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Kapitel 

Die Geschichte von den Leuten aus dem Lachswassertal


Mit zwei Beilagen Übertragen von Rudolf meißner

verlegt bei Lugen Diederichs in Jena 1913


48. An der Schwarze hat einen bösen Traum

Kjartan blieb Mittwoch nach Ostern in Hol; da war große Unterhaltung und Fröhlichkeit. In der Nacht darauf geberdete sich 'Un übel im Schlafe, und man weckte ihn auf. Sie Sagten ihn, was er geträumt habe. Er antwortete: Eine Frau kam su mir, greulich. und riß mich über die Bettkante; sie hatte ein großes Messer in der einen Hand und einen Trog in der andern; sie setzte mir das Messer an die Brust und schnitt mir den ganzen Leib auf, und nahm das Eingeweide heraus und stopfte dafür Reisig hinein. Dann ging sie zur Tür hinaus, sagte An. Kjartan und die andern lachten sehr über den Traum und sprachen, er solle nun An Reisigmagen heißen; sie griffen ihm an den Leib und sagten, sie wollten fühlen, ob er Reisig im Magen habe.

Da sprach Aud: "Es ist nicht recht, hierüber so sehr zu spotten ich rate zum besten, wenn ich Kjartan bitte, entweder bier



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länger zu verweilen, oder wenn er reiten will, dann reite er mit mehr Begleitung von hier fort als er hergebracht hat." Kjartan sprach: Es wird dahin kommen, daß ihr An Reisigmagen nach einen Mann von gewichtigen Worten haltet, wenn ihr noch einige Tage im Gespräch mit ibm zusammensitzt , da euch das wie eine Offenbarung erscheint; was er träumt; aber doch werde ich abreisen, wie ich es mir vorgenommen hatte, trotz dieses Traumes."

Kjartan machte (ich früh auf am Donnerstag in der Osterwoche , und mit ihm Thorkel Hündlein und sein Bruder Knut nach dem Rate Aud. Sie ritten mit Kjartan seines Weges, im ganzen zwölf zusammmen. Kjartan kam an Hvitatal vorüber und forderte die Schuld ein für Thorhalla die Gesprächige, wie er ihr versprochen hatte. Dann ritt er südwärts ins Svinatal.

rao geschah zu Laugar im Sälingstal, daß Gudrun früh auf den Füßen war, gleich nach Sonnenaufgang. Sie ging dorthin, wo ihre Brüder schliefen; sie faßte Ospak an. Er wachte gleich davon auf und ebenso einige von den andern Brüdern. Und als Ospak seine Schwester erkannte; fragte er sie, was sie wolle, daß sie so auf den Füßen sei. Gudrun sagte, sie wolle wissen, was sie an dem Tage vorzunehmen gedächten. Ospak sagte, sie würden sich wohl ruhig halten, — " es gibt jetzt wenig zu tun. Gudrun sprach: "Gut würde eure Gemütsart sein, wäret ihr Töchter irgend eines Bauern, 1 so daß von euch aus niemandem Nutzen oder Schaden geschieht; aber solche Schmach und Schande wie euch Kjartan angetan hat, da schlaft ihr ganz ruhig, obgleich er hier am Hofe vorbeireitet mit einem einzigen Begleiter. Diese Männer haben soviel Gedächtnis wie Schweine. Ich gebe auch die Hoffnung auf, daß ihr euch dazu aufraffen solltet, Kjartan in seinem Hofe anzugreifen, da ihr es nicht wagt, ihn jetzt zu treffen, wo er mit einem oder zwei Mann unterwegs ist, aber ihr sitzt daheim und habt zuversichtliche Worte und seit doch immer so viele bei einander."Ospak sagte, sie nehme es so leidenschaftlich, aber man könne schwer dem etwas entgegnen, und sprang sogleich auf und kleidete üch an



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und mit ihm alle andern Brüder. Darauf rüsteten sie sich, Kjartan aufzulauern.

Da bai Gudrun Bolli, an der Fahrt teilzunehmen. Bolli sagte, das ginge nicht an wegen seiner verwandtschaft mit Kjartan und stellte ihr vor, wie liebevoll Olaf ihn selbst aufgezogen habe. Gudrun antwortete: "Du sprichst wahr, und dir ist es vom Glück versagt, so zu handeln, daß es von allen gebilligt wird, aber mit unserem Eheleben ist es zu Ende, wenn du dich dieser Fabri entziehst." Und unter dem Einflusse von Gudruns Reden steigerte sich Bolli immer mehr hinein in den Groll und die Feindschaft gegen Kjartan und waffnete sich schnell, und es waren nun neun zusammen: die fünf Söhne des Osvifr, Ospak und Helgi, Vandrad und Torrad, Thorolf, als sechster Bolli, der siebente Gudlaug, der Schwestersohn des Osvifr, ein sehr vielversprechender Mann. Dazu kamen Odd und Stein, die Söhne der Thorhalla der Gesprächigen.

Sie ritten nach dem Svinatal und hielten bei der Schlucht, die Hafragil 1 heißt; da fesselten sie die Pferde und setzten sich nieder. Bolli war schweigsam die Zeit über und lag oben am Rande der Schlucht.

Als Kjartan mit seinen Begleitern südwärts durch Mjosyndi 2 gekommen war und das Tal anfing breiter zu werden, sagte Kjartan, daß Thorkel und die andern umkehren sollten. Thorkel sagte, er wolle so weit reiten, bis das Tal aufhöre. Und als sie weiter bis zu den Sätern 3 gekommen waren, die Nordsäter heißen, da sagte Kjartan zu den Brüdern, daß sie nun nicht weiter reiten sollten —, "nicht soll Thorolf der Dieb darüber lachen, daß ich es nicht wagte, ohne großes Gefolge meines Weges zu reiten." Thorkel Hündlein antwortete: Wir wou leu dir nun nachgeben und nicht weiter reiten, aber bereuen werden wir es, daß wir nicht zur Stelle sind. wenn du beute Männer nötig bast." Da sprach Kjartan: "Nicht wird mein 1 Bocksschlucht; sie schneidet in die Ostseite des Tales ein, nahe der Talmündung. Bolli liegt oben an der nördlichen Kante, von wo aus er nach Norden das Svinatal übersehen kann. 2 Schmaler Sund, Einengung des Tales, zugleich Wassrscheide. 3 Jetzt das Svinatal unbewohnt, die Stelle des im nächsten Kapitel erwähnten Hofes Hafratlndar (Bockszinnen) ist unbekannt.



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Vetter Bolli einen Anschlag auf mein Leben unternehmen; aber wenn die Söhne des Osvifr mir auflauern, da ist es noch nicht gesagt, welche Partei von dem Ausgang wird erzählen können, wenn ich es auch mit Übermacht zu tun bekomme." Darauf ritten die Brüder ihres Weges zurück.


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