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Vier Skaldengeschichten


Übertragen von Felix Niedner

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


4. Thorstein findet Helga in Herdenhofen

Als nun Thorstein vom Thing wiederkehrte, sagte ihm Jofrid, das Kind wäre ausgesetzt, wie er befohlen habe. Auch sei der Schafhirt weggelaufen und habe ihr Pferd gestohlen. Thorstein sagte; es wäre alles in Ordnung, und nahm sich einen andern Hirten. Nun verstrichen sechs Jahre, ohne daß die Wahrheit an den Tag kam.

Da ritt Thorstein nach Herdenhofen zu einem Gelage bei Olaf Pfau 1, seinem Schwager, dem Sohne Höskulds, der von allen vornehmen Männern dort im Westen das höchste Ansehen genoß. Thorstein wurde da nach Gebühr ehrenvoll aufgenommen . Eines Tages, heißt es, saß Thorgerd beim Gastmahl mit ihrem Bruder Thorstein im Gespräch auf dem Hochsitz. Olaf aber redete mit andern. Ihnen gegenüber auf der Bank saßen drei Mädchen. Da sprach Thorgerd: "Wie gefallen dir diese jungen Mädchen, Bruder, die uns gegenübersitzen:" Er



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erwiderte: "Sehr gut, aber eine ist weitaus die schönste, sie hat Olafs schöne Gestalt, aber die lichte Hautfarbe und die Gesichtszüge von uns Moorleuten." Thorgerd versetzte: "Gewiß hat sie, wie du sagst, Bruder, die lichte Hautfarbe und die Gesichtszüge von uns Moorleuten, doch nicht die Schönheit von Olaf Pfau, denn sie ist gar nicht dessen Tochter." Wie mag das sein," sagte Thorstein, "ist sie doch deine Tochter:" "Die Wahrheit zu sagen, Bruder," erwiderte sie, " es ist deine Tochter, nicht meine, das schöne Mädchen!" Dann berichtete sie ihm alles, wie es sich zugetragen hatte, und bat ihn, ihr und seiner Frau die Täuschung zu vergeben. Thorstein sprach: "In dieser Sache habe ich euch nichts vorzuwerfen. Es kommt ja doch meist so, wie es kommen soll. Mein törichtes Vorhaben habt ihr glücklich vereitelt. Dieses Mädchen gefällt mir so gut, daß es mir ein großes Glück scheint, ein so schönes Kind zu haben. Wie heißt sie eigentlich?' "Helga heißt sie," versetzte Thorgerd."Ja, Helga die Schöne." erwiderte Thorstein, rüste nun alles zu, daß sie mit mir heimfahren kann." Thorgerd tai so. Thorstein wurde dann reich beschenkt aus dem Hause geleitet. Helga ritt mit ihm nach Hause und wuchs dort auf, hoch geachtet und geliebt von Vater und Mutter und allen verwandten.


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