßen, setzte sich Thord die Oddny auf seinen Schoß und tai verliebt mit ihr. Er wollte wissen, wie sich Björn dabei verhalten würde. Er küßte sie und sprach dann diese Weise:
Gern des Goldschmucks Dirne, Gelt, Björn vermählte. Nahm die edle Oddny Ab Hitdölakappi.
Kopfziers Föhre kürt' ich — Keine Ehe ward feiner —: Schurke, gewannst nur wenig Wollust bei der Holden" |
"Es ist ja richtig," sagte Björn, "daß ich auf diese Heirat verzichten mußte, aber in unsern Streitigkeiten sind doch Dinge vorgefallen, die du, dächte ich, nimmer vergessen solltest." Und er sagte diese Weise:
Dünkt mich, Thord, wirst denken Dort an Thrälaeyr stets, Da mit vielem Volk du Fandest Björns Heer am Strande! Ließest du, niedrer Neiding, Nicht dein Gut im Stiche? Zeigtest's: den kürzeren zag du Ziehst trotz schönem Liedsang ': |
Und bald darauf sprach er diese Weise:
Forsch, du feiges Bürschchen, Falzt' ich Kopf und Hals dir, Da so fein du fand'st die Flucht durch Berg und Schluchten. Rissest aus vom Rosse Rans, du Bosheits Ahnherr: Ach l Dein einz'ger Reichtum Angst ist's, Mutes Bankert! |
Noch immer glaubte Björn nicht genug dem Thord es gesteckt zu haben, daß jener ihn immer an ihren Handel erinnerte und sich rühmte. das Weib erobert zu haben, während Björn von ihr lassen mußte, und so dichtete er noch eine Weise:
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Kingträgerin, der ranken, Raub du büßtefi, glaub' ich. Weggefegt, du feiger Sant, ward deine Mannheit. Unke, lagst in Angst vor Oddaeyr am Boden. Miedeft, Schuft, in schosler Scheu mich auf Brenneyjar. |
Nun war es still in der Sache, und beide dachten von einander schlimmer als vorher. Einstmals sagte Björn diese Weise:
Blonder Bursch, birschte Beides ab zum Leid dir, Geld und Glück: nie stritt im Gersturm ich so wehrhaft! Kampferprobt erkämpft' ich, Kerl, dein Schiff mir herrlich! Weil du trogst mich, Tölpel, Toll du büßen solltest! |
Dem Thord gefiel diese Weise gar nicht, wie zu erwarten war, und es entstand nun weiterer Streit unter ihnen. Eines Abends heißt es, saß Björn bei Oddny. Da spielte er seinen größten Trumpf aus und dichtete diese Weise gegen Thord:
Wahr macht, was du fürchtest; Wett's. Thord, deine Bettmaid: Weiß doch. Lieb' erwies im Westen mir die Beste. Dein Sohn von hochsinn'ger Schmuckträgerin —genug sagt's — Gleicht, Geber des lichten Golds, mir —dem er sollte 'l |
Nun ruhte fürs erste ihre Dichtung, und es gab zunächst keinen Streit mehr.
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