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Kapitel 

Die Geschichte von den Leuten aus dem Lachswassertal


Mit zwei Beilagen Übertragen von Rudolf meißner

verlegt bei Lugen Diederichs in Jena 1913


59. Snorri gibt Gudrun listige Ratschläge

Gudrun, Osvifrs Tochter, ritt aus von Hause im fünften Sommermonat dieses Jahres und zwar landeinwärts



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in den Talbezirk, sie ritt nach Thykkvawg. Thorleik war damals abwechselnd in Thykkvaskog bei den Armodssöbnen Halldor und Ornate bald war er in Tunga bei Thorgils.

In derselben Nacht noch schickte Gudrun einen Mann zu Snorri dem Goden, daß sie ibn sogleich am Tage darauf sprechen müsse. Snorri brach sofort auf und ritt, nur von einem Mann begleitet, bis er sum Haukatalwasser kam. Ein Felsen steht nördlich des Flusses und heißt Höfdi. Der Platz gehört zum Lande von Lökjarskog. Diese Stelle hatte Gudrun bestimmt, um sich mit Snorri zu treffen. Beide kamen da fast zu gleicher Zeit an. Auch Gudrun hatte nur einen Begleiter, das war Bolli, Bollis Sohn. Er war damals zwölf Winter alt, und voll entwickelt an Kraft und Verstand, so daß es viele gab, die keine vollkommenere Mannheit erreicht hatten, obgleich sie ganz ausgewachsen waren; er trug da auch den Fußbeißer.

Snorri und Gudrun begannen sofort ihre Unterredung, aber Belli und der Mann des Snorri saßen auf dem Felsen und spähten im Umkreis aus nach dem Kommen und Gehen von Leuten.

Und als Snorri und Gudrun sich gefragt hatten, wao eo neues gäbe, da bat Snorri um Auskunft, welcher Anlaß so plötzlich eingetreten sei, daß sie ihm eine so drängende Botschaft gesandt habe. Gudrun sprach: ist wahr, daß für mich dieses Ereignis nagelneu ist, das ich nun vorbringen will, aber doch ist es vor zwölf Jahren geschehen, denn über die Rache für Bolli will ich einiges reden; es kann dir das auch nicht überraschend kommen, denn ich habe dich manchesmal daran erinnert. Ich will auch das hervorheben, daß du mir dazu einige Unterstützung versprochen hast, wenn ich in Geduld warten wollte, aber nun scheint mir die Hoffnung geschwunden zu sein, daß du dich um diese unsere Sache kümmern willst. habe gewartet, so lange ich mich dazu zwingen konnte, aber nun möchte ich guten Rat von Euch haben, welche Richtung die Rache nehmen soll." Snorri Sagte sie, wohin wohl vor allem ihre eigenen Gedanken gerichtet seien. Gudrun sprach: Das ist mein Wille, daß sie nicht alle beil davonkommen, die Olafssöhne." Snorri



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sagte, er müßte es ihr verwehren, die Männer anzugreifen, die die ersten seien im Bezirk, und dazu die nahen verwandten derer, denen die Rache obliegen würde, und das ist die Hauptsache , daß diese Geschlechisausroitung aufhört." Gudrun sprach: Dann soll man Lambi angreifen und töten; so ist einer weggeschafft, der besonders bösen Willen hatte. Snorri antwortete: Es liegt Grund vor gegen Lambi, daß er getötet wird; aber dadurch scheint mir Bolli doch nicht gerächt; und bei den Sühneverhandlungen dann nicht der geziemende Abstand für Bolli gewahrt werden, wenn diese beiden Totschläge einander gleichgestellt würden." Gudrun sprach: "Es kann wohl sein, daß wir die Lachstalleute nicht zu einer gerechten Ausgleichung bringen werden; aber irgend einer soll die volle Buße bezahlen, in welchem Tal er auch wohnen mag. So möge man sich denn dahin wenden, wo Thorstein der Schwarze sitzt, denn keiner hat äch auf eine häßlichere Weise bei dieser Sache beteiligt als er." Snorri erwiderte: "So ist Thorstein schuldig Euch gegenüber, wie die Männer, die bei dem Totschläge an Bolli mitgezogen waren, aber ihn nicht mit der Waffe verletzt haben; doch du läßt jemanden in Ruhe sitzen, bei dem meiner Ansicht nach die Rache von höherer Bedeutung wäre, und der sollt den Tod gebracht hat, ich meine Helgi, Hardbeins Sohn. Gudrun sprach: Wahr ist das, aber ich will nichts davon wissen, daß alle diese Männer in Ruhe sitzen bleiben dürfen, gegen die ich allezeit bisher meinen Haß habe anwachsen lassen." Snorri antwortete: "Ich weiß dafür einen guten Rat. Lambi und Thorstein sollen mit ausziehen mit deinen Söhnen, und es ist für Lambi und den andern ein nicht unbilliger Friedenspreis; aber wenn sie das nicht wollen, werde ich kein Wort mehr für sie einlegen, daß Ihr nicht solche Strafe über sie verhängt, wie es Euch beliebt." Gudrun sprach: Welchen Weg soll ich einschlagen, diese Männer zu dem Zuge zu veranlassen, die du genannt hast: " Snorri erwiderte:"Das soll der besorgen, der den Zug anführen wird." Gudrun sprach: Dazu werden wir deinen Rat bedürfen, den Anführer und Leiter des Zuges zu bestimmen." Da lächelte Snorri und sagte: Du hast dir dazu wohl schon den rechten Mann ausgesucht."



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Gudrun antwortete: "Das redest du mit Bezug auf Thorgils. Snorri sagte, so sei es. Gudrun sprach: "Geredet habe ich hierüber mit Thorgils, und es ist so gut wie vorbei damit, denn er stellte die eine Bedingung, die ich nicht ins Auge fassen mochte. Thorgils weigerte sich nicht, Bolli zu rächen, wenn er meine Zustimmung zur Heirat bekäme aber das ist eine Möglichkeit, die wegfällt, und deshalb werde ich ibn nicht zu diesem Zuge auffordern." Snorri sprach: "Hierzu werde ich dir einen Rat geben. denn ich mißgönne Thorgils diese Fahrt nicht. Du sollst ihm allerdings die Heirat versprechen, aber mit der mehrdeutigen Zusage, daß du mit keinem andern Manne dich vermählen willst, der mit dir hier im Lande ist, 1 als mit Thorgils, und das soll wahr werden, denn Thorkel, Eyjolfs Sohn, ist nun nicht hier im Lande und ihm habe ich die Heirat mit dir zugedacht." Gudrun sprach: "Er wird diesen Haken bemerken." Snorri antwortete: Er wird ibn gewiß nicht bemerken, denn Thorgils ist mehr bekannt wegen seines gewalttätigen Mutes als wegen seines verstandes. Schließe diesen vertrag in Gegenwart einiger weniger Zeugen; laß Halldor, seinen Pflegebruder, dabei sein, aber nicht Ornolf, denn der ist gescheiter; und mir gib die Schuld, wenn das nicht zum Ziele führt."

Damit beendeten Gudrun und Snorri ihr Gespräch und sagten sich einander Lebewohl. Snorri ritt beim und Gudrun nach Thykkvaskog.

Am Morgen darauf ritt Gudrun ab aus Thykkvaskog und ihre Söhne mit ihr; und als sie heimwärts ritten, am Skogarstrand entlang, sahen sie, daß Männer ihnen nachkamen Diese ritten scharf und holten sie schnell ein: das war Thorgils, Hallas Sohn; sie begrüßten einander freundlich. Sie ritten nun alle zusammen weiter nach Helgafell.


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