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Kapitel 

Vier Skaldengeschichten


Übertragen von Felix Niedner

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


13. Gunnlaugs Rückkehr nach Island

Nun ist von Gunnlaug zu berichten, daß er in dem selben Sommer von Schweden nach England fuhr, in dem gras nach Island reiste, nachdem er vom König Olaf beim Abschied reiche Geschenke erhalten hatte. König Adalrad empfing Gunnlaug freundlich, und er lebte den Winter hindurch in hohen Ehren an seinem Hofe.

In dieser Zeit herrschte über Dänemark König Knut Sveinsson 1. Er hatte erst seit kurzem von seinem Vater die Herrschaft überkommen und bedrohte ständig England mit Streit, da sein vater; König Svein, sich ein mächtiges Reich in England erobert hatte, bevor er im Westen starb. Damals stand dort auch ein großes Dänenheer, und dies befehligte ein Edler, namens Herning. Er war der Sohn Strutbaralds und der Bruder des Jarls Sigvaldi, und er verwaltete für Knut das Reich, das König Svein vorher sich erstritten hatte.

Im Frühling erbat sich Gunnlaug von König Adalrad Urlaub zur Abreise. Dieser erwiderte: "Das schickt sich nicht für dich mich zu verlassen bei solchem Unfrieden, wie er jetzt England bevorzustehen scheint. Du bist doch mein Gefolgsmann!" Gunnlaug erwiderte: "Darüber habt Ihr zu entscheiden, Herr. Aber gebt mir dann im Sommer Urlaub zur Abreise; wenn die



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Dänen nicht kommen." Der König erwiderte:"Das werden wir dann sehen."

Nun verging der Sommer und auch der Winter, ohne daß die Dänen kamen. Nach dem Mittsommer erhielt Gunnlaug Urlaub. Er fuhr nach Norwegen und traf dort mit dem Jarl Eirik zu Lade im Drontheimer Land zusammen. Der Jarl nahm ihn wohl auf und bai ihn, bei ihm zu bleiben. Gunnlaug dankte dem Jarl für die Einladung, er sagte aber, er wolle doch erst nach Island, um seine Braut zu besuchen. Der Jarl sprach: "Jetzt sind alle Schiffe fort, die nach Island fahren wollten." Da sagte einer von den Gefolgsleuten:"Hallfred , der schlimme Skalde 1, lag gestern im Fjord vor Agdanes." Der Jarl sprach: "Das mag sein. Fünf Nächte ist's her, daß er von hier abfuhr." Der Jarl Eirik ließ den Gunnlaug zu Hallfreds Schiff bringen, und dieser nahm ihn voller Freude auf. Das war im Spätsommer.

Günstiger Fahrwind trieb sie vom Lande, und sie waren sehr guter Dinge. Hallfred sprach zu Gunnlaug "Hast du von der Werbung Hrafns um die schöne Helga vernommen Gunnlaug erwiderte: "Ja, aber nichts Genaueres." Hallhed erzählte ihm nun alles, was er darüber wußte, auch, wie viele Leute auf Island davon sprächen, daß Hrafn nicht weniger kühn als Gunnlaug sei. Da sprach Gunnlaug diese Weise:



***
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Längst schon um das Langschiff
Leichte Brisen streichen.
Mir ist's gleich, wenn's eis'ge
Oststurm' auch umtosen.
Hrafn, nicht Gunnlaug gönnt man
Grosstat-Ruhm: das bost mich!
Mein Schwert beißt noch besser
Bald als seins, eh' ich alt're!

Da sprach Hallfred: ,Es wäre wünschenswert; Freund, daß



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dein Umgang mit Hrafn dir besser ausschlüge als mir. Ich kam vor wenigen Wintern mit meinem Schiff nach Lebmbucht unterhalb Heid. Ich hatte einem Knechte Hrafns eine halbe Mark Silbers zu zahlen und wollte ihm das Geld vorenthalten, aber da ritt Hrafn mit sechzig Männern auf uns zu und hieb die Schiffstaue durch. Das Schiff trieb auf den Uferlehm und brachte mich bald um Schiffsbruch. Nun mußte ich Hrafn die Entscheidung des Falles überlassen und eine Mark zahlen — das sind die Erfahrungen, die ich mit ihm machte." Dann sprachen sie nur noch von Helga, und Hallfred pries ihre Schönheit sehr. Gunnlaug sagte da diese Weise:



***
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Schwerlich freut die Fraue
Feigen Spottlied-Weigerer.
Nicht lockt linnenschmuck sein
Lieb des Feinds Zerstieber.
Mich einst jung nur mocht' die
Maid des Goldgeschmeides:
Fühlte Ringe am Finger
Viel beim Liebesspiele l

"Das ist schön gedichtet," sagte Hallfred. Sie landeten im Norden auf Eisfuchsplan (Melrakkasletta) in Hraunhöfn (Lavahafen) einen halben Monat vor Wintersanfang und zogen die Schiffe ans Land.

Thord hieß ein Mann. Er war ein Bauernsohn in Eisfuchsplan. Er führte gern mit den Kaufleuten da Ringkämpfe auf, und jenen ging es dabei gewöhnlich übel. So wurde denn auch zwischen Gunnlaug und ihm ein Ringkampf veranstaltet. Die Nacht vorher hatte Thord zu Thor um Sieg gebetet. Und am Morgen, als sie sich trafen, begannen sie zu ringen. Dabei stieß Gunnlaug dem Thord beide Füße fort, daß jener einen gewaltigen Fall tat. Alber auch Gunnlaug verrenkte sich den Fuß, auf dem er stand, und so stürzte er zugleich mit Thord nieder.



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Da sprach Thord: "Wohl möglich, daß es dir mit etwas anderem nicht besser geht." "Womit denn: frug Gunnlaug. "Mit deinem Handel wider Hrafn, den Sohn Önunds, wenn er ;u Wintersbeginn die schöne Helga heimführt. Ich war auch dabei auf dem Allthing, als die Sache verabredet wurde." Gunnlaug gab keine Antwort. Man verband seinen Fuß, um ihn einzurenken, doch schwoll er sehr an.

Gunnlaug und Hallfred mit ihren Gefährten, insgesamt zwölf; verließen Eisfuchsplan in der Woche vor Wintersanfang und trafen zu Schluchthöh im Borg fjord gerade an dem Sonnabendabend ein, wo man in Borg beim Hochzeitsmahlsaß. Jllugi freute sich über die Ankunft seines Sohnes Gunnlaug und seiner Gefährten. Gunnlaug sagte, er wolle sofort hinab nach Borg reiten. Jllugi meinte, das wäre kaum ratsam, und alle außer Gunnlaug fanden dasselbe. Aber Gunnlaug konnte nicht gehen wegen seines Fußes, wiewohl er's sich nicht merken ließ. Deshalb ward aus der Reise nach Borg nichts. Hallfred ritt am Morgen beim nach Koboldsee (Hreduvatn) im Nordachtal (Nordrardal). Da verwaltete ihr Eigen sein Bruder Gatti. Er war ein tüchtiger Mann.


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