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Die Geschichte von den Leuten aus dem Lachswassertal


Mit zwei Beilagen Übertragen von Rudolf meißner

verlegt bei Lugen Diederichs in Jena 1913


74. Thorkel reist mit seinem Sohne nach Norwegen und bringt eine Last Kirchenbauholz nach Island

Nun muß sich die Erzählung dorthin wenden, wo Thorkel , Eyjolfs Sohn, als Häuptling auf seinem Hofe saß. Gellir, sein und Gudruns Sohn, wuchs daheim auf, er war bald ein wackerer und allbeliebter Gesell.



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Einmal, wird berichtet, erzählte Thorkel Gudrun, was er geträumt hatte: "Das träumte mir," sagte er, "daß ich einen so großen Bari zu haben schien, daß er sich über den ganzen Breidifjord legte." Thorkel bat sie, den Traum zu deuten. Gudrun fragte:"Was meinst denn du, daß dieser Traum besagen soll "Das scheint mir sicher, daß meine Macht den ganzen Breidifjord umfassen soll." "Möglich, daß es so ist," sagte Gudrun, aber eher würde ich glauben, daß du deinen Bart in den Breidifjord eintauchen sollst."

In demselben Sommer brachte Thorkel sein Schiff zu Wasser und rüstete sich zur Fahrt nach Norwegen. Gellir, sein Sohn, war damals zwölf Winter alt, er reiste aus mit seinem Vater Thorkel gab bekannt, daß er vorhabe, sich Kirchenbauholz zu holen, und ging sofort in See. nachdem er klar war. Er hatte eine bequeme, aber nicht besonders rasche Überfahrt. Sie erreichten Norwegen im Norden. König Olaf saß dieser Zeit in Thrandheim. Thorkel begab sich sogleich an den Hof des Königs Olaf und mit ihm Gellir, sein Sohn. Sie wurden da gut aufgenommen. In so hohem Ansehen stand Thorkel beim Könige während des Winters, daß es allgemein erzählt wird, der König habe ihm nicht weniger als hundert Mark reinen Silbers geschenkt. Der König gab Gellir zu Weihnachten einen Mantel, der war von höchster Kostbarkeit und ein herrliches Stück.

In diesem Winter ließ König Olaf in der Stadt eine Kirche aus Holz bauen; sie war als große Hauptkirche geplant und sollte prächtig ausgestattet werden. Im Frühling wurde das Holz an Bord geschafft, das der König Thorkel geschenkt hatte. Dies Bau- Belz war lang und gut, denn Thorkel führte genaue Aufsicht.

Es war eines Morgens in der Frühe, daß der König ausging mit wenigen Begleitern. Er sah einen Mann oben auf der Kirche, die dort im Bau war in der Stadt. Er wunderte sich sehr darüber, weil es noch früher am Tage war, als die Zimmerleute gewohnt waren aufzustehen. Der König erkannte den Mann. es war Thorkel, Eyjolfs Sohn; er maß alle die größten Balken, sowohl Querbalken wie Längswandbalken und stehende Pfosten.



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Der König begab sich sofort dorthin und sprach: "Was bedeutet das, Thorkel Hast du die Absicht, hiernach die Maße zu nehmen für das Kirchenbauhols, das du nach Island schaffen willst:" Thorkel antwortete: "So ist es, Herr." Da sprach König Olaf: " Hau du zwei Ellen ab von jedem großen Balken, und die Kirche wird dennoch die größte in Island sein." Thorkel erwiderte: Behalte dir dein Hol;, wenn du meinst zu viel gegeben ;u haben oder dich das Verlangen plagt, es zurück zu bekommen; ich will auch nicht eine Elle davon abhauen ; ich werde Mittel und Wege finden, mir anderes Bauholz zu verschaffen."

Da sagte der König und blieb ganz ruhig dabei: "Beides ist wahr, Thorkel, daß du ein tüchtiger Mann bist und daß du dich jetzt sehr überhebst; denn gewiß ist es Hochmut von einem Bondensohn, wenn er sich mit uns messen will; und das ist nicht wahr, daß ich dir das Bauholz mißgönne, sollte es dir beschieden sein, damit eine Kirche zu bauen; sie würde doch niemals so groß werden, daß dein ganzer Hochmut drin Platz haben könnte. Aber eine Ahnung sagt mir, als werde man wenig Nutzen von diesem Halse haben, und als werde es nicht dazu kommen, daß du einen Bau mit diesem Holze aufführst." Damit brachen sie ihre Unterhaltung ab, der König wandte sich zum Gehen, und man merkte, wie er darüber böse war, daß Thorkel sich gar nichts daraus machte, was der König sagte. Doch ließ der König es nicht zum Ausbruch kommen. Er verabschiedete Thorkel in großer Freundlichkeit. Thorkel stieg an Bord und ging in See.

Sie hatten guten Wind und waren nicht lange unterwegs. Thorkel kam mit seinem Schiff in den Hrutafjord. 1 Er ritt sogleich vom Schiffe heim nach Helgafell; jedermann freute sich seiner Ankunft. Thorkel hatte sich große Ehre erworben durch diese Fahrt. Er ließ sein Schiff an Land bringen und sicher versorgen und gab das Kirchenbaubolz an einer Stelle in verwahrung, wo es gui aufgehoben war; es wurde im Herbste noch nicht nach dem Süden geschafft; denn er hatte immer vieles andere zu tun.



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Thorkel saß nun daheim während des Winters auf steifem Hof. Er hatte ein Weinachtsgelage in Helgafell, dabei waren eine große Menge Menschen, und überhaupt trieb er großen Aufwand in dem Winter. Aber Gudrun hielt ihn hierbei nicht zurück sie sagte, das sei der Zweck des Geldes, daß die Männer sich dadurch Ansehen verschafften, und da mußte auch alles herhalten, wenn Gudrun etwas nötig schien Rr standesgemäßes Wesen. Thorkel gab in dem Winter seinen Freunden viele kostbare Geschenke, die er mit nach Island gebracht hatte.


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