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Vier Skaldengeschichten


Übertragen von Felix Niedner

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


9. Björn vertauscht des Königs Riemen

Björn weilte nun beim König. Und einmal, als der König und Björn plauderten, sagte dieser: "Ich weiß, , daß die Männer, die mich bei dir wegen meinen Zwistes mit Thord anschwärzten, nicht erwähnt haben, was mich vor allem veranlaßte, Thord und seine Männer nicht zu töten." Der König erwiderte: "Davon hat man mir nichts gesagt." Björn sprach: "Ich will es dir denn sagen. Ich schätzte dich, ohne dich gesehen zu haben, so hoch, daß ich nur deshalb den Thord und seine gesamte Schiffsmannschaft nicht tötete, weil er dein Wmiergast gewesen war. Und das sollte er sicher erfahren, wenn wir uns wieder träfen, — falls du dich nicht in die Angelegenheit gemischt hättest und dies nicht übel aufnähmst." Der König sagte: "Wir wollen das aus dem Munde der Männer hören, die dabei waren, als du Thord trafst, und sie sollen es bestätigen. Das wurde getan, und sie bestätigten, daß Björn wirklich gesagt habe, wenn er Thord und seine Fahrtgenossen nicht töte, so geschähe dies aus Rücksicht auf den König. Dem König erschien Björns verhalten nun noch besser als vorher, da er seinethalb Thord freigegeben hatte. Es waren Männer beim Könige, die Bescheid wußten über Björns und Thords Verhältnis während ihres Aufenthaltes beim Jarl Eirik. Sie hatten den König davon unterrichtet, und Björn hatte das



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alles durch Zeugen erhärtet. Der König sprach: "Es ist richtig , daß die Schiffsleute Thords ihr Vermögen und Thord seine Sicherheit erhielten, indem sie sich meiner Entscheidung anheimgaben." Björn sagte, er glaube nicht, daß er Thord sch auen würde ohne die Rücksichtnahme auf den König. Dieser sagte, er sei nun um so mehr Björns Freund, er meine aber, jetzt schicke sich nur eins für Björn und Thord, die Sühne zu halten, die er zwischen beiden zustande gebracht habe. Und überdies möchte ich," fügte der König hinzu, daß du die Heerfahrten läsest. Wenn du auch glaubst dich dabei wohl zu fahren, so wird doch oft Gottes Gesetz dabei geschädigt 1. 'Björn sagte, so solle es sein, und erklärte sich bereit bei ihm zu bleiben. Der König sprach: "Du bist ganz nach meinem Sinn, aber doch wird es uns nicht vergönnt sein, lange beisammen zu weilen. Denn Thorkel Eyjolfsson will hierher kommen, mein Freund, und er würde bald mit dir in Zwist geraten wegen deiner Sache mit Thord. Es ist daher ratsam für dich nach Island zu fahren."

In diesem Herbst weilte Björn beim Könige. Sie lebten in aufrichtiger Freundschaft, und Björn empfing schöne Geschenke von ihm. Da trug sich folgender vorfall zu, als Björn den König zu einem festlichen Gelage begleitete, wobei diesem immer viele Annehmlichkeiten bereitet wurden, wie es sich gehörte, diesmal ein Wannenbad — denn eine andere An des warmen Bades gibt es in Norwegen nicht. 2 Der König und seine Mannen gingen ins Bad. Die Männer legten ihre Gewänder aufs Feld nieder. Über das Bad war ein Zelttuch



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gespannt. Die Männer aber trugen damals gern an den Hosen Riemen. die wie Gürte aussahen und vom Schuh aufwärts bis zum Knie um das Bein gewickelt waren. Gerade die tüchtigsten und angesehensten Männer trugen diese gewöhnlich: so auch hier der König und Björn. Da nun Björn früher wieder zu seinen Kleidern ging als die andern Männer, lagen zufällig seine Kleidungsstücke neben den Gewändern des Königs. Björn merkte es erst, als die Männer angekleidet waren, daß er seinen Riemen mit dem des Königs vertauscht hatte. Er sagte diesem gleich sein versehen. Der König aber sagte, es wäre gut so: die Riemen, die er anhätte, wären nicht schlechter als seine eignen. Björn hatte immer diesen Riemen an seinem Fuß, solange er lebte, und mit ihm wurde er auch begraben. Und viel später noch, da seine Gebeine ausgegraben und zu einem anderen Kirchhof überführt wurden, da war eben dieser Riemen um Björns Bein unverfault geblieben, während alles übrige verfault war. Der dient jetzt als Gürtel zum Meßgewand zu Gardar in Akranes. Jetzt blieb Björn nun noch den folgenden Winter in Norwegen, und König Olaf schenkte ihm einen köstlich gewirkten Mantel, versicherte ihn seiner Freundschaft und sagte, er wäre ein ganzer Mann und ein tüchtiger Bursch.


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