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Die Geschichte von den Leuten aus dem Lachswassertal


Mit zwei Beilagen Übertragen von Rudolf meißner

verlegt bei Lugen Diederichs in Jena 1913


41. König Olaf sendet Thangbrand nach Island

Kalf, der Sohn des Asgeir, ging zu Kjartan und fragte ihn, was seine Pläne seien für den Sommer. Kjartan antwortete: "Ich dachte in erster Linie daran, daß wir mit unserm Schiff nach England fahren sollten, denn da ist jetzt ein guter Markt für christliche Kauffahrer. Doch will ich mit dem Könige reden, ehe ich mich dazu fest entschließe, denn es schien ihm gar nicht zu gefallen. als ich vor kurzem mit ihm von meiner Abreise sprach." Darauf ging Kalf fort und Kjartan begab sich zum Könige und begrüßte ihn ehrerbietig. Der König empfing ihn freundlich und fragte ihn, was er mit seinem Gefährten besprochen habe. Kjartan berichtete, was ihr vorläufige Plan sei, sagte aber, er komme zunächst zum Könige, sich Erlaubnis zur Abreise zu erbitten. Der König antwortete: Ich will dich abreisen lassen, Kjartan, wenn du im Sommer nach Island fährst und das Volk zum Christentum bringst, mit Gewalt oder mit andern Mitteln; sollte dir aber diese Unternehmung zu schwierig scheinen, so will ich dich unter keinen Umständen aus der Hand lassen, denn ich meine



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es passe besser für dich, im Dienste hochstehender Männer zu stehens als dich hier in einen Kaufmann zu verwandeln. Kjartan wollte lieber beim Könige bleiben als nach Island fahrni und dort den Glauben verkünden, er sagte, er habe keine Neigung, gewalttätig gegen seine Verwandten vorzugehen, — es ist auch wahrscheinlicher bei meinem Vater und anderen Häuptlingen, die meine nahen Verwandten sind, daß sie umso weniger hartnäckig deinem Willen sich widersetzen werden, wenn ich in ehrenvoller Stellung in deinem Dienste stehe, Der König sagte: Das ist verständig und vornehm gedacht, Der König schenkte Kjartan einen ganzen, neu zugeschnittenen Scharlachanzug. Er paßte ihm gut, denn man sagt, daß sie gleich große Männer gewesen sind, wenn sie sich messen ließen, König Olaf und Kjartan.

König Olaf sandte nach Island seinen Gefolgschaftspriester, der Thangbrand 1 hieß. Er kam mit seinem Schiff in den Alptafjord 2 und war den Winter über bei Hall von Sida 3 in Thvatta und verkündete den Leuten den Glauben, sowohl mit freundlicher Rede als mit harten Strafworten. Thangbrand erschlug zwei Männer, 4 die besonders eisig gegen ihn sprachen. Hall nahm den Glauben an im Frühling und wurde getauft am Samstag vor Ostern und mit ihm sein ganzes Haus; und da ließ sich Gizor der Weiße 5 taufen und Hjalti, der Sohn des Skeggi, und viele andere Häuptlinge; aber doch waren die viel zahlreicher, die dagegen sprachen, und die Spannung zwischen den Heiden und Obristen fing an gefährlich zu werden; die Häuptlinge beschlossen untereinander, Thangbrand zu töten und alle, die ihm Unterstützung gewähren würden. vor diesem



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drehenden Angriff sich Thangbrand nach Norwegen und kam zu König Olaf und berichtete ihm, wie es ihm auf seiner Fahrt ergangen sei, und sagte, er glaube nicht, daß man das Christi wm annehmen werde auf Island. Der König wurde darüber sehr zornig und sagte, er meine, viele Isländer würden das empfindlich zu fühlen haben, wenn sie nicht vorher von selbst zu Verstande kämen.

In demselben Sommer wurde Hjalti, der Sohn des Skeggi, auf dem Thinge wegen Gotteslästerung geächtet. Die Klage hatte erhoben Runolf, 1 Ulfs Sohn, der in Dal unter den Eyjafiöll wohnte, ein sehr großer Häuptling. In demselben Sommer verließ Gizor Island und Hjalti mit ihm; sie landeten in Norwegen und begaben sich sofort zu König Olaf. Der König nahm sie gut auf und sagte, sie hätten daran recht getan, außer Landes zu gehen, und lud ein, bei ihm zu bleiben, und das nahmen sie an. Da war Sverting, der Sohn des Runolf von Dal, den Winter über in Norwegen gewesen und wollte nun im Sommer nach Island fahren; sein Schiff lag völlig segelfertig an der Hafenbrücke und wartete auf Fahrwind. rer König verbot ihm die Ausreise, er sagte, kein Schiff solle nach Island segeln diesen Sommer. Sverting ging vor den König und trug seine Sache vor, bat um Reiseerlaubnis und sagte, es käme für ihn viel darauf an, daß sie nicht die Ladung wieder aus dem Schiffe schaffen müßten. Der König sagte und war zornig: Gut ist's, daß der Sohn des Götzendieners dort bleiben muß, wo es ihm unbehaglich ist," und Sverting durfte nicht abreisen. Den Winter über ging gar nichts vor.

Im Sommer darauf sandte der König Gizor den Weißen, und Hjalti, den Sohn des Skeggi, nach Island, um aufs neue den Glauben zu verkünden, und behielt vier Männer als Geiseln zurück, Kjartan, Olafs Sohn, Halldor, den Sohn Gudmunds des Mächtigen, 2 und Kolbein, 3 den Sohn des Thord,



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des Freypriesters, und Sverting, den Sohn des Runolf p- Dal. Da beschloß auch Bolli mit Gizor und Hjalti fahren, Er suchte seinen Vetter Kjartan auf und sprach: "Ich bin nun entschlossen zur Abreise; ich würde auf dich noch den nächsten Winter warten, wenn im Sommer darauf deine Abreise weniger unsicher wäre als jetzt. Aber ich glaube es vorauszusehen, daß der König dich um keinen Preis freigeben wird, und bin überzeugt, du machst dir wenig aus dem, was es in Island an Unterhaltung gibt, so lange du neben Ingibjörg, 1 der Schwester des Königs, im Gespräch sitzen kannst." Sie war damals am Hofe König Olafs und die schönste von allen Frauen im Lande. Kjartan antwortete: "Was redest du da für Zeug: Du sollst unsern verwandten meine Grüße bringen und ebenso unsern Freunden."


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