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Vier Skaldengeschichten


Übertragen von Felix Niedner

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


17. Gunnlaug wird gerächt

Im Sommer, noch ehe eine Kunde von diesen Begebenheiten nach Island kam, träumte Jllugi dem Schwarzen ein Traum, da er zu Hause in Schluchthöh war. Es schien ihm, als ob Gunnlaug im Schlafe zu ihm käme, ganz mit Blut bespritzt, und folgende Weise im Traume zu ihm spräche:



***
22
Sah's, wie auf mich sausend
Sank Hrafns scharfes Langschwert.
Hob sum mächt 'gen Hiebe
Hin meins auf sein Schienbein.
Gierig konnten Geier
Gunnlaugs Wunden saugen,
Da mein Haupt vom Hiebe
Hrafns gespalten klaffte!

Jllugi entsann sich der Weise, als er erwacht war, und sagte sie dann auch den andern. Zu Mosfell träumte in derselben Nacht dem Önund, Hrafn käme zu ihm. Er war ganz voller Blut und sprach folgende Weise:



***
23
Schwertes Rötern Schwertgott 1
Schwer Unheil bescherte.
Klang in Norweg klirr'n der
Klingen Schlag zu Ding'nes.
Blutige vögel flogen,
Freuten sich auf Beute.
Weit nach Blut durchwatet
Wunden-Aar die Runde.



Thule-Bd.09-063 Vier Skaldengeschichten Flip arpa

Im folgenden Sommer auf dem Allthing sprach Jllugi der Schwarze zu Önund auf dem Gesetzesfelsen: "Wie willst du mir für meinen Sohn büßen, da doch dein Sohn Hrafn ihn mit solchem Wortbruch täuschte:" Önund sagte Ich meine, ich bin durchaus nicht dazu verpflichtet, für ihn Buße zu zahlen. Habe ich doch schon genug durch ihren Kampf gelitten! Ich will auch von dir keine Buße für meinen Sohn fordern." "Davon wird bald einer deiner Verwandten oder Geschlechtsgenossen etwas merken," erwiderte Jllugi.

Nach dem Thing aber den ganzen Sommer hindurch war Jllugi immer sehr niedergeschlagen. Es heißt nun, daß er im Herbste mit dreißig Mann von Schluchthöh wegritt und in der Morgenfrühe nach Mosfell kam. Önund und seine Söhne flohen in die Kirche. Jllugi aber nahm zwei von dessen Verwandten gefangen . Der eine hieß Björn, der andere Thorgrim. Er ließ Björn töten und Thorgrim einen Fuß abschlagen. Jllugi ritt dann wieder heim, und Önund erhielt dafür keine Genugtuung.

Jllugis Sohn Hermund konnte sich über den Tod seines Bruders Gunnlaug schwer beruhigen, und er hielt ihn doch noch nicht für genügend gerächt, trotz Jllugis Tat. Ein Mann hieß Hrafn. Es war der Neffe Önunds von Mosfell. Er war ein großer Seefahrer und hatte ein Schiff das im Widderfjord (Hrutafjörd) vor Anker lag. Im Frühjahr ritt Hermund, Jllugis Sohn, allein von Hause fort nordwärts nach Holtavörduheid. von dort zum Hrutafjörd bis nach Schiff fand (Bordeyr) zu dem Kaufmannsschiff. Die Kaufleute waren da beinahe reisefertig. Der Führer des Schiffes Hrafn war am Lande und viele Männer bei ihm. Hermund ritt auf ihn los, durchstieß ihn mit seinem Speer und ritt dann schnell wieder fort. Die Gefährten Hrafns aber waren alle über die Tat wie verblüfft. Auch für diesen Totschlag wurde keine Buße entrichtet. Und damit waren die Händel zwischen Jllugi dem Schwär en und Önund auf Mosfell zu Ende.


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