Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

Die Geschichte von den Leuten aus dem Lachswassertal


Mit zwei Beilagen Übertragen von Rudolf meißner

verlegt bei Lugen Diederichs in Jena 1913


58. Thorkel wird von Grim besiegt, der ihm das Leben schenkt. Snorri gibt dem Thorkel guten Rat

Nun kam Thorkel zu der Hüne und sah da, daß ein Mann am See bei der Mündung eines Baches saß und angelte; der hatte sich den Mantel über den Kopf gezogen. Thorkel stieg ab und hand sein Pferd an der Wand der Hütte fest. Dann ging er vorwärts dem See zu, dorthin, wo der Mann saß. Grim sah den Schatten eines Mannes auf das Wasser fallen und sprang schnell auf. Thorkel war da ganz nahe herangekommen und hieb nach ihm; der Hieb traf den Arm oberhalb des Handgelenkes, und das war keine schwere Wunde. Grim stürzte sich gleich auf Thorkel, und sie begannen miteinander zu ringen; da zeigte sich gleich der Unterschied in der Stärke. Thorkel siel. und Grim warf sich über ihn.

Da Sagte Grim, wer der Mann sei. Thorkel sagte, das ginge ibn nichts an. Grim sprach: "Nun ist es anders gekommen, ab du dir es wohl gedacht hast, denn jetzt ist dein Leben in meiner Gewalt. Thorkel sagte, er würde ihn nicht um Schonung bitten, — denn mir ist das Glück entgegen gewesen. Grim sagte: Unheil genug hab schon angerichtet, wenn ich auch jetzt nichts tue; ein anderes Schicksal wird dir bestimmt sein, als bei diesem unserm Zusammentreten zu sterben, und ich will dir das Leben schenken, du aber lohne es mir; wie du willst.

Sie standen nun beide auf und gingen nach der Hütte zurück. Thorkel sah, daß Grim schwach wurde vom Blutverlust; er



Thule-Bd. 06-180 Geschichten v. Landwassertal Flip arpa

nahm da dm Sköfiiungsstein, bestrich dm Arm Grims und band den Stein gegen die Wunde und sofort hörte aller Schmerz und alles Schwellen der Wunde auf. Sie blieben nun dort die Nacht über.

Am Morgen machte Thorkel reisefertig und Sagte Grim, ob er mit ihm kommen wolle. Er sagte, ja, das wolle er. Thorkel wandte sich nun gleich dem Westlande zu und suchte Eid nicht auf, er unterbrach die Reise nicht, bis er nach Sälingsdalstunga kam. Snorri der Gode begrüßte ibn mit großer Freundlichkeit. Thorkel erzählte ihm, daß sein Unternehmen übel abgelaufen sei. Snorri sagte, gut sei es gegangen, — Grim sieht mir aus wie ein Mann des Glücks; ich will, daß du dich in allem guten mit ibm auseinandersetzest. Es wäre das nun mein Rat, Freund, daß du deine Kauffartei aufgibst und dir hier eine Hofstelle und eine Frau besorgst und ein Häuptling wirst, wie es deiner Abkunft entspricht." Thorkel antwortete: Oft sind Eure Ratschläge zu meinem Glück ausgeschlagen ," und er Sagte, ob Snorri daran gedacht habe, um welche Frau er werben solle. Snorri antwortete: Du sollst um die Frau werben. die die beste Partie ist, und das ist Gudrun, Osvifrs Tochter." Thorkel sagte, das sei wahr, diese Heirat sei eine ansehnliche Sache; "aber schweres Bedenken machen mir ihre Leidenschaftlichkeit, sagte er, "und ihre trotzigen Gedanken; sie wird Rache verlangen für ihren Gatten Bolli. Da scheint mir Thorgils. der Sohn der Halla, mit ihr im Einverständnis zu sein, und es könnte geschehen, daß ihm unsere Absicht nicht besonders gefiele; aber Gudrun ist ganz nach meinem Sinn."

Snorri sprach: Ich will mich dazu verpflichten, daß dir von Thorgils kein Ungemach geschieht, und ich glaube erwarten zu können, daß eine entscheidende Wendung in bezug auf die Rache für Bolli eintreten wird. ehe das nächste Halbjahr vergangen ist." Thorkel erwiderte: Es kann ja sein, daß das nicht leere Warte sind, was du da redest; aber wegen der Rache für Bolli kann jetzt nichts anderes mir denken als vorher, es sei denn, daß einige größere Häuptlinge eingreifen. Snorri sprach: Es ist mir ganz recht, wenn du im Sommer



Thule-Bd. 06-181 Geschichten v. Landwassertal Flip arpa

noch einmal ausfährst; wir werden unterdessen sehen, was sich ereignen mag." Thorkel sagte, so solle es sein, und damit schieden sie von einander.

Thorkel fuhr über den Breidifjord hinüber zu seinem Schiff. Er nahm Grim mit sich auf die Reise. Sie hatten guten Wind zur Sommerszeit und erreichten Norwegen im Süden. Da sprach Thorkel zu Grim: " Dir ist bekannt, welche Verwicklungen und Ereignisse uns beide zusammengeführt haben, ich brauche das nicht zu erzählen; nun möchte ich gern, daß unsere verbindung mit weniger Fährlichkeiten sich löse, als es in einer gewissen Zeit mit uns ausschaute; als wackeren Mann hab' ich dich erprobe, und deshalb will ich mich zum Schluß so mit dir auseinandersetzen, als hätte ich niemals feindlichen Sinn gegen dich gehabt. Ich werde dir soviel Handelsware geben, daß du mit Ehren in die Gesellschaft wackerer Männer eintreten kannst, aber laß dich nicht im Norden nieder hierzulande , denn manche verwandte Eids sind als Kauffahrer unterwegs, die feindliche Gesinnung gegen dich haben." Grim dankte ihm für diese Worte und sagte, er hätte niemals so viel zu erbitten gewagt, als ihm da geboten würde. Zum Abschied gab ihm Thorkel gute Kaufmannsware. Das sagten viele, daß er mit großartiger Gesinnung gehandelt habe Darauf fuhr Grim ostwärts nach der Wik und ließ sich dort nieder; er erwarb sich da Anerkennung ab ein tüchtiger Mann, und damit endet die Erzählung von Grim.

Thorkel war in Norwegen den Winter über und galt da als ein Mann von Bedeutung er war sehr reich an Gut und von ungewöhnlicher Tatkraft.

Nun müssen wir uns für einige Zeit von ihm abwenden und uns hinüber nach Island begeben und hören, was da neues vor sich ging, während Thorkel im Auslande war. 1


Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt