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Vier Skaldengeschichten


Übertragen von Felix Niedner

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


10. Gunnlaug in Dublin und auf den Orknenys

Nun segelte Gunnlaug von England mit Kaufleuten nach Dublin (Dyflmn). Damals herrschte dort über Irland der König Sigirygg Seidenbart (Silkiskegg), der Sohn Olaf Kvarans und der Königin Kormlöd. Er war erst seit kurzem auf dem Thron. Gunnlaug ging da vor den König und grüßte ihn artig und höflich. Dieser nahm ihn ehrenvoll auf. Gunnlaug sprach: Ich machte ein Gedicht auf Euch, Herr, und bitte um Gehör." "Bisher hat noch kein Mann ein Lied auf mich vorgetragen ," erwiderte der König, gewiß will ich es anhören." Da sprach Gunnlaug ein Preisgedicht (Drapa). So lautete der Kehrreim:



***
6
Fraß Sigtryggs Schwert
Schafft "Svaras Pferd

Auch folgende Stellen kamen darin vor:



***
7
Ich weiß Bescheid,
Wem mein Lied geweiht,
Kenne des Kühnen Thron:
Diene Karans Sohn.
Gern ihn sah ich so
Stets gabenfroh.
Mit Goldes Schimmer
Geizt' er nimmer.


***
8
Nun, Herr, sagt mir:
Hdriet jemals Ihr
Prunkvolleren Sang:
Pracht-Drapa klang!

Der König dankte ihm für das Gedicht. Er rief seinen Schatzmeister herbei und sprach zu ihm: "Wie kann ich ein solches Gedicht lohnen?" Jener erwiderte: "Wie denkt Ihr, Herr"



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Wie fändet Ihr den Lohn," sprach der König" wenn ich ihm zwei Handelsschiffe gäbe Das wäre zu viel, Herr," meinte der Schatzmeister, andere Könige geben als Skaldenlohn schöne Kleinodien, treffliche Schwerter oder kostbare goldne Ringe." Da schenkte ihm der König seine Gewänder von neuem Scharlach , einen mit Varien umstickten Rock und einen Mantel verbrämt mit wertvollem Pelzwerk, sowie einen Goldring im Wert einer Mark 1.

Gunnlaug dankte dem König für die Geschenke. Er weilte bei ihm noch kurze Zeit und fuhr dann zu den Orkneys. Über diese herrschte der Jarl Sigurd, Hlödves Sohn. Er war ein Freund der Isländer. Gunnlaug begrüßte den Jarl und sagte, er habe ihm ein Gedicht vorzutragen. Der Jarl sprach, er wolle Gunnlaugs Lied anhören, da jener aus einem so trefflichen Geschlecht auf Island stamme. Gunnlaug sagte das Gedicht her: es war ein kleineres Preislied und mit Kunst gedichtet. Der Jarl gab Gunnlaug eine ganz mit Silber beschlagene Ari mit breiter Schneide als Skaldenlchn und forderte ihn auf bei ihm zu bleiben. Gunnlaug dankte ihm für das Geschenk und die Einladung, sagte aber, er müsse auf die Ostfahrt nach Schweden. Dann ging er auf einen Kauffahrer, der nach Norwegen segelte, und im Herbst kamen über Vik nach Konungahella. Sein verwandter Thorkel begleitet ihn stets.

In Konungahella nahmen sie sich einen Führer mit nach Westergötland und kamen zu dem Handelsplatz Skara (Skarir). Dort herrschte ein schon bejahrter Jarl, namens Sigurd. Gunnlaug ging zu ihm, begrüßte ihn und sprach, er habe ein Lied auf ihn gedichtet. Der Jarl schenkte ihm willig Gehör. Das Gedicht, das Gunnlaug vortrug, war ein kurzes Preislied. Der Jarl dankte ihm, gab ihm guten Lohn und bat ihn, den Winter bei ihm zu weilen.

Der Jarl Sigurd hatte zu einem großen Julfest im Winter geladen. In den vortagen des Julfestes kamen zwölf Männer aus Norwegen, Sendboten des Jarls Eirik. Die brachten Geschenke mit Jarl Sigurd. Der Jarl nahm sie wohl auf und gab ihnen am Julfest ihre Plätze neben Gunnlaug. Da ging



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es froh her beim Gelage. Die Samen sagten, es gäbe keinen größeren und berühmteren Jarl als Sigurd. Den Norwegern dünkte der Jarl Eirik weit bedeutender. Darüber brach nun ein Streit aus, und beide Teile riefen Gunnlaug als Schiedsrichter an. Da sprach Gunnlaug folgende Weise:



***
9
Ragende See oft Sigurd
Sah, wenn Kampfsturm nahte.
Den grauhaarigen Heerfürst
Hier mit Recht preist ihr da.
Mehr durch cit gen Oststurm
Erich zwang sein Meerroß:
Blaue Wogen wiegten
Weiter seine Streitmacht 1 !

Beide Teile waren mit dieser Entscheidung zufrieden, mehr aber doch die Norweger-

Die Sendboten fuhren nach dem Julfest mit reichen Geschenken wieder zurück, die Jarl Sigurd für Jarl Eirik mitsandte. Sie erzählten dem Jarl Eirik von Gunnlaugs Entscheidung. Diesem schien es, als habe Gunnlaug dort aufrichtige Freundschaft gegen ihn bewiesen. So ließ er denn laut werden, Gunnlaug solle in seinem Lande sich künftig wieder in Frieden aufhalten dürfen. Gunnlaug erfuhr später von dieser Äußerung des Jarles.

Sigurd gab Gunnlaug einen Führer, um den er gebeten hatte, mit nach Zehntland (Tiundaland) in Schweden.


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