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Vier Skaldengeschichten


Übertragen von Felix Niedner

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


11. Thord lädt Björn ein

Es heißt nun, daß Thord die Oddny frug, ob es ihr nicht ratsam schiene, Björn zu längerem Aufenthalt bei ihnen einzuladen. Er sagte, er wolle nicht; daß Männer zwischen sie träten und sie untereinander verhetzten, ich will auch auf diese Art Björns Sinnesart und seine Treue gegen mich



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erproben. Sie riet ab und sprach, das wäre kein heilsamer Schritt bei den Gerüchten, die da umliefen.

Thord ließ sich nicht irre machen und sog nach Holm in Hitachtal. Er ritt allein in einem blauen Mantel. Zu Holm ragt ein Hügel an der Rückseite des Hauses, und ein Abhang senkt sich von diesem Hügel hernieder bis hin an das Haus. Björn und seine Mutter waren diesen Tag bei der Arbeit. Sie breiteten unten Linnen aus und ließen es an der Sonne trocknen, da es naß geworden war. Plötzlich sprach sie: "Da reitet ein Mann daher in blauem Mantel. Er gleicht ganz Thord Kolbeinsson, und er ist es auch. Sein Kommen wird uns nur Schaden bringen."

"Das wird es nicht," sagte Björn. Nun kam Thord an. Sie grüßten sich und sprachen über allerhand Neuigkeiten. Da sagte Thord: Das ist mein Geschäft bier zu hören, ob du gesonnen bist, den Sühnevertrag zu halten, den der König zwischen uns zustande brachte, daß keiner von uns beiden fortan dem andern etwas zu büßen haben solle. Es ist doch sehr zu beachten, ein wie vortrefflicher Schiedsrichter die Sache zwischen uns ins Reine gebracht hat. Lange Zeit ging mir das durch den Kopf wir würden uns nie versöhnen." Björn erwiderte, das einzig Richtige wäre die einmal geschlossene Vereinbarung zu halten. Thord sprach: Ich bin bei der Sühne anscheinend am besten weggekommen, und ich werde nun zeigen, daß ich wirklich zu voller Aussöhnung bereit bin. Ich lade dich bei mir zum Winteraufenthalt ein. Du sollst es gut bei mir haben-Ich glaube auch, du wirst das gern annehmen." So sprach Thord weiter mit gewinnenden Worten. Da sagte Thordis: "Du wirst sehen, daß ich mich nicht so leicht beschwatzen lasse. Denke daran, Björn," fuhr sie fort, je gefälliger Thord redet, um so trügerischer cher denkt er. Traue ihm ja nicht!

Da kam Arngeir hinzu und , wovon sie sprächen. Thord sagte es ihm. "Mir scheint, sagte Arngeir; daß der Björn und Thord den größeren Freundschaftsdienst leistet, der diese Sache unterstützt, wenn ihre versöhnung dadurch inniger wird. Ich rate Björn mitzuziehn, und Thord tue das, was er verspricht." So waren die Ehegatten hierin gar uneinig. Björn sagte: Ich habe mir vorgenommen, es mit meinem Vater zu halten. Frei



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lich gar manchem wird diese Einladung seltsam vorkommen bei dem Gerede der Leute." Thord redete immer wieder, Björn wäre nicht sein Freund, wenn er diese Einladung nicht annähme . Jetzt versprach Björn Thord einige Zeit bei ihm zu verweilen, er meinte aber, er wolle erst noch eine Zeitlang bei seinem Vater bleiben.

Thord ritt nun heim. Er sagte der Oddny; wie es ihm am Tage ergangen wäre, und erklärte, er habe die Sache nach seinem Wunsche in Ordnung gebracht. "Wie denn:" frug sie. Er sprach, er habe Björn in ihr Haus geladen, und zwar habe er das getan, um ihr Genugtuung zu verschaffen. Sie erwiderte: "Ich glaube, du lügst, wo du kannst. Thord sagte: "Ein Eid verpflichtet ja nicht auf alle Fälle." So schloß ihre Auseinandersetzung .


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