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Kapitel 

Die Geschichte von den Leuten aus dem Lachswassertal


Mit zwei Beilagen Übertragen von Rudolf meißner

verlegt bei Lugen Diederichs in Jena 1913


65. Thorgils mahnt Gudrun an ihr Eheversprechen und erfährt, daß er betrogen ist

Nach diesen Ereignissen ritten die um Thorgils fort und über den Talrücken in das Reykjartal und gaben da die Erklärung über diese Totschläge ab. Sie ritten dann auf demselben Wege nach dem Westlande, auf dem sie gekommen waren, und unterbrachen ihre Fahrt nicht, bis sie ins Hördatal kamen. Sie erzählten nun, wie ihre Unternehmung ausgegangen war Dieser Zug wurde sehr berühmt, und es erschien das als eine gewaltige Tat, daß ein solcher Kämpfer getötet worden war



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wie Helgi. Thorgils sagte den Männern großen Dank fur ihre Teilnahme an der Fahrt, und das gleiche sprachen die Brüder, die Bollisöhne, aus. Die Männer schieden nun von einander; die mit Thorgils ausgezogen waren.

Lambi ritt weiter nach dem Lachswassertal und kam zuerst nach Hjardarbolt und erzählte seinen verwandten ausführlich von dem, was sich im Skorratal zugetragen hatte. Sie waren böse über seine Fahrt und machten ihm heftige vorwürfe, sie sagten, er habe damit gezeigt, daß er mehr dem Geschlecht des Thorbjörn Skrjup als dem des Irenkönigs Myrkjartan zugehöre . 1 Lambi wurde sehr zornig über ihre Reden und sagte, sie wüßten gar nicht, was sie täten, wenn sie ibm Vorwürfe machten, — denn ich habe den Tod von euch abgewendet," sagte er. Sie wechselten dann nur wenige Worte mehr mit einander, denn auf beiden Seiten war der Unmut nur stärker als vorher. Lambi ritt nach Hause auf seinen Hof.

Thorgils, Hallas Sohn, ritt hinaus nach Helgafell und mit ihm die Söhne der Gudrun und seine Ziehbrüder Halldor und Ornolf; sie kamen spät am Abend nach Helgafell, so daß alles schon zu Beit war. Gudrun erhob sich wieder und befahl ihren Leuten aufzustehen und fur Bewirtung zu sorgen; sie ging in die Stube und begrüßte Thorgils und alle andern und fragte, was es neues gäbe. Thorgils erwiderte den Gruß der Gudrun, er hatte seinen Mantel abgelegt und seine Waffen und saß an einem Wandpfeiler. Thorgils war in einem rotbraunen Rock und trug einen breiten Silbergürteln Gudrun setzte sich neben ihn auf die Bank. Da sprach Thorgils folgende Strophe:

Wir sind geritten zu Helgis Haus,
nun hält der Rabe dort Leichenschmaus;
des Bordlichts Eichen 2 Blut zu baden
brachen wir auf, wir Kameraden.
Drei sind auf dem Felde geblieben,
sielen da unter unseren Hieben,
Stämme des Helms, stark und gut,
stürzten zur Sühne für Bollis Blut.



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Gudrun Sagte da genau nach allem, was bei dem Zuge vorgefallen war. Thorgils beantwortete ihre Fragen. Gudrun sagte, der Zug sei mit großer Raschheit ausgeführt worden, und bat sie, ihren Dank anzunehmen. Darauf wurden sie bewirtet , und als sie gegessen hatten, geleitete man sie zu Bett; sie schliefen da die Nacht über.

Am Tage darauf ging Thorgils zur Unterredung mit Gudrun und sprach: " So liegt es, wie du weißt, Gudrun, daß ich die Fahrt ausgeführt habe, um die du mich gebeten hast; als rechter Mann, darf ich sagen, habe ich mein Wort eingelöst und meine nun, mir einen guten Lohn verdient zu haben; du wirst dich auch erinnern, was du mir dafür versprochen hast. Ich glaube nun zum Abschluß dieses Handels gekommen zu sein.

Da sprach Gudrun: " Es ist noch nicht so lange Zeit vergangen, seit wir beide mit einander geredet haben, daß mir das aus dem Gedächtnis entschwunden wäre; ich habe auch nichts anderes im Sinn, als dir gegenüber alles das zu erfüllen, wozu ich mich verpflichtet habe; und erinnerst du dich, wie unser vertrag lautete" Thorgils sagte, sie würde es schon wissen. Gudrun antwortete: "Folgendes, glaube ich, habe ich dir gelobt: mich keinem andern Manne, der mit mir hier im Lande ist, zu vermählen als dir. Oder hast du dagegen etwas einzuwenden: Thorgils sagte, sie habe das ganz richtig in Erinnerung. "Es ist gut," sagte Gudrun, "daß unser beider Erinnerung hierin übereinstimmt; ich will es dir nun auch nicht länger verbergen: es wird sich, glaube ich, nicht so fügen, daß ich deine Frau werde. Ich meine alles, was ich dir versprochen habe, zu halten, wenn ich mich mit Thorkel, dem Sohne Eyjolfs, vermähle, da Thorkel jetzt nicht mit mir hier im Lande ist."

Da sprach Thorgils und war sehr rot geworden "Ich merke ganz genau, woher diese Woge geflossen kommt; von derselben Seite ist immer böses gegen mich ersonnen worden: Ich weiß, dies sind die Anschläge des Goden Snorri."

Thorgils sprang sogleich auf und brach das Gespräch ab. Er



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war furchtbar zornig, ging zu seinen Gefährten und sagte, er wolle fortreiten. Thorleik gefiel es gar nicht, daß sich die Sache nicht zur Genugtuung für Thorgils gefügt hatte, aber Bolli war hierin mit dem Entschluß seiner Mutter einverstanden.

Gudrun sagte, sie wolle Thorgils gute Geschenke geben und ihn so besänftigen. Thorleik erwiderte; das würde keinen Zweck haben, — denn Thorgils ist ein viel zu stolzer Mann, als daß solche Kleinigkeiten seine Haltung ändern könnten." Gudrun sagte, so müsse er eben sehen, wie er sich daheim trösten könne. Thorgils ritt darauf fort von Helgafell und mit ihm seine Ziehbrüder; er kam heim nach Tunga auf seinen Hof und war außerordentlich unzufrieden mit seinem Los.


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