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Die Geschichte von den Leuten aus dem Lachswassertal


Mit zwei Beilagen Übertragen von Rudolf meißner

verlegt bei Lugen Diederichs in Jena 1913


34. Gudruns erste Ehe

Thorvald hieß ein Mann, der Sohn Halldors. des Goden von Garpstal. Er wohnte auf Garpstal am Gilsfjord, 1 ein reicher Mann. aber kein besonderer Held. Er hielt um Gudrun,



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die Tochter des Osvifr, auf dem Allthing an, als sie fünfzehn Jahre alt war. Dieser Antrag wurde nicht von der Hand gewiesen, doch sagte ihm Osvifr, es müsse bei den Bedingungen sum Ausdruck kommen, daß er Gudrun nicht ebenbürtig sei. Thorvald antwortete nachgiebig, er sagte, er werbe um die Frau, nicht um das Geld. Darauf wurde Gudrun dem Thorvald verlobt, und Osvifr bestimmte allein den Heiratovertrag; und es wurde ausgemacht, das Gudrun allein das vermögen verwalten solle, sobald sic in ein Bett gekommen wären, und die Hälfte des Ganzen solle ihr Eigentum sein, ob nun ihre Ehe kürzere oder längere Zelt bestünde. Ferner solle er verpflichtet sein, ihr Schmuck und Frauensachen zu kaufen, in dem Maße, daß keine gleichvermögende Frau besser ausgestattet wäre als sie, doch solle er natürlich deshalb den Hof nicht zugrunde richten. Die Leute ritten nun heim vom Thinge.

Gudrun wurde bei dieser ganzen Sache nicht gefragt, doch verhehlte sie ihr Mißfallen nicht, es blieb aber ruhig. Die Hochzeit fand Ende des Soma)1ers in (Garpsbtal statt. Wenig Neigung hatte Gudrun für Thorvald und war beschwerlich in der Anschaffung von Frauensachen. Da gab es keine noch so kostbaren Stücke in den Westfjorden, daß nicht Gudrun es angemessen hielt, sie in ihren Besitz zu bringen, und sie zeigte sich feindselig gegen Thorvald, wenn er sie nicht kaufte, wie viel sie auch kosten mochten.

Thord, der Sohn der Ingunn, machte sich vertraut bei Thorvald und Gudrun und war viel bei ihnen. Da gab es großes Gerede darüber, daß zwischen Thord und Gudrun ein Liebesverhältnis bestehe.

Es geschah einmal, daß Gudrun Thorvald um Anschaffung von Frauensachen anging. Thorvald sagte, sie wisse nicht, was Maß sei und gab ihr einen Backenstreich. Da sprach Gudrun: "Nun hast du mir das gegeben. was wir Frauen für sehr wichtig halten, daß wir es nach Wunsch besitzen, nämlich eine gute Gesichtsfarbe, und du hast mir eine Lehre gegeben, dich nicht mehr durch meine Ansprüche zu belästigen " Am selben Abend kam Thord dorthin, Gudrun erzählte ihm, wie schmählich sie behandelt worden sei, und Sagte ihn, wie sie



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das vergelten solle. Thord lächelte und sagte: Dafür weiß ich einen guten Rat. Mach' ihm ein Hemd mit einem Halsausschnitt, der zur Scheidung genügt, 1 und erkläre dann aus diesem Grunde die Scheidung. Gudrun antwortete nichts darauf, und sie brachen das Gespräch ab.

Im Frühling darauf erklärte Gudrun, daß sie sich von Thorvald scheide, und kehrte nach Laugar zurück. Darauf wurde die Vermögensteilung zwischen Thorvald und Gudrun vorgenommen, und sie bekam die Hälfte des ganzen Vermögens und hatte nun mehr als vorher. Zwei Winter waren sie zusammen gewesen.

In demselben Frühjahr verkaufte Ingunn ihr Land am Kroksfjords 2 wo Ingunnarstadir liegt, und zog westwärts nach Skalmarnes. 3 Sie war mit Glum, dem Sohne des Geiri, verheiratet gewesen, wie oben geschrieben ist. In dieser Zeit wohnte der Gode Hallstein auf Hallsteinsnes westlich von Thorskafjord. 4 Er war ein mächtiger Mann und von mittlerer Beliebtheit.


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