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Die Geschichte von den Leuten aus dem Lachswassertal


Mit zwei Beilagen Übertragen von Rudolf meißner

verlegt bei Lugen Diederichs in Jena 1913


61. Thorgils überredet Thorstein und Lambi, an dem Rachezuge teilzunehmen

Am nächsten Sonntag war Bezirksversammlung, und Thorgils ritt hin mit seiner Schar. Snorri der Gode war nicht auf der versammlung; da war eine große Menge beisammen

Im Laufe des Tages holte Thorgils sich Thorstein den Schwarzen zu einer Unterredung 1 und sprach: So steht es, wie dir bekannt ist, daß du bei dem Überfall mit den Olafssöhnen warst, ab Bolli erschlagen wurde; du hast für diese Schuld keine Buße den Söhnen Bollis gegeben. Wenn nun auch eine lange Zeit vergangen ist seit jenem Ereignis, so glaube ich doch nicht, daß ihnen die Männer aus dem Gedächtnis entschwunden sind, die an der Fahrt beteiligt waren. Nun halten die Brüder dafür, daß es ihnen am wenigsten anstehen würde, sich gegen die Olafssöhne zu wenden, wegen der verwandtschaft; es ist also die Absicht der Brüder, die Rache zu kehren gegen Helgi, Hardbeins Sohn, weil er Bolli die Todeswunde gegeben hat. Wir wollen dich bitten, Thorstein, daß du an diesem Zuge teilnimmst mit den Brüdern, und dich dadurch in den Frieden und die Sühne kaufst." 1 Es ist nicht erzählt, daß Gudrun nach dem Plane Snorris Thorgils aufgefordert hat, Thorstein und Lambi anzuwerben.



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Thorstein antwortete: "Das steht mir nicht an, mich auf tückische Anschläge gegen meinen Schwager Helgi einzulassen; ich will lieber Geld bezahlen, um mir Frieden zu verschaffen in dem Maße, daß der Ausgleich ehrenvoll erscheint." Thorgils sagte "Wenig liegt es, glaube ich, im Sinne der Brüder, Geld aus dieser Sache zu schlagen. Du mußt dir darüber nicht im Ungewissen bleiben, Thorstein, daß du nur die Wahl zwischen zwei Dingen hast, entweder dich zur Teilnahms an der Fahrt zu entschließen, oder dich auf harte Behandlung gefaßt zu machen, sobald sich Gelegenheit dazu bietet; ich würde es wünschen, du wähltest das erste, wenn du auch verwandtschaftsbeziehungen mit Helgi bast jeder ist sich selbst der Nächste, wenn man in solche Klemme gerät."

Thorstein sprach: " Soll noch andern die gleiche Wahl gestellt werden, die in Schuld stehen gegenüber den Söhnen des Bolle" Thorgils antwortete: "In gleicher Weise wird Lambi sich zu entscheiden haben." Thorstein sagte, da sehe es schon besser aus, wenn er nicht ganz allein in diese Sache gezogen würde.

Darauf hieß Thorgils Lambi zu sich rufen und bai Thorstein, die Unterredung mit anzuhören, und sprach "Die gleiche Angelegenheit will ich dir gegenüber zur Sprache bringen, die ich Thorstein vorgelegt habe; welche Genugtuung willst du den Söhnen Bollis geben für die Klagegrunde, die sie gegen dich haben; denn es ist uns als Tatsache verbürgt, daß du Bolli mit der Waffe verwundet hast. Dazu kommt, daß du in besonderem Grade von der Schuld betroffen bist, weil du stark dazu aufgereizt bast, daß Bolli getötet werde; freilich warst du auch, wenn man von den Olafssöhnen abgiebt, in besonderem Grade zu entschuldigen." 1 Lambi Sagte, was man von ihm verlange. Thorgils antwortete, daß ihm dasselbe anheim gestellt werde wie Thorstein, teilzunehmen an der Fahrt mit den Brüdern.

Lambi sagte: "Für schlecht halte ich's, mir auf diese Weise den Frieden zu erkaufen, und für unmännlich; ich hin nicht geneigt, an dieser Fahrt teilzunehmen." Da sprach Thorstein: Es ist 1



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durchaus nicht das selbstverständliche, Lambi, sich so einfach dieser Fahrt zu entziehen, denn hier haben große Männer die Hand im Spiel und hochwerte Männer, die der Meinung sind, sie hätten allzu lange sich ihr Recht verkürzen lassen. Es ist mir gesagt von den Söhnen Bollis daß sich zu tatkräftigen Männern entwickeln und voller Stolz sind, sie haben eine große Sache zu verfolgen; wir können auf nichts anderes denken, als daß wir nach einer so schweren Tat uns auf irgend eine Weise lösen. Die Leute werden grade mir dies am meisten zum vorwurf machen wegen meiner verschwägerung mit Helgi. Mir scheint aber doch, als sei es für die meisten menschen das natürliche, alles lieber hinzugeben als das Leben; man muß die Schwierigkeit zuerst abstoßen, die einem am schärfsten auf den Leib rückt."

Lambi sprach:"Das ist leicht zu vernehmen, wohin du treibst, Thorstein. Ich glaube, es wird mir schon recht sein, wenn du dazu rätst; was dir als das einzig mögliche erscheint, wir haben ja von je in allen schwierigen Lagen zusammengehalten. Ich will das zur Bedingung machen, wenn ich mich anschließe, daß meine Verwandten, die Olafssöhne, ruhig sitzen und in Frieden, wenn die Rache an Helgi gelingt. Thorgils versprach das im Namen der Brüder.

Es wurde nun beschlossen, daß Thorstein und Lambi sich Thorgils zu dem Zuge anschließen sollten; sie verabredeten, daß sie am Dienstag in der Frühe in Tunga im Hördatal sein wollten. Darauf schieden sie von einander. Thorgils ritt am Abend beim nach Tunga. Es kam nun die Zeit heran, die sie verabredet hatten, daß sie sich bei Thorgils einfinden sollten, die zu dem Zuge mit ihm ausersehen waren. Am Dienstag vor Sonnenaufgang kamen Thorstein und Lambi nach Tunga, Thorgils nahm sie wohl auf.


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