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Kapitel 

Die Geschichte von den Leuten aus dem Lachswassertal


Mit zwei Beilagen Übertragen von Rudolf meißner

verlegt bei Lugen Diederichs in Jena 1913


78. Snorri stirbt. Gudruns hohes Alter und Tod

Und als Bolli einen Winter in Island gewesen war; fiel Snorri in Krankheit. Die Krankheit machte keine schnellen Fortschritte. Snorri lag sehr lange danieder, und als die Krankheit stärker wurde, ließ Snorri seine verwandten und Verschwägerten zu sich rufen. Da sprach er zu Bolli: Es ist mein Wille. daß du hier den Hof und die Gewalt über die Leute nach meinem Tode übernimmst; ich gönne dir nicht geringere Ehre als meinen Söhnen; der unter meinen Söhnen ist nun auch nicht 1m Lande. von dem ich denke, daß er der erste unter ihnen sein wird, ich meine Halldor." 1 Darauf starb Snorri. Er war sieben 1 Halldor, der Sohn des Snorri, wurde berühmt durch seine Fahrten mit König Harald Hardradi,



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und sechzig Jahre alt. Das war ein Jahr nach dem Tode König Olafs des Heiligen; so sagt der Priester 'Uri der Gelehrte. 1 Snorri wurde in Tunga begraben.

Bolli und Thordis übernahmen den Hof in Tunga, so wie Snorri bestimmt hatte; die Söhne Snorris waren völlig da- mit einverstanden. Bolli wurde ein sehr tüchtiger und allgemein beliebter Mann.

Herdis Bollis Tochter, wuchs in Helgafell auf und war ein wunderschönes Mädchen. Um sie warb Orm. der Sohn des Hermund, des Sohnes des Jllugi 2 und erhielt sie zur Frau; ihr Sohn war Kodran, der mit Gudrun, der Tochter Sigmunds, vermählt war. Der Sohn Kodrans war Hermund, vermählt mit Ulfeid, der Tochter des Runolf, des Sohnes des Bischof Keul; ihre Söhne waren Ketil, der 'Ubi war in Helgafell, und Rein und Kodran und Styrmir; ihre Tochter war Thorvör, die mit Skeggi, dem Sohne Brands, vermählt war, und davon stammt das Geschlecht der Skogarleute. 3

Ospak dieß ein Sahn des Bolli und der Thordis. Die Tochter Ospaks war Gudrun, die mit Thorarin, dem Sohne des Brand, vermählt war; ihr Sohn war Brand, der Husafell 4 um Priestergut machte; sein Sohn war der Priester Sighvat, der d rt lange wohnte.

Gellir, der Sohn Thorkels, verheiratete sich er nahm Valgerd zur Frau, die Tochter des Thorgils, des Sohnes des 'Ari von Reykjaues: 5 Gellir fuhr nach Norwegen und war bei König Magnus dem Guten 6 und empfing von ihm zwölf Öre Gold und sonst noch großes Gut. Die Söhne Gellirs waren Thorkel und Thorgils; Thorgils Sohn war Ari der Gelehrte; Aris Sohn hieß Thorgils, dessen Sohn war Ari der Starke.

Nun begann Gudrun sehr alt zu werden und lebte in ihrem Trauerstande, wie oben gesagt wurde, noch lange Zeit. Sie war die erste Nonne in Island und Einfiedlerin; und das ist die



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allgemeine Rede, das Gudrun die hervorragendste Frau ihres Standes hierzulande gewesen ist.

Einmal, so wird erzählt, kam Bolli nach Helgafell, denn Gudrun freute sich immer, wenn er sie besuchte. sollt saß lange bei seiner Mutter und sie redeten vieles miteinander. Da sprach Bolli: Willst du mir etwas sagen, Mutter; was ich sehr gern wissen möchte: welchen Mann hast du am meisten geliebt:" Gudrun antwortete: Thorkel war der mächtigste und der größte Häuptling, und keiner war tüchtiger als Bolli und von so vollkommener Männlichkeit. Thord, der Sohn der Ingunn, war der klügste von ihnen und der beste Rechtskenner; Thorvald nenne ich gar nicht. Da sagte Bolle Ich verstehe das sehr gut, was du mir von dem Wesen aller deiner Männer erzählst, aber das ist damit noch nicht gesagt, wen du am meisten geliebt hast. Du sollst mir das nun nicht länger verbergen." Gudrun antwortete: Stark drängst du mich, mein Sohn, sagte Gudrun, doch wenn ich das jemanden bekennen s; ll, so möchte ich dich am liebsten dazu ausersehen. Bolli bai sie, es zu sagen. Da sprach Gudrun: Dem schuf ich die bitterste Stunde, den ich liebte aus Herzensgrunde. Nun glaube ich," erwiderte Bolli, "daß du ganz aus der Seele gesprochen hast," und er fügte hinzu, sie habe recht daran getan, ihm das zu sagen, was er gern wissen wollte.

Gudrun erreichte ein hohes Alter und so erzählen die Leute, daß sie ihr Augenlicht verloren habe Gudrun starb in Helgafell, und dort liegt begraben. 1

Gellir; Thorkels Sohn, wohnte in Helgafell bis in sein Alter, und vieles Merkwürdige wird von ihm erzählt; er kommt auch in vielen Erzählungen vor, wenn auch hier wenig von ihm berichtet wird. Er ließ eine Kirche bauen in Helgafell, sehr statt- lich, wie Arnor der Skalde der Jarle bezeugt in dem Nachrufsgedicht , das er auf Gellir gemacht bai; da spricht er deutlich hierüber.

Und als Gellir schon in ein ziemlich hohes Alter gekommen



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war, rüstete er sich zur Ausreise. Er kam nach Norwegen, hielt sich da aber nicht lange auf, sondern verließ das Land gleich wieder und wanderte südwärts nach Rom, um das Grab des heiligen Apostels Petrus zu besuchen. Auf dieser Fahrt brachte er sehr lange Zeit zu, dann reiste er nach dem Norden zurück und kam nach Dänemark; da wurde er krank und lag sehr lange danieder und empfing alle geistlichen Segnungen. Dann starb er und liegt in Roskilde begraben.

Gellir hatte Sköfnung mit sich genommen, und das Schwert kam nicht mehr in den Besitz eines andern; es war aus dem Grabhügel des Hrolf Krake geraubt worden Und als der Tod Gellirs in Island bekannt wurde, da übernahm Thorkel, sein Sohn, das vatererbe in Helgafell; aber Thorgils, der andere Sohn Gellirs, ertrank jung 1 im Breidifjord und alle, die mit ihm auf dem Schiffe gewesen waren. Thorkel, der Sohn Gellirs , war ein sehr tüchtiger Mann und wurde gerühmt wegen seines ungewöhnlichen Wissens.

Und hiermit schließt nun die Geschichte von den Leuten aus dem Lachswassertal.



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Skizze des Hvammsfjords


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