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Kapitel 

Die Geschichte von den Leuten aus dem Lachswassertal


Mit zwei Beilagen Übertragen von Rudolf meißner

verlegt bei Lugen Diederichs in Jena 1913


38. Olaf veranlaßt seinen Bruder Thorleik auszuwandern

Nun ist von Stigandi zu erzählen. Er hauste in den Odmarken und wurde gefährlicher Räuber. Thord hieß ein Mann, er wohnte in Hundatal; er war ein wohlhabender Mann aber kein Häuptling. Eines Sommers bemerkte man in Hundatal, daß das vieh wenig Milch gab; eine Frau besorgte



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da das vieh. Man fand nun heraus, das die Frau Kostbarkeiten in ihren Besitz bekam und daß sic oft lange verschwunden war, ohne daß man wußte, wo sie sich aufhielt. Der Bande Thord ließ sie zur Aussage swingen; und als bedroht wurde, sagte sie, ein Mann treffe sich mit ihr: ist groß", sagte sie " und ich finde ihn gut aussehend. Da fragte Thord, ob dieser Mann sie bald wieder besuchen würde. Sie sagte, sie glaube, daß es bald geschehen würde. Darauf begab sich Thord zu Olaf und zeigte ihm an, daß Stigandi sich da in der Nähe aufhalten müsse, er bai ihn, mit seinen Leuten zu kommen und ihn festzunehmen. Olaf war sofort bereit und ritt nach Hundatal; die Magd wurde zum Verhör herbeigeholt. Olaf fragte sie, wo Stigandis Behausung sei, sie sagte, das wisse sie nicht. Olaf versprach ihr nun Geld, wenn sie ihnen Stigandi in die Hände lieferte. Der Handel wurde abgeschlossen.

An demselben Tage ging sie zu ihrer Herde. Da kam Stigandi zu ihr. Sie begrüßte ihn freundlich und erbot sich, ihm die Haare su durchsuchen. Er legte seinen Kopf in ihren Schoß und schlief bald ein. Da sog sie sich unter seinem Kopfe hervor und eilte zu Olaf und sagte ihm, wie es stünde. Sie machten sich nun auf den Weg zu Stigandi und beredeten untereinander; daß es mit ihm nicht so geschehen solle wie mit seinem Bruder: er solle nicht so viel ansehen dürfen, daß da ein Schaden geschähe. Sie nahmen nun einen Sack und zogen ibm den übern Kopf. Stigandi erwachte dabei und versuchte erst gar keinen Widerstand, denn es waren viele gegen einen. Es war ein Riß in dem Sack, und Stigandi gelang es, auf der einen Seite einen Blick auf den Bergabhang zu werfen. Da war schöner Boden und dichter Graswuchs. Es war nun gerade so, als käme ein Wirbelwind darüber und kehrte den Boden um, so daß dort niemals mehr Gras gewachsen ist. Der Platz heißt nun Brenna. Darauf schlugen sie Stigandi mit Steinen zu Tode, er wurde dort unter einem Steinhaufen geborgen. Olaf belohnte die Magd gut und gab ihr die Freiheit. und oic kehrte mit ihm nach Hjardarholt zurück.

Hallbjörn Schleifsteinauge trieb an aus der Brandung, kurze Zeit darauf, nachdem man ihn ertränkt hatte. Die Stelle heißt



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Knarrarnes, wo man ihn unter einen Steinhaufen legte. Er ging viel um. Ein Mann wird erwähnt; der Thorkel Glatzkopf hieß. Er wohnte in Thykkvaskog auf seinem väterlichen Hof. Er war ohne alle Furcht und sehr stark. Eines Abends vermiste man eine Kuh in Thykkvaskog; Thorkel ging aus, sie zu suchen und ein Knecht mit ihm. Es war nach Tagesende und Mondschein. Thorkel sagte, sie wollten in verschiedener Richtung suchen. und als Thorkel allein war, schien es ihm, als sehe er die Ruh vor sich auf einer Halde; als er aber näher kam, war es Schleifsteinauge und nicht die Kuh. Sie griffen sich an mit furchtbarer Gewalt. Hallbjörn versuchte sich loszuwinden, und ehe Thorkel sich des mindesten versah, glitt er ihm unter den Händen in die Erde nieder. Darauf kehrte Thorkel heim. Der Knecht war auch heimgekommen und hatte die Kuh gefunden. Seitdem tat Hallbjörn keinen Schaden mehr.

Thorbjörn Skrjup war damals gestorben und ebenso Melkorka, sie liegen beide unter einem Grabmal im Lachswassertal, und ihr Sohn Lambi saß nach ihnen auf dem Hof. Er war ein sehr streitbarer Mann und sehr vermögend. Lambi galt bei den Leuten mehr als sein Vater wegen seiner mütterlichen Verwandten . Das verhältnis unter den verwandten war gut.

Es verging nun der nächste Winter nach dem Tode Kotkels. Im Frühjahr darauf trafen sich die Brüder Olaf und Thorleik ; Olaf fragte, ob Thorleik vorhabe, seinen Hof festzuhalten. Thorleik antwortete, so sei es. Olaf sprach: Darum möchte ich Euch bitten, Bruder, daß Ihr Eure Wirtschaft hier aufgeht und auswandert. Du wirst als ein angesehener Mann gelten, wohin du auch kommst; ich vermute aber von unserm Oheim Hrut, daß er nach dem, was zwischen euch vorgefallen ist, dir bittre Feindschaft geschworen hat. Ich möchte es nicht länger darauf ankommen lassen, daß ihr euch so nahe sitzt; Hrut ist mächtig, seine Söhne sind alles stolze und streitbare Gesellen; ich würde als verwandter in eine schlimme Lage kommen, wenn ihr im Bösen aneinander gerietet, beide mir verwandt." Thorleik sprach: Ich habe keine Angst, daß es mir nicht gelingen sollte, mich aufrecht zu halten vor Hrut und seinen



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Söhnen, und deshalb würde ich das Land nicht verlassen, Aber wenn dir daran so viel liegt, Bruder, und du fürchtest, dadurch in große Verlegenheit zu kommen, so will ich es gern tun um deines Wunsches willen, denn mir gefiel mein Leben am besten, so lange ich im Ausland war; ich weiß auch, daß du nicht weniger gut zu meinem Sohne Bolli sein wirst, wenn ich nicht mehr in der Nähe bin, und ihn habe ich am liebsten auf der Welt." Olaf antwortete: "Du handelst richtig in dieser Sache, wenn du meiner Bitte nach gibst; was Bolls angeht, gedenke ich mich in Zukunft zu verhalten wie bisher, und gegen ihn nicht anders zu sein als gegen meine eignen Söhne." Darauf schieden die Brüder von einander in großer Freundlichkeit. Thorleik verkaufte nun seine Güter und versah sich mit Geld zur Auswanderung. Er kaufte ein Schiff, das in Dagverdarnes auflag. Und als er mit allem fertig war, ging er an Bord mit seiner Frau und seinem ganzen Hausgesinde. Das Schiff batie gute Fahrt und sie kamen im Herbst nach Norwegen. von da reiste er südwärts nach Dänemark, denn es wollte ihm in Norwegen nicht mehr gefallen; seine Verwandten und Freunde waren gestorben, einige auch aus dem Lande vertrieben. Dann segelte Thorleik nach Götaland. Es wird allgemein erzählt, daß Thorleik kein hohes Alter erreichte, aber sehr angesehen war, so lange er lebte. Und damit schließen wir die Erzählung von Thorleik.


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